Überlebensfrage

In „Pleite“ haben wir kürzlich untersucht, wie Armut als strategisches Mittel zur Unterdrückung der politischen Emanzipation nutzbar ist.
Heute, aus Anlass des Erscheinens der “15 Thesen für einen neuen Antiimperialismus” der Initiativgruppe Sozialismus oder Barbarei in DIE AKTION, schauen wir auf eine weitere Form der Zurichtung des Menschen: auf den methodischen Irrsinn als Mittel zur Beugung.

Fraglos: die 15 Thesen sind brilliant und voller Kraft formuliert. Sie sind sämtlich klug und richtig, wahrhaft und Hoffnung weckend. Doch in welche Zeit fallen sie? Wie wirken sie angesichts der grassierenden Nichtung von Wortsinn?

Befinden wir uns nicht gerade mitten in einer kollektiven Hysterie? In einer Orgie der Verdrehung, Verleumdung, Verwirrung? Sicher, es passiert nicht das erste Mal in der Geschichte, dass für unerschütterbar gehaltene Einsichten und Lebenslagen ins Rutschen kommen – durch pure Behauptung des Gegenteils. Das funktioniert wie bei einem Gerücht an der Börse, es läuft blitzschnell um, reisst alle mit und die Streuer des Augensandes machen Kasse dabei. Machthaber regieren mit der Strategie der Verwirrung, brechen Widerstand dadurch, dass sie ihre Gegner irre machen, Zweifel solange schüren, bis nichts mehr glaubhaft ist. Eine unbewiesene Behauptung fällt in die Gruppe der Aktionswilligen und schon liefern sie sich gegenseitig ans Messer. Das ist das Strategem der Neo-Inquisition.
Wer es bislang geflissentlich ignorieren konnte, dass unser Körper, unser Gehirn das Schlachtfeld der Zukunft sind, wird es spätestens in den letzten vier Jahren kapiert haben: „Schlachtfeld“ ist keine Metapher. Wir leben in der Ära eines „Manhattan Projekt des Geistes“ (Alfred W. McCoy in “Embedded Art“)
Wie lebt es sich, nachdem die Bombe gezündet hat?

II. Der Knacks

Doppelkatastrophen ringsum. Erst ein Knacks. Gleich daneben plötzlich ein Riss. Zunächst bemerkst Du nichts. Dann kommt es Dir vor, als wenn das leise knisternde Bröseln, mit dem er sich seinen Weg bahnt durch zuvor fest gefügte Struktur, schon immer da war. So beschreibt es F. Scott Fitzgerald: als eine Porzellanmetapher.
Die Schüssel tönt mit einem Mal dumpf, wenn du prüfend mit dem Knöchel dagegen pochst.
„Im Grunde ist alles Leben ein Prozeß des Niedergangs.“ (FSF)

Wen wundert´s also?

III. Mentaler Malstrom

Auf meinem Tisch liegt ein hübsch illustrierter Fachartikel über ein Spezialproblem des “global warming”: es geht um die Temperatur, bei der unser Gehirn stockt.
Was sagt das politische Barometer? Steigt die Hitze im Staat? Laufen wir Gefahr, demnächst als pochiertes Ei auf zwei Beinen durch die Welt zu staksen?
Staus und Stockungen. Schon wieder eine Doppelkatastrophe. Der Knacks macht Schule. Staus und Stockungen aufgrund eines stark erhöhten Anfragevolumens von Teenagern mit Angststörungen, denen die Bundesgesundheitsministerin statt Behandlungsplätzen eine App (Junoma) zu bieten hat. In Kürze werden wir Sie hierzu persönlich kontaktieren – sehen Sie aber bitte von wiederholten Anfragen ab, da dies zu einem höheren Bearbeitungsaufwand und zu weiteren Verzögerungen führt. Wir melden uns schnellstmöglich wieder bei Ihnen.
Immer das Gleiche, schreibt uns ein Freund mit Bezug auf die Meldung, dass man im RKI während der Anlaufphase der Pandemie auf politische Weisung hin die Daten manipuliert habe, um den Lockdown “wissenschaftlich” zu begründen. Noch ist der Name des Politikers
geschwärzt – aber er wird gerade freigeklagt. Eine Überraschung wird es nicht geben.

