Vorab
Band 1/3 enthält zahlreiche Begriffe, Bezeichnungen, Namen von Personen und Organisationen, historische Bezüge, Hinweise auf Gesetze und eine Kritik an der Normalität des Schreckens. Es beschreibt Entwicklungen, stellt Zusammenhänge her, verweist auf Bedrohungen, deckt Hintergründe und Verbindungen auf, hinterfragt und erlaubt Neues zu entdecken. Es klärt auf.
In alphabetischer Anordnung können die Stichwort-Beiträge Seite für Seite gelesen werden. Kursiv gekennzeichnete Wörter verweisen auf einen entsprechenden Eintrag an der alphabetisch jeweils betreffenden Stelle. Bei der Lektüre lassen sich dadurch je eigene Schneisen durch den Wörterbuch-Dschungel schlagen. Das ist ratsam, weil es die komplizierten Beziehungen in vertikaler und horizontaler Hinsicht begreifbar und leichter durchschaubar macht.
Die Artikel zu den Stichwörtern geben in knapper Form den aktuellen Stand des Wissens und der Forschung wieder. Auf diese Weise ist es möglich, die verschiedenen, auch sich überschneidenden Verbindungslinien begrifflicher, institutioneller und personeller Art in der gesamten Breite und Komplexität des Geschehens zu erfassen – und in ihrer Ungeheuerlichkeit, nicht zuletzt was die offenen und untergründigen Bezüge zum geschichtlichen Nationalsozialismus und Faschismus betrifft.
Die Stichworte des Wörterbuchs sind von handlungstheoretischer Bedeutung. Diese erschließt sich aus dem Geflecht der Akteure und ihrer ideologischen (weltanschaulichen, kulturellen, wissenschaftlichen, propagandistischen usw.) Herangehensweise an die politischen, gesellschaftlichen und ökonomischen Herausforderungen der Gegenwart.
Was dabei unterhalb der Oberfläche des Sicht- und Erkennbaren bleibt, ist der strukturelle Gesamtzusammenhang, wie er von Marx in der Kritik der Politischen Ökonomie analysiert und dargestellt worden ist. Das gilt es bei der Lektüre zu beachten, und insofern bilden die Wörterbuch-Stichworte immer nur die halbe Wahrheit ab. Die ganze Wahrheit resultiert aus der Analyse der kapitalistischen Produktionsweise, die auf eine Maximierung der Gewinne ausgerichtet ist.
Wo diese an Grenzen stößt bzw. wenn die Profitrate zu sinken droht, wird aus struktureller und systemischer Sicht Krisen-Alarm ausgelöst. Dieser hat politische Folgen, führt zu ökonomischen, auch finanzwirtschaftlichen Umstellungen und wirkt sich gesellschaftlich in Gestalt von Verelendung, Spaltung und Brutalisierung aus. Die Umstellungen in politisch-ökonomischer Hinsicht zeigen sich bei der erneuten, post-neoliberalen Verzahnung von Staat und Wirtschaft. Diese ist erkennbar im Rahmen der politischen Bevorzugung bestimmter Industriezweige (Pharma-, Digital-, Rüstungs- und Klima-Industrie), angesichts der Privatisierung und Kommerzialisierung des öffentlichen Dienstleistungssektors (Sozial-, Bildungs- und Gesundheitswesen), hinsichtlich der Veränderungen in der Landwirtschaft und bei der Nahrungsmittelherstellung (Enteignung der Bauern, Künstliche Lebensmittel), bei der Verschlechterung der Lebensbedingungen (Armut, Wohnungsnot, Verteuerung), sowie im Rahmen der Verwüstungen durch Kriege und in Erwartung des künftigen Wiederaufbaus der zerstörten Infrastrukturen. Als eine Art Gegenleistung beteiligen sich die Digitalkonzerne an der Bevölkerungskontrolle und der staatlichen Zensur. Die Klima-Industrie schürt die Angst vor dem „menschengemachten“ Weltuntergang. Kriege versetzen die Menschen in Angst und Schrecken. Die Pharmaindustrie hat mit Hilfe der Medien ein schockierendes Pandemie-Szenario entworfen. Die Politik hat dieses zum Anlass genommen, die demokratischen Grundrechte einzuschränken und den autoritären Polizeistaat einzuüben.
