Wörterbuch des Unrates

Ein Aufruf.

Gegenstand dieses Aufrufes an meine Leser ist das gemeinsame Verfassen eines Wörterbuches, das – Stichwort für Stichwort – online unter „Die Aktion“ veröffentlicht wird.

Das Wörterbuch soll ein Nachschlagewerk für all jene sein, die sich immer schlechter im Gewirr aktuell kursierender Bedeutungsveränderungen zurechtfinden. Weshalb ist Corona die „Bewährungsprobe unserer Generation“? Wieso ist „Hausarrest“ gut? Was bedeutet es für mich und meine Freiheit, wenn ich nicht „systemrelevant“ bin?

Klare Begriffe sind die Voraussetzung für klares Denken. Keine Kritik ohne präzise Vokabeln, keine gesellschaftliche Verständigung ohne ein Vokabular, auf dessen Bedeutungsauffüllung sich alle geeinigt haben. Sprache muss verlässlich funktionieren, sonst sind wir verloren. Sprache ist aber immer politisch, ein Machtinstrument.

Ein kritisches Wörterbuch des Unrates soll Überblick und Sicherheit darüber verschaffen, wie diese Wort-Umwertungen sich vollziehen und wohin sie weisen. Es könnte daher einen Untertitel wie „Nachschlagewerk zur attributären Sprache des 21. Jahrhunderts“ tragen, weil noch das harmloseste Attribut heute im Dienst der autoritären Demokratie steht und jedes Substantiv auf den Kopf stellt.

Den Auftakt zum Wörterbuch macht Bert Papenfuß mit drei – eher atypischen, da lyrischen, doch umso schöneren – Beiträgen zu „Herdenimmunität„, „Verordnungsermächtigung“ und „Verstetigung einer Allgemeinverfügung„.

Guter Rat – schon immer teuer

Im „Hasenbraten“ heisst es gegen Ende: „Wenn es ein Wörterbuch der Corona-induzierten Totschlag-Argumente gäbe, hätte Wohlstandsbockigkeit darin eine Ehrenseite – gleich neben der vermaledeiten Meinungsmüdigkeit.“

Schon eine provisorische Liste aktuell im Gebrauch befindlicher Unworte ist lang, geradezu endlos (siehe ganz unten in diesem Beitrag). Die Analyse der Unworte und Aufklärung darüber, mit welchem Trick sie in die Irre führen, ist Ziel des geplanten Wörterbuches.

Das Wörterbuch soll sein Augenmerk auf den „schlechten Rat“ richten, den Unrat, der mithilfe der Unworte erzeugt wird. Es soll auf den Mangel an positiver, gesellschaftsbildender Kraft aufmerksam machen, der sich in solchen Worten verdichtet.

Der hinter dem Mangel stehende Niedergang dessen, was wir bisher unter „Staat“ verstanden haben, sollte dabei klar hervortreten.

Denn einstmals war Staat, diese über die Jahrhunderte mehr oder weniger stabile Verfassungsform, auf die sich die Bürger einigten, mit guten Rat gleichbedeutend. Die Rechtsform war das Kondensat der Arbeit der (Geheim- und Staats-) Räte und Ratsversammlungen: die „amtliche bezeichnung einer das gemeine wol beratenden behörde“ (Grimms Wörterbuch, Rat, 11)

Das Gemeinwohl steht deswegen zentral im Wortfeld, weil „Rat“ nicht nur der „gesamtbegriff für alles (war), was für die leibliche fürsorge und die nahrung der geschlechtsgenossen von seiten des geschlechtsherren anzuschaffen und zu gewähren war.“ (ibid,2), sondern „gewöhnlich … ist es der begriff der fürsorge, der hervortritt“ (Grimm, raten, 2b). So war der Rat synonym mit Herrschen und Regieren (ibid, 2a) und in „einer sache raten“ hieß, „helfen, dasz sie guten fortgang nehme, sie fördern“.

Was aber geschieht, wenn der Staat aufhört „die vernunft zu rath zu nemen“ (Grimm, Rat, 5a) und es ihm folglich nicht mehr gelingt „einem übel, einer not gegenüber, ab(zu)helfen!“ (Grimm, raten 1 c)?