IV. Ausschlachten

Ein Mitautor des sog. Corona-Panikpapiers des Innenministeriums, der Soziologe Heinz Bude, aalt sich eitel in der medialen Sonne und versucht, nicht nur aus seinen Schweinereien (siehe PDF “Wir müssen Folgebereitschaft herstellen” ) Kapital zu schlagen, sondern jetzt zusätzlich noch von seiner Selbstentblößung als Soziologe zu profitieren, einer staatsdienlichen Wissenschaft, die voller Verachtungauf “die Leute” schaut.

Auschlachten ist alles, Anstand ist nichts.

Das Wort Anstand ist Leuten wie Bude wahrscheinlich ohnehin nur aus der Jägersprache vertraut als Bezeichnung für den Ort, an dem man hinterhältig lauert, um unbemerkt auf die Waldbevölkerung zu schießen.
Wir sitzen vor unseren sehr sehr großen Bildschirmen und glotzen, sitzen vor unseren sehr sehr kleinen Geräten und glotzen, solange bis aus Menschen “die Leute” geworden sind, deren “Irrsinn” Heinz Bude gern mit autokratischen Methoden nach dem Vorbild Chinas korrigieren möchte – mit einem Modell, “das so ein bisschen wissenschaftsähnlich ist”.

Ein bisschen Scheindemokratie scheint heute überhaupt kaum jemandem noch schädlich.
Der nächste Schritt gemäß der Logik des Irrsinns: Experimente an “den Leuten”. Oder haben diese Experimente bereits stattgefunden?

Immerhin ist vom Blickwinkel der Wirkung aus betrachtet die Soziologie auf dem Vormarsch, weil sie daran mitarbeitet, den Körper aller Bürger zum Schlachtfeld zu machen. Die besondere Aufmerksamkeit gilt dabei dem Verstand.
Sind manche Leute deswegen so ekelhaft geworden, dass sie ein Genozid richtig und Kritik falsch finden?
Immer das Gleiche, schreibt der Freund und weiter: seit Jahrtausenden. Die parasitäre kleptokratische Oligarchie hat sich nunmehr (fast) des Ganzen bemächtigt. Faktenbasiertes Wissen dringt nicht durch die Glaubenssätze hindurch.

Die Verlautbarungen der Oligarchie – ob zur Pandemie, zum Krieg in der Ukraine oder im Gaza oder zu Klimawandel und Klimaprotest – haben alle die gleiche, im Grunde schnell durchschaubare Struktur: das Gegenteil von dem behaupten, was der Fall ist. Im Kopf “der Leute” erzeugt das einen Malstrom der Verwirrung. Sie kleben an der Wand des Strudels und spiralisieren langsam hinab ins geschichtliche Dunkle.

V. Methodische Demenz

Aus dem geleakten Strategiepapiers des Bundesinnenministeriums, Verschlußsache. Nur für den Dienstgebrauch:
„Um die gewünschte Schockwirkung zu erzielen, müssen die konkreten Auswirkungen einer Durchseuchung auf die menschliche Gesellschaft verdeutlicht werden. Kinder werden sich leicht anstecken, selbst bei Ausgangsbeschränkungen, z.B. bei den Nachbarskindern. Wenn sie dann ihre Eltern anstecken und einer davon qualvoll zu Hause stirbt und sie das Gefühl haben, schuld daran zu sein, weil sie vergessen haben, sich nach
dem Spielen die Hände zu waschen, ist es das Schrecklichste, was ein Kind je erleben kann.
Eine Politik des Zugriffs auf das Verhalten der Einzelnen bedarf starker Rechtfertigung. Es geht darum, Zwänge zu verordnen und Zustimmung zu gewinnen und dabei die Deutungshoheit in der Hand zu behalten.“

Verrückt! Aber hernach zum Glück wieder richtig herum hingestellt.
Richtig. Wahr.
War Ihnen das nicht auch ohne den Leak klar, wie das lief? Oder haben Sie es schon wieder vergessen? Sie leiden wohl unter politischer Demenz?
Was machen wir mit dem Irrsinn der Leute? Die Angstkommunikation stellt sicher, dass sich die Eltern an die Maßnahmen halten, auch wenn ihnen das Herz bricht.