Die Oberflächen-Verhältnisse, über die das Wörterbuch kritisch berichtet, sind im Fluss. Sie verändern sich ständig. Das ist einer der Gründe, warum es wichtig ist, die Entwicklungsprozesse und die Richtung, die sie nehmen, kritisch zu begleiten. Das Wörterbuch beleuchtet die gegenwärtigen Verhältnisse, nicht das Kommende. Es wurde auch nicht in der Absicht erarbeitet, das Gefühl der Ohnmacht zu verstärken. Sein Inhalt – in Summe als „Bunter Totalitarismus“ bezeichnet – ist zwar makaber und katastrophal. Aber noch erschreckender wäre es, die Verhältnisse erst im Nachhinein, wenn es zu spät ist, als bunt-totalitär zu erkennen und zu verurteilen. Die Frage, ab wann es zu spät ist, bleibt offen.
Mit dieser in die Zukunft gerichteten Bemerkung ist die Hoffnung verbunden, dass das Wörterbuch unter dem Radarschirm der in den Beiträgen thematisierten Bedrohungen bleibt; dass es nicht zum Gegenstand von Zensur und politischer Justiz oder verboten wird. Nur solange kritische Aufklärung möglich und ungehindert zugänglich ist, hat das Bekämpfen der die gesamte Menschheit bedrohenden Rückentwicklung, die sich als vorwärtsgerichtet tarnt, Aussicht auf den Sieg
in Freiheit, Frieden, Fortschritt und Glück.
Die Bände 2 und 3 des Wörterbuches sind in Arbeit.
Auszug aus Band 1 (A bis H)
Alternativlos
Autoritäres Nonsens-Wort; 2010 zum „Unwort des Jahres“ erklärt; zutreffende Begründung der Jury: „Das Wort suggeriert sachlich unangemessen, dass es bei einem Entscheidungsprozess von vornherein keine Alternativen und damit auch keine Notwendigkeit der Diskussion und Argumentation gebe.“ – Ab 2009 Devise von Bundeskanzlerin Angela Merkel und anderer Regierungsmitglieder. Die Verwendung des Slogans verweist auf ein technokratisches, tendenziell autoritäres Politikverständnis und erfolgt in der Absicht, eine getroffene politische Entscheidung als die einzig mögliche jedem Widerspruch und jeder Diskussion zu entziehen. Vorausgegangen war der Popularisierung von „alternativlos“in Deutschland die „Basta“-Devise von Bundeskanzler Schröder und in Großbritannien der politische Slogan „There ist no alternative“(„Es gibt keine Alternative“) der konservativen Premierministerin Margret Thatcher. Sie boxte mit dieser Parole (abgekürzt: TINA) eine „neoliberale“ Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik durch, sprich: den Abbau des Sozialstaates bei gleichzeitig konservativen Gesellschaftsvorstellungen. – Alternativloses Basta-Denken und das autoritäre Politikverständnis ohne Duldung von Widerworten haben ihre Vorläufer im NS-Totalitarismus.
Biologisierung
Reduktion menschlichen Lebens und der Naturprozesse auf die ausschließlich biologische Dimension – d. h. unter Aussparung politischökonomischer, soziologischer, psychologischer und spiritueller Momente. Dem fortlaufenden Prozess der Biologisierung in Form der Biotechnik entspricht auf gesamtgesellschaftlicher Ebene die immer weiter fortschreitende Tendenz der ökonomischen und kommerziellen Unterwerfung der Gattung Mensch (einschließlich der menschlichen Zellen und Gene), der Tiere und der natürlichen Umwelt unter die Gesetzmäßigkeiten der kapitalistischen Mehrwert-Produktion und Gewinn-Maximierung. – Die Grundelemente der Biologisierung überschneiden sich mit den Basiskategorien der Rassenideologie (Rassismus), erscheinen im Unterschied dazu aber weniger „erbgesundheitlich“ aufgeladen, sondern evidenzbasiert. Obwohl die Rassenlehre des Nationalsozialismus nach dessen Besiegung als Teil der „unwissenschaftlichen“ NS-Ideologie verworfen wurde, kehrt sie im „wissenschaftlich“-szientistischen Gewand der eindimensionalen Reduktion des Menschen auf seine biologische Existenz wieder. Siehe Szientismus.