Zweifelsohne entsteht ein „schaden, gefahr, verderben“ (Grimm, Unrat 1a, beta) und „hilflosigkeit, mangel, not, unglück, böses, trauriges“ (ibid, 2a) kommen über uns und führen zu (ibid 2b) „verlegenheit, unzuträglichkeit, .., übel- oder miszstand“ und (2c) „miszhelligkeit, zwist, verwirrung, unordnung“.

Ohne Zweifel: Wörterbücher sind enge Verwandte kritischer Geschichtsbücher, noch dazu objektiver als diese, da sie Varianten nebeneinander stellen.

Aufruf!

Um der durch Unrat drohenden Verdunkelung der Wahrheit durch Mißbrauch der Begriffe vorzubeugen, veröffentliche ich folgenden Aufruf:

Lasst uns zusammen ein „Wörterbuch des Unrates“ schreiben, das wir immer zur Hand nehmen können, wenn wir uns durch ein Wort wieder einmal besonders abgespalten, fies diffamiert oder höchst stigmatisiert fühlen! Wenn der Staat vom seinem ersten Ziel, das Gemeinwohl zu schaffen, abkommt! Wenn er Worte mit neuen Bedeutungen auffüllt, um von seiner eigenen Ratlosigkeit abzulenken.

Eines Tages, wenn es erst einmal richtig dick geworden ist, wird uns das „Wörterbuch des Unrates“ über schwere Stunden hinweghelfen und den Weg in eine bessere Zukunft weisen.

Wörterbuch des Unmenschen“

Das Projekt „Wörterbuch des Unrates“ hat eine Vorgeschichte.

Schon länger befasse ich mich mit der Idee einer Neuauflage eines Wörterbuchs, das auf dem „Wörterbuch des Unmenschen“ von Dolf Sternberger, Gerhard Storz und Wilhelm Emanuel Süskind aufbaut.

Der Grund dafür ist in der jüngsten deutschen Geschichte zu finden. Unmittelbar, nachdem 2017 die erste Prepper-Zelle aus dem Umfeld des Spezialeinsatz-Soldaten mit Decknamen „Hannibal“ ausgehoben wurde und die enge Verflechtung der Reichsbürger und Tag-X-Verfechter mit dem Staat sichtbar wurde (in Mecklenburg bis ins Ministerpräsidentenbüro hinein), als plötzlich Hinweise auf (geheim gehaltene) Todeslisten für Linke kursierten, kam mir die Idee, dass es an der Zeit sei, das „Wörterbuch des Unmenschen“ von Storz/Sternberger auf den aktuellen Stand zu bringen.

Dies lag an einer Flut neu in den Medien erscheinender Begriffe.

Es war zu lesen von

  • – Bereitschaft (man bereitet sich auf Tag X vor)
  • – Rückwärtseinspeisung (die technische Vorbereitung auf den Zusammenbruch des Systems)
  • – Kamerad (wie man über die Kernfiguren der Szene sagt: ein feiner Kerl mit einem gerechten Haß)
  • – Einstellung (die natürlich „ganz normal national“ ist, wie es immer wieder im NSU-Prozeß auf die Frage des Richters hieß)
  • – Bruderschaft (als Referenz auf den zentralen deutschen Mythos der kämpfenden Nibelungen-haften Helden, die Europa vor der „Islamisierung“ erretten wollen)
  • – Todesliste (das zentrale Medium zur Verständigung über die Besetzung einer künftigen Reichsregierung)
  • – Netzwerk (das System der autonomen Terror-Zellen)

Ein wenig typisch ist es für Deutschland, dass es nicht einmal einen eigenen Wikipedia-Eintrag gibt für so ein zentrales Werk zur deutschen Sprache. Man muss sich auf Spurensuche begeben.

Wörterbuch der „attributären“ Sprache

Jedenfalls schoß mir schon gleich im März 2020 angesichts des ungeheuerlichen Verliebtheit der Medien in die „Sprachregelungen“ der Regierung in den Sinn, dass sich nun bald ein neues weites Feld für ein „Neues Wörterbuch der Unmenschen“ eröffne.

Doch nicht der „Unmensch“ ist die zentrale Figur dieser Regelungen, sondern der schlechte Rat, dem sie entspringen.

Das ist, was ich Unrat nenne.

