Grabrede.
Der Feminismus ist tot. Er ist an oder mit Corona gestorben, unwürdig und unbemerkt. Als Untoter weilt er weiterhin unter uns. Wir möchten ihn von diesem Zustand erlösen. Er verdient ein würdiges Begräbnis. Wir verdienen das Trauern.
Er litt an diversen Vorerkrankungen. Er gehörte zu den vulnerablen Gruppen, den am meisten gefährdeten sozialen Bewegungen. Wie bei anderen vulnerablen Gruppen ist ihm der Schutz nicht gut bekommen. Er ist im viralen Safespace verkümmert, desinfiziert und seines Bisses beraubt an mangelnder Konspiration verstorben.
Die Lebensgeschichte des Feminismus ist seine Krankheitsgeschichte.
Eine Autoimmunerkrankung war die Grunderkrankung.
Ihre Fähigkeit zur Selbstkritik nahm eine Form an, die pathologisch ist. Sie hatten ein „Wir“ dekonstruiert, das nie existierte. Es kam nie wirklich zur Welt. Die Diskreditierung stand, vor ihrer Existenz.
Ein Geburtsfehler
„Wir sind nachts bei Vollmond baden gegangen, haben uns an einem Seitenarm der Emme mit Lehm vollgeschmiert, ein Feuer gemacht, getanzt und geschrien. Wir haben uns so was von sinnlich und selbstbestimmt gefühlt und wir waren hoffnungsvoll.“
– Our body, our self: ein androzentristisches Souveränitätsphantasma.
– Der innere Kompass: eurozentristisch.
– Frau: ein patriarchales Konstrukt.
Sie wollten kein Universal bilden. Sie hassten das „alle“. Und sie hatten recht damit. Doch es ist ihnen nicht gelungen, ihr „nicht-alle“ zu artikulieren. Sie litten an einer Vermittlungsphobie.
„Frauen aller Nationen vereinigt euch“; „Weltfrauenkonferenzen“; „Frauen auf und Davos“; „Frauen denkt gross“; „Frauen denken global“; „Frauen bildet Banden“; „Frauen werdet kecker, kauft immer mehr Wecker …“
Antigena, Nogerete, MoZ. Wir waren gegen Gentechnologie!
mRNA. AMEN
Die Worte schienen ihnen nicht geeignet, sich in die Welt zu begeben. An ihrer Stelle setzten sie den Anspruch. Triggerwarnung. Ich fühle, also bin ich. Aber die Sinne täuschen.
– Be aware: zensuriere deine Wahrnehmung.
– Erfahrung: Nicht evidenz-basiert.
– Kritik – eine Verschwörungstheorie.
Die unvermittelte Kritik fällt wortlos ins Reale und wird zu Körper. Die Wut gelangt in den Bauch: sprachlose Schuld. Die Selbstkritik entartet in Autoaggression. Das Immunsystem kollabiert.
Zur Autoimmunerkrankung gesellte sich die Bulimie.
In guter weiblicher Manie(r) hat der Feminismus alle in seinen mütterlichen Bauch inkludiert. Alle Bedürfnisse, Bedarfe und Erfordernisse. Wir sind für alle zuständig und machen es perfekt. Wir exkludieren nicht, wir lassen niemanden zurück. Gender aller Welt vereinigt euch – in meinem Bauch! Die Völlerei hat ihren Preis. Wer nicht inkludiert, wird ausgeschlossen. Gnadenlos. Der moralische Imperativ ist unerbittlich und unerfüllbar zugleich. Scheiden wir aus, was uns daran erinnert: an die Unerfüllbarkeit. Nur dann sind wir rein. Daher das zwanghafte Kotzen. Gegenregulatorische Maßnahme, Endlosschlaufe
– Fürsorge-Erschöpfung.
– Empathie-Burnout.
– Es gibt einen Feminismus ohne Schuld: „Kill TERFS!“
Unser kollektiver Größenwahn kam als Bescheidenheit daher. Wir sollten andere schützen und Viren eindämmen. Den Vulnerablen wurde ihre Verletzbarkeit abgesprochen: richtig gehandhabt waren sie nicht mehr vulnerabel. Der richtige Schutz konservierte Lebenszeit, gerettetes Leben, berechnet in Lebensmonaten. Dazu ging man über Leichen. Die solidarische Isolation führte zu vorzeitigen Toden.
Die Unverfügbarkeit des Lebens war in der Solidargemeinschaft aufgehoben.
Wir sind streng. Doch eigentlich wollten wir uns einmal befreien. Sex-Positiv. Inklusiv. Vulva für alle. „Im Kriegsfall ist der Mann ein Mann.“ Egal. Im Sexfall hat er einen G-Punkt. Der Mann hat kein Sternchen.
– Biologismusverdacht – Biologismuspflicht.
– Der neue Biologismus ist politisch korrekt.
– Das Begehren muss eindeutig ver-körpert werden.
Mens-Zelte, Körperwahrnehmung, vaginale Selbstuntersuchung …
–Wir sind jetzt hybrid
Das Patriarchat ist zu Ende. Wir sind aware. Wir haben unsere Selbstwahrnehmung ausgelagert. Das Begehren des anderen ist uns transparent. Es gibt für jeden Bedarf ein Angebot, eine Landnahme der Emotionen. Empathische Demokratie. Ein Überangebot an Selbstwahrnehmung, das die Wahrnehmung verschließt.