Bunter Totalitarismus
Kritischer Begriff für ein Totalitarismuskonzept, das sich ideologisch und systemisch als bunt und „antifaschistisch“ tarnt. Ideologisch propagiert es eine gesellschaftliche Öffnung („Willkommenskultur“) und fördert die politisch angepassten Teile der Zivilgesellschaft und ihrer Nichtregierungsorganisationen. Hingegen negiert es weitgehend sowohl sozialstrukturelle Differenzen (Klassenstruktur) als auch biologische Unterschiede (Genderdebatte). Ferner leugnet das bunt-totalitäre Konzept den Stellenwert der kulturellen Traditionen von Gesellschaften. Durch das Beschwören der Brandmauer-Abgrenzung gegenüber dem Retrofaschismus ist der Bunte Totalitarismus in der Lage, seinen im Kern autoritären Charakter zu verbergen bzw. von ihm abzulenken. Systemisch basiert der Bunte Totalitarismus auf Elementen der Scheindemokratie, der digitalen Überwachung, des sich „freiwillig“ gleichschaltenden Mainstream-Journalismus, der multikulturellen Schein-Vielfalt sowie des Unterdrückens von sozialem und politischem Widerstand durch Polizeigewalt, die Berufung auf Experten (follow the science) und eine herrschaftskonforme Justiz. Auf die „antifaschistische“ Täuschung der Öffentlichkeit verweisen verschiedene Autoren, etwa der italienische Schriftsteller Ignazio Silone, der italienische Schriftsteller und Philosoph Umberto Eco (1932- 2016) sowie der deutsche Philosoph und Soziologe Theodor W. Adorno (1903-1969). In der wissenschaftlichen Literatur, in Sachbüchern und bei politischen Debatten wird der Bunte Totalitarismus u. a. gekennzeichnet als: „Umgekehrter Totalitarismus“ (vgl. Sheldon S. Wolin 2022); „Überwachungskapitalismus“ (vgl. Shoshana Zuboff 2018); Katastrophen- Kapitalismus (vgl. Naomi Klein 2007); „Kulturimperialismus“ (vgl. Bernd Hamm / Russell Smandych 2011); „Tiefer Staat“ (Ullrich Mies 2019); „Fassadendemokratie“ (Ulrich Mies / Jens Wenicke 2017); „Softtotalitarismus“ (vgl. Rudolph Bauer 2021); „simulative Demokratie“ (Ulrike Guérot);„gelenkte Demokratie“ (Ulrich Vosgerau); „Illiberale Demokratie“; „Defekte Demokratie“; „Pseudohumanitärer Philanthrokapitalismus“ und Notstandskapitalismus (Fabio Vighi); Politik „im McCarthy-Stil“ zur Unterdrückung freier Meinungsäußerung (Literaturnobelpreisträgerin Annie Ernaux); Techno-Faschismus (Chris Hedges). – Ein besonderes Merkmal des Bunten Totalitarismus ist seine globale Dimension in Gestalt sowohl politischer als auch politikübergreifender Verbindungen sowie von Stiftungen, die keiner demokratischen Kontrolle unterliegen. Supranationale politische Zusammenhänge, auf die kein entscheidender demokratischer Einfluss ausgeübt werden kann, ergeben sich im Rahmen der EU, der transatlantischen Partnerschaft mit den USA, der Nato sowie der Weltbank und der Uno mit ihren Untergliederungen, etwa der WHO. Weitere politische Beratungs- und Entscheidungsgremien sind die sog. Gipfeltreffen: die jährlichen Treffen der G7– oder der G20-Staaten, die vierteljährlichen Treffen des Europäischen Rates (der Staats- und Regierungschefs der EU), das internationale Gipfeltreffen zur Sicherheit von KI (Künstliche Intelligenz; erstmals im November 2023), die UN-Klimakonferenz, oder die Treffen von intergouvernementalen Organisationen wie der OPEC (Organisation erdölexportierender Staaten). Zu den bekannten supranationalen Treffen aus Politik, Wirtschaft und anderen Bereichen gehören z. B. das World Economic Forum (WEF) sowie die Bilderberg-Gruppe, die Group of Thirty und die Trilaterale Kommission.
Cancel-Culture / dt.: „Absagekultur“, „Ausschlusskultur“, „Löschkultur“, „Zensurkultur“
Diskriminiert Individuen oder Organisationen aufgrund der als „Kultur“ beschönigten Beschuldigung, sie würden sich beleidigend – rassistisch, antisemitisch, frauenfeindlich, verschwörungsideologisch, homophob oder transphob – äußern; bzw. ihr Verhalten und Handeln sei Ausdruck entsprechender Einstellungen und Vorurteile. Infolge solcher Vorwürfe werden die beschuldigten Individuen – vor allem medial – sozial missachtet, angeprangert und ausgegrenzt, ihre Äußerungen und Verlautbarungen werden zensiert und gelöscht bzw. die betreffende Organisation wird übel beleumundet, schlechtgemacht und ‚gecancelt‘. Der arglistig-tückische Charakter und absurde Mechanismus der Cancel- Cuture zeigt sich darin, dass sie selber es ist, die Individuen und Organisationen diskriminiert, von denen sie behauptet, dass sie Andere diskriminieren. Siehe Diskriminierung. – Im Nationalsozialismus wurden Menschen anderer Länder z. B. als Angehörige „minderwertiger Rassen“ gecancelt.