Lethal. Herz zerbrochen. Lethargie. Lethe, Grenzfluss zwischen Leben und Tod. Hauptstrom der Unterwelt. Aus ihm trinken die ankommenden Toten, um die Erinnerung an ihr Leben zu verlieren, ebenso wie die Seelen, die wieder verkörpert werden sollen, in ihn eintauchen, um die Unterwelt zu vergessen. Darauf verweist Lethes römischer Name Oblivio. Der Grenzfluss. Lethe wäscht die Lust von denen ab, die in ihn eintauchen.
Die starken Triebe versinken, doch nur auf kurze Zeit. Wie die Larve ihre Haut abstreift, sucht der in Lethe Gereinigte den neuen Anfang. Er ist danach ein Anderer. Strom des Vergessens. Schmerz, Schuld, Trauer, Tod werden weggespült. Im Bild der Flüssigkeit verlieren sich die harten Konturen der Realität. Wer Lethe durchschwimmt, trifft ohne Überraschung auf den Tod. Liquidieren fasst Hinrichten als einen Sonderfall des Verflüssigens auf. Hier ist von Übergang die Rede. Eine Gesellschaft ohne Vergessen ist unerträglich (Wolfgang Sofsky). Ohne Vergessen bleiben wir angeschmiedet an eine endlose Kette von Gegenrechnungen.

Die nationale Demenzstrategie hat sich mit all der ihr zur Verfügung stehenden Energie dem Eingliederungsmanagment verschrieben.
Wie viel Demenz ist in die Sprache selber eingetragen? Wie viel methodisches Vergessen, sich und andere täuschen? Wie können wir den unabwendbaren Zustand der grassierenden Vergesslichkeit gesellschaftlich nutzen?
Aus der gesundheitspolitischen Defensive entworfene allzu offensive Demenzbekämpfungskonzepte und -techniken laufen stets Gefahr, das Maß des gesellschaftlich Nützlichen aus dem Auge zu verlieren, indem sie nicht nur zu vermeidbaren, ökonomisch sinnlosen und sicherheitspolitisch unfruchtbaren Widerstandshandlungen und Auseinandersetzungen führen, sondern pauschal auch die Unterdrückung, Ausschaltung oder zumindest unvernünftige Beeinträchtigung der als kriminal-, rechts- und gesellschaftspolitisches Medium geradezu unentbehrlichen Demenzmomente im routinemäßig überschau- und erfass-, relativ aufwendungsbescheiden beherrsch- und daher weitgehend risikolos duldbaren Um- und
Unterweltbetrieb festzuschreiben drohen; eine aufgeklärte, emotionslos sach- und gelassen zukunftsorientierte Demenzbekämpfungspolitik wird demgegenüber Hand in Hand mit einer kalkulierten Demenzpflege einhergehen wollen, die durch eine abgestufte und geordnete, notfalls beschwichtigende Verwaltung der Demenz diese zwar hinreichend eindämmt und isoliert, aber zugleich für den Abfluß der ihr unleugbar immanenten produktiven Elemente in den gesamtgesellschaftlichen Entwicklungsprozeß und dort für ihre sowohl theoretische wie praktische Funktionalisierung
sorgt.
Könnten Sie vielleicht so nett sein und daraus zwei Sätze machen, damit
ich das besser verstehen kann? Danke. Dankeschön. Was passiert denn hier
gerade?
Etwas Wesentliches wird verschoben. Etwas Wahnsinniges. Verrückt. Manhattan Project of the Mind. Knall. Knacks. Riss.
Einsatz der zweiten Demenzion.

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