Liebesbeweis Nr. 1, Jean-Jacques Volz

JJV – Ecriture 2 (Entstehungsjahr unbekannt) für: DIE AKTION, Hamburg

Es lebe die Freiheit!… Anmerkungen zu Jean-Jacques Volz von Hanna Mittelstädt

„die üppigkeit einer reduktion ins ganze: die aufdeckende zurückführung des wirklichen zu sich selbst – das ist die schönheit (und auch: der witz im strengen moment).“

Christian Geissler über JJV

Der Schweizer Anarchist und Holzschneider Jean-Jacques Volz starb am 26. Dezember 2020 im Alter von 92 Jahren. Er war eine feste, wenn auch eher verborgene Größe in der Schweizer Holzschneiderkunst, hatte Ausstellungen mit seinen zumeist sehr farbstarken großformatigen Drucken und war mit seinen bescheideneren schwarz-weißen Drucken ein langjähriger Beiträger für die Zeitschrift Die Aktion, die bis 2013 als Printausgabe in der Edition Nautilus erschien.

Mit dem Verlag Edition Nautilus und Lutz Schulenburg als Herausgeber der Zeitschrift kam Jean-Jacques Volz Anfang der neunziger Jahre über Die Aktion zusammen. Der erste Abdruck erfolgte (ganz klein und in schwarz-weiß) im Heft 86/88 im Februar 1992, später entfalteten die Abdrucke eine stärkere Autonomie: in der Ausgabe 206 sind seine Drucke (weiterhin stark verkleinert) das bildnerische Gestaltungselement, und für die Nummern 210 und 216 stellt jeweils ein Holzschnitt das Titelmotiv. In der Nummer 220, die als Nachruf auf Lutz Schulenburg 2013 kurz nach dessen Tod erschien (die letzte Ausgabe der Aktion in gedruckter Form), sind Holzschnitte von Jean-Jacques sowohl das Into als auch das Outro einer Folge von Erinnerungen an den ehemaligen Herausgeber. Die Abdrucke sind das Ergebnis und die Folge einer persönlichen Freundschaft und gegenseitigen Wertschätzung. Nie hörten wir von Jean-Jacques eine Klage über das kleine Format, das grobe Werkdruckpapier und die Reduktion auf den reinen Schwarzdruck der Reproduktionen. Immer freute er sich über die Aufnahme in den größeren Kosmos, der ihm aus Schaffhausen als ein Schritt in die Welt erschien.

JJV – Ecriture 4 (Entstehungsjahr unbekannt), für: DIE AKTION, Hamburg

Der Kontakt hatte mit Jean-Jacques´ Bestellung eines Förderabonnements der Zeitschrift 1990 begonnen. Auch dieser erste Brief war, wie alle folgenden, unterzeichnet mit: „Es lebe die Freiheit! Es lebe die Liebe! Es lebe die Poesie!“ In den nächsten Jahren besuchte Jean-Jacques den Verlag in Hamburg, wenn er auf dem Weg nach Schweden war, wo er eine Zeit lang ein Atelier hatte. Später besuchten Lutz Schulenburg und ich ihn in Schaffhausen in seiner Werkstatt, die wie ein Rudiment aus einer anderen Welt, der fast verborgenen, schon fast verschwundenen Holzschneider-Kunst, in einem Hinterhof lag. Wir Nautilus-Verleger und Jean-Jacques teilten ihre Begeisterung für die Surrealisten und Situationisten, insbesondere für Asger Jorn und dessen radikale Kunst im Schnittpunkt von Poesie, Volkskunst, Revolution und Farben. Einer der großen, leuchtenden Holzschnitte, die in der Verlagsbibliothek hängen, ist mit einem Zitat Raoul Vaneigems signiert: „Wer zögert, den Brand, der ihn verzehrt, von sich zu schleudern, dem bleibt nur die Wahl zu verbrennen.“ In dieser zarten und stets freundlichen Person Jean-Jacques steckte offenbar ein brennender Kern …

Auch ein anarchistisches Großprojekt der Edition Nautilus, die knapp 1000-seitige Durruti-Biographie von Abel Paz, unterstützte Jean-Jacques mit einem Holzschnitt, den wir einer „Luxusausgabe“ beilegen konnten, deren kleine Auflage uns half, die immensen Druckkosten zu stemmen.

Zwischen dem Schriftsteller Christian Geissler und Jean-Jacques Volz, beide Jahrgang 1928, hatte sich eine enge Freundschaft und Zusammenarbeit entwickelt. Zwei bibliophile Bücher sind dabei entstanden – Gedichte Christian Geisslers mit Holzschnitten von Jean-Jacques Volz: „Schwarzdeutsch“ (2006) und „aus den klopfzeichen des kammersängers“ (2008). Nach dem Tod Christian Geisslers im Jahr 2008 kam Jean-Jacques weiter in die Böckmannstraße, wenn er bei der Edition Nautilus in Hamburg war. Am Küchentisch von Sabine Peters entstand bei einem solchen Besuch die Idee, jeweils eine Vorzugsausgaben mit Originalgrafiken eines Künstlers zu den Neuausgaben von Christians Bücher zu produzieren. Als die Werkausgabe 2012 mit dem „Roman „Wird Zeit, dass wir leben“ gestartet wurde, lag der Vorzugsausgabe von 20 durchnummerierten Exemplaren ein farbiger Holzschnitt von Jean-Jacques bei.

JJV – Poeme (Entstehungsjahr unbekannt) für: DIE AKTION, Hamburg

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