Dämonisierung
Rhetorische und ideologische Technik der Manipulation und Desinformation, die darin besteht, politische, ethnische, kulturelle oder religiöse Minderheiten zu verteufeln, sie pauschalisierend als unberechenbar und „dämonisch“ (diabolisch, satanisch) darzustellen. Laut Wikipedia: „Darstellung einer anderen Person oder Gruppe, des Gegners oder Feindes als wesensmäßig böse. Es handelt sich um die extremste Form der De-humanisierung des Anderen. Sie entwickelte sich aus religiösen Ursprüngen und hat heute vor allem eine politische Funktion, besonders in politischen Konflikten, bei der Kriegsvorbereitung und Kriegsführung.“ Die dämonisierende Etikettierung enthält sich einerseits einer Ursachenforschung, andererseits lässt sie offen, aus welchen Quellen (Vorurteile, Propaganda, Benachteiligung) sich die moralischen Urteile zur Dämonisierung speisen. Dämonisierung kann mit Entmenschlichung (Dehumanisierung) verbunden sein, die dem Gegner die Menschlichkeit, die Menschenwürde und den Anspruch auf Menschenrechte abspricht.
Delegitimierung / Delegitimation
Obrigkeitsstaatlicher Selbstschutz, indem das Infragestellen der Rechtmäßigkeit von Personen, Institutionen, Vorschriften und Handlungen verfolgt wird. Der Verfassungsschutz (BfV) bezieht das Infragestellen (1.) auf „den Staat“ („verfassungsschutzrelevante Delegitimierung des Staates“). (2.) Wer gegen Entscheidungen und Maßnahmen der Regierung demonstriert, kann als „Staatsdelegitimierer“ in den Fokus des Verfassungsschutzes geraten. (3.) Die Kritik an Politikern (Robert Habeck, der ‚Ruinator‘“) soll nach Innenministerin Faeser und Familienministerin Paus gleicherweise als „Delegitimation des Staates“ verleumdet und bestraft werden. – Der Verfassungsrechtler Franz Lindner nennt den Begriff „unbestimmt“ und „schwammig“. In akademischer Zurückhaltung spricht der Augsburger Uni-Professor von der Gefahr, „dass bereits pointierte, vielleicht auch überspitzte Kritik an Politik, Staat und Regierung als Delegitimierung begriffen würde und damit möglicherweise unzulässig wäre oder ein Fall für den Verfassungsschutz“.
Dem Staat und der Regierung komme „keine Deutungshoheit über den Begriff zu“. (Zit. in DW 173: 9) – Die ‚Erfindung‘ und Skandalisierung des ‚Delikts‘ der Delegitimierung des Staates lässt sich einerseits als eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme des Geheimdienstes interpretieren, der sich damit zugleich den Regierenden andient. Andererseits steht der Gedanke der Staats-Delegitimierung in der Tradition nationalsozialistischer Verordnungen und Gesetze, z. B. des Heimtückegesetzes („Gesetz gegen heimtückische Angriffe auf Staat und Partei und zum Schutz der Parteiuniformen“ vom 20. Dezember 1934). Das Gesetz schränkte das Recht auf freie Meinungsäußerung ein und kriminalisierte alle kritischen Ansichten, die angeblich das Wohl des Reiches, das Ansehen der Reichsregierung oder der NSDAP schädigten.