Verzichtsorgien: Wir konsumieren Askese. Körper mit umgekehrtem Vorzeichen.
– Wir sind vegan.
– Wir essen Insekten.
– Wir fliegen nicht.
– Wir fahren Fahrrad.
– Wir sind funktional.
– Functional Food: mit Ökolabel und Nanopartikeln.
Wir verzichten auf das Jenseits des Lustprinzips. Wir haben kein Begehren. Eine maßlose Askese, die den Mangel negiert.
Der Absolutheitsanspruch des Guten hat uns aufgefressen. Inklusive unserem Einspruch: sprachlos.
Sprachverkehrung infolge Aphasie: die dritte Vorerkrankung
Eine kognitive Dissonanz hat die Worte von ihrem Sinn getrennt.
– Solidarität: bleib zuhause
– Systemrelevant: solln’s die andern tun
– Fürsorglichkeit: lass die Alten alleine sterben
– Der Mitmensch: eine Gefährder*in
– Gemeinschaft: Herdenimmunität
– Sozial: distanziere dich!
– Bezogenheit: zoom sie dir rein
– Care: Bio-Security
– Es gibt kein Wir, aber es gibt etwas, das grösser ist (als wir)
Die grosse Wirklichkeitssimulation.
Sie stahlen uns die Worte und wendeten sie gegen uns.
Wir lesen zum Abschied aus ihren letzten Schriften:
„Ihre Inhalte verkehrten sich vor unseren Augen maliziös in ihr Gegenteil. Die Worte wurden zur entscheidenden Waffe gegen uns – auf unserem Feld, in unseren Zuständigkeiten. Das Ziel war die totale Durchdringung unsere Alltages, unsere Leiber und unserer Lebensbande. Doch dieser totalitäre Zugriff erschien nicht als das, was er war, denn er hatte sich in das Gewand des Feminismus gekleidet, sich als feministisches Anliegen getarnt und sich mit einer feministischen Aura umgeben.
Denn machen wir uns nichts vor: Ohne die feministische Bemäntelung hätte sich dieser Autoritarismus in einer liberalen Gesellschaft, die zu verkörpern der Westen sich brüstet, niemals durchsetzen können. Ihr habt uns die Worte geklaut, um eure Unmenschlichkeit zu kaschieren.
Und akademisch-feministische Helotinnen haben sich euch devot angedient. Sie kämpften an vorderster Front für den viralen Safespace und desinfizierten damit die gefährliche Bedeutung der Worte.“
Todesursache
Corona hat dem Feminismus den Todesstoss versetzt: Er ist in der „Sorgegemeinschaft“ umgekommen.
Die schlimmste Art der Verweiblichung hat sich vergesellschaftet. Das obszöne mütterliche Über-Ich hat sein Klappe geschlossen.
Wir sind systemrelevant (geworden). Wir haben die Kritik am System eingestellt.
– One-Health
– All-Hazard-Preparedness
– All-Hazard-Approach
– das militärische Paradigma
– Global …
Sie verwechselten es mit Fürsorglichkeit
In einem gigantischen Missverständnis
In einem Akt unermesslicher Selbstaggression.
„Wir haben es mit einer ‚Verweiblichung‘ der Gesellschaft in ihrem allerschlechtesten Sinn zu tun: Es ist die Obszönität eines mütterlichen Überichs, dessen Moralismus sich in der Sinnlosigkeit von Forderungen ergießt, denen niemals genüge getan werden kann. Ihre pedantischen Forderungen sind unersättlich, ihre Fürsorge eine Tyrannei, eine Fürsorglichkeit, deren allesdurchdringende Sperberaugen ebenso blutrünstig wie blutleer sind: Sie wollen jeden Winkel unseres Seins und unseres Begehrens erspähen und sie sind erst zufrieden, wenn ihre Pedanterie alles abgetötet hat. Dieses ‚Mütterliche‘ ist das patriarchale Phantasma schlechthin.“
Feministische Wissenschaftskritik? Follow the Science!
Er war das Opfer seines Unwissenschaftsglaubens; er starb an Desinformation.
– die Impfung ist sicher: fake news!
– die Impfung ist ein Fremdschutz: fake news!
– die Impfung ist wirksam: fake news!
– die Impfung hat keine Nebenwirkung: fake news!
– die Impfung ist evidenzbasiert: fake news!
– die Impfung macht solidarisch: fake news!
– die Impfung erzeugt Herdenimmunität: fake news!
– das altruistische Impfen: fake news!
– follow the science: fake news!
– flatten the curve: fake news!
– die Maske schützt: fake news!
– die RKI-Protokolle: der größte Skandal.
Pseudophilosophische Versatzstücke über mütterliche Autorität haben den Feminismus von seinem langen Leiden erlöst. Sorgsam und voller Liebe.
Der globale Biosecurity State, dem er sich zuvor in einer bizarren Querfront angedient hat, hat seinen Leichnam nach seinem Hinschied zum Dank in sein Gain-of-Funktion-Labor aufgenommen – zur weiteren Verwertung.
Das alles geschah in unserem Namen. Mit unseren Worten. Von einem Wir, das nie existieren durfte. Ohne ein Wir.
Das Patriarchat ist zu seinem Höhepunkt gekommen: es ist feministisch geworden
Als Grabbeigabe geben wir:
– eine Rose.
– das Care-Manifest.
– keine Träne.
Es war Mord.