Demokratieförderung
Tarnbegriff für Demokratievereitelung, Machtbeeinflussung oder Regierungsumsturz in fremden Ländern. Zur Demokratieförderung im engeren Sinne gehören einerseits politische Eingriffe, durch welche ‚pro-demokratische Kräfte‘ und die als demokratisch geltenden Institutionen (Wahlen, Parlamente) „gestärkt“ werden. Andererseits werden unter dem Deckmantel der „Demokratieförderung“ Personen und Organisationen kriminalisiert, die sich im Namen der Demokratie staatlichen Entscheidungen widersetzen. Bundesfamilienministerin Franziska Giffey forderte 2018 angesichts fremdenfeindlicher Demonstrationen ein Gesetz zur Demokratieförderung. Ein solches Gesetz müsse „unmissverständlich klar machen, dass es auch die Aufgabe des Staates sei, die demokratische Bildung junger Menschen auf allen Ebenen zu organisieren“, da es v. a. bei der politischen Bildung junger Menschen Nachholbedarf gebe. (Ich erinnere an die Vernachlässigung des Sozialkunde- Unterrichts an den Schulen und die Mittelkürzungen bei der Politischen Bildung.) – Unterscheiden lassen sich indirekte und direkte Ansätze der Demokratieförderung in anderen Ländern. Als eine direkte Form von Demokratieförderung gilt der „Regime Change“, d. h. das gezielte Intervenieren, um eine als autoritär bezeichnete Regierung durch ein „demokratische“ zu ersetzen. Zu den indirekten Ansätzen gehört es, gute Regierungsführung im Sinn von Good Governance zu unterstützen und einerseits pro-demokratische Kräfte in Parteien, Gewerkschaften, Medien und der Zivilgesellschaft zu fördern sowie andererseits nicht-demokratische Kräfte auf verschiedene Weise zu behindern, z. B. durch schlechte Presse, durch Kriminalisierung oder durch Repression. – Demokratieförderung ist auch ein Anliegen der EU, die erklärte: „Die weltweite Förderung der Demokratie ist eine vorrangige Aufgabe für die Europäische Union. Als Reaktion auf die politischen Veränderungen der jüngsten Zeit hat die EU neue Strategien für die Demokratisierung entwickelt. Die Europäische Nachbarschaftspolitik wurde angepasst und basiert nun auf dem Prinzip ‚mehr für mehr‘ und der Förderung von ‚tiefgehender Demokratie‘. Als einziges direkt gewähltes Organ der EU setzt sich das Europäische Parlament in besonderem Maße für die Demokratieförderung ein.“ – Ein Hohn angesichts der beschränken Befugnisse des Europäischen (Schein-)Parlaments!
Desinformation
Bezeichnet eine Falschinformation zum Zweck der Täuschung. Ihr dient die Verbreitung von Unwahrheiten, oder sie besteht aus subtiler Unterdrückung, dem Verschweigen oder Ablenken von überprüften Fakten. Die übermittelte Information wird vom Urheber bewusst zum Zweck der Täuschung verbreitet. In bunt-totalitärer Erweiterung wird darunter das Verbreiten von Informationen durch Kritiker verstanden, denen unterstellt wird, Bevölkerung oder Teile derselben im Sinne politischer oder wirtschaftlicher Interessen zu manipulieren. Wenn die Verbreitung über Medien erfolgt, wird von Medienmanipulation gesprochen. In Politik und Wirtschaft werden Desinformationen gezielt eingesetzt. Geheimdienste besitzen eigene Abteilungen für die Fälschung von Informationen und ihre Verbreitung. Im militärischen Bereich werden Desinformationen zur Täuschung des Feindes eingesetzt, etwa um ihn durch falsche Informationen über eigene Truppenstärken oder deren räumliche Verteilung zu fehlerhaften Entscheidungen zu leiten. Verbraucher werden durch Verbreitung von Gerüchten oder falsche Informationen beeinflusst, bestimmte Produkte zu kaufen, andere aber nicht. „Die Einordnung der Information als Desinformation ist bezüglich vieler interpretativer Sachverhalte stark abhängig vom jeweiligen sozio-kulturellen Kontext, was eine automatisierte Detektion in Internet und sozialen Netzwerken erschwert.“ Laut Alexander Schindler, leitender Forscher am Austrian Institute of Technology, gilt: „Desinformation ist kaum definierbar. Die Definition ist von so vielen Faktoren abhängig, zum Beispiel politischen oder religiösen Ansichten, dass eine einheitliche oder standardisierte Kennzeichnung kaum möglich ist.“ Auch können wahre Informationen unter dem Begriff Desinformation fallen, sofern sie selektiv Tatsachen hervorheben bzw. in einen gewünschten (oder unerwünschten; R. B.) Kontext setzen (Framing). Die Definition dessen, was Desinformation ist, ist in solchen Fällen daher subjektiv.“
Faktencheck
Bunt-totalitäre Bluff-Methode; gleichbedeutend mit „Faktenüberprüfung“, d. h. tatsachenborniert, ohne eine politisch-ökonomische Analyse vorzunehmen und ohne umfassende Zusammenhänge aufzuzeigen. Das Geschäftsmodell der Faktencheck-Unternehmen enthält zwei Arten von Angeboten: (1.) zu prüfen, ob Aussagen den Tatsachen („Fakten“) entsprechen, und (2.) Hypothesen durch „Fakten“ in Frage zu stellen bzw. zu zensieren, um sie „faktenbasiert“ als Fake News oder Verschwörungstheorie zu „entlarven“. „Ermächtigt Wahrheitskommissare zur Zensur in sozialen Medien. Die Inquisitoren der öffentlichen Meinung sichern die Doktrin der Nato, der EU und der westlichen Wertegemeinschaft und stehen dabei oft großen Konzernen oder neoliberalen Stiftungen nah (vgl. z. B. correctiv …). Die Bertelsmann-Tochter Arvato zensiert facebook-Beiträge. Die EU hat eine Taskforce zur Überwachung der sozialen Medien und Bekämpfung von Desinformation. … Der Hinweis auf Demokratiedefizite und Lobbyismus in Brüssel muss demnach nicht mehr entkräftet werden, sondern kann als Desinformation aus der öffentlichen Diskussion verbannt werden.“ (Burchardt/Ebel 2019)
Faktenchecker-Industrie
Weltweit sind rund 500 Plattformen aktiv, deren Geschäftsmodell sich auf die angebliche Überprüfung von Fakten erstreckt. Sie üben einen erheblichen Einfluss auf die öffentliche und individuelle Meinungsbildung aus. Fast die Hälfte dieser Plattformen ist mit Medienunternehmen verbunden. Ins Bewusstsein einer breiteren Öffentlichkeit sind die Faktenchecker mit der Corona-„Pandemie“ und durch die Verbreitung der Klimapanik geraten – und zwar nicht zuletzt, weil sie Tatsachen entstellen und weil ihre Botschaften weltweit in inhaltlicher und zeitlicher Hinsicht weitgehend übereinstimmen. „Der Einfluss auf Medien und insbesondere auf soziale Medien durch Verbreitung eines einheitlichen Narrativs und der Zensur davon abweichender Tatsachen und Meldungen ist enorm.“ (https://tkp.at/2024/04/20/die-faktencheckerindustrie-reichweite-und-aufgaben/?utm_source=mailpoet&utm_medium=email&utm_source_platform=mailpoet&utm_campaign=daily-notification). Finanziert wird die Faktenchecker-Industrie von einigen wenigen Unternehmen, Milliardärs-Stiftungen, von Oligarchen sowie aus den Ministerien. „Die neue Fact-Checking-Industrie hat sich auch auf den akademischen Bereich ausgedehnt. In Europa wurden fünfzehn Organisationen gefunden, die von der EU, der Europäischen Kommission oder dem Europarat finanziert werden und die Faktenüberprüfung unterstützen: Dazu gehören Universitäten, KI-Unternehmen und Faktenüberprüfungsplattformen.“ (Ebd.)
Hinweisgeberschutzgesetz / HinSchG
Verdeckte Förderung von Denunzierung. Das im Juli 2023 in Kraft getretene Gesetz sieht einheitliche Standards zur Meldung und zum „Schutz“ der Meldenden vor, auch wenn die Hinweise anonym eingehen. Insofern dient das HinSchG auch dem Denunziantenschutz: „Ein Kernelement des Hinweisgeberschutzes (…) ist die Schaffung effektiver, vertraulicher und sicherer Meldekanäle, an die sich potenzielle hinweisgebende Personen wenden können.“ Bei den Meldestellen wird zwischen (unternehmens-)internen und externen unterschieden. Die Bearbeitung anonymer Meldungen erfolgt durch externe Meldestellen. Diese werden von der öffentlichen Hand eingerichtet. Eine zentrale externe Meldestelle befindet sich beim Bundesamt für Justiz. Bereits bestehende Meldesysteme bei der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht sowie beim Bundeskartellamt wurden in externe Meldestellen überführt. Zudem gibt es externe Meldekanäle auf EU-Ebene: bei der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA), der Europäischen Kommission, dem Europäischen Amt für Betrugsbekämpfung (OLAF), der Europäischen Agentur für die Sicherheit des Seeverkehrs (EMSA), der Europäischen Agentur für Flugsicherheit (AESA) sowie der Europäischen Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA). – Das Meldewesen für Denunzianten kann sich mit dem im Dritten Reich messen lassen.