Es folgt nun eine vorläufige Liste, die noch stark bereinigt und ergänzt werden muss.

Denn wirklich klar wird das geplante Unterfangen nur, wenn nicht alle möglichen Wald- und Wiesenworte, die jetzt zum Einsatz kommen, ins Wörterbuch Eingang finden.

Streng genommen, gehören nicht einmal die eingangs erwähnten „Meinungsmüdigkeit“ und „Wohlstandsbockigkeit“ ins Wörterbuch des Unrates, weil sein Fokus nicht auf „der Corona-induzierten Totschlag-Argumente“ liegt, sondern auf den dahinter stehenden staatlichen Verwerfungen. Im Wörterbuch sollten vor allem diejenigen Begriffe behandelt werden, die eine „attributäre“ (autoritär + attributiv) Bedeutungsauffüllung resp. -Ummünzung erfahren haben.

Die Idee ist, sich mit den beitragenden Autoren auf ein Bearbeitungsprinzip zu einigen. Angesichts  des Corona-Gipfels fiel auf, was für eine reiche Quelle Regierungsverlautbarungen darstellen. 

„Bewährungsprobe“ ist ein auf den ersten Blick unscheinbares Wort, oder „Maßnahme“: in ihnen steckt Vieles von dem, was den laufenden Umbau bezeichnet. 

Es ist jedenfalls ein wenig so, wie Christa Wolf in „Störfall“ sagt: sprachhistorisch seien A-tom und In-dividuum gleich: zwei unteilbare Dinge, die Ärger machen, wenn man sie spaltet.

Auch der „Gipfel“ selber gehört in diese Liste: inzwischen hat er Verstärkung vom „Impfgipfel“ erhalten.

Liste der Unworte***

  • -Abstand (richtiger, siehe Distanz)
  • -Aerosol (neues Wort für Atem-Luft, in der Regel geschwängert mit hochinfektiösen Bestandteilen)
  • -Ausgangssperre / Hausarrest (zentrales Mittel zur Erzwingung von Infektionsvermeidungsgehorsam)
  • -Ausbreitung (unkontrollierte)
  • -Beherbergung(-sverbot)
  • -Bewährungsprobe (Söder am 14. Oktober 2020: das ist die Bewährungsprobe unserer Generation)
  • -brachial / Durchgreifen (die Notwendigkeit des „brachialen Durchgreifens“/Merkel)
  • -Feiern (nicht etwa eine positive Form der Zusammenkunft lebenslustiger Menschen, sondern ein Gefahren bergendes Ereignis)
  • -Denunziation, siehe Regeln und Wohnung
  • -gesund / krank (Bleiben Sie gesund! Symptomlos krank)
  • -Gruppenbildung (war schon immer etwas, dass es eher zu vermeiden galt, als dass es eine wünschenswerte Form sozialer Aktivität gewesen wäre)
  • -Haushalt (nach Jahrzehnten des Eintrainierens von nomadischem Lebenswandel mit Co-Workingspaces und Wohnungstauschagentur kommt nun ein Begriff, gefühlt aus der Tiefe des preußischen Kaisserreichs, eine ortsstabile, bewegungsbehindernde familiäre Raumeinheit, die zum Zählen der Köpfe und zum Abtrennen der Vermengung mit anderen Raumeinheiten mit gleicher Füllung gedacht ist)
  • -Herde (Immunität)
  • -Hotspot (statt WiFi nun Ansteckungs-)
  • -Hygiene-Regeln
  • -Infektion(-sschutz)
  • -Jugend (keine Altersabschnitt der menschlichen Entwicklung, sondern Verdichtung verantwortungsloser, gemeingefährlicher Verhaltensweisen)
  • -Kandidat (nicht der glänzende Anfang einer Karriere, sondern etwas das lauert: nächster Kandidat für eine Pandemie)
  • -Krieg (gegen das Virus)
  • -Kontakt (etwas das verfolgt werden mus, aber nicht, um es für Werbung auszubeuten)
  • -Leugner (Corona-analog formuliert zum Holocaust-, siehe auch: Verschwörung)
  • -Maske (für: Mund-Nasen-Schutz, Umkehrung des Maskierungsverbotes)
  • -Maßnahmen (ausreichende bzw. notwendige)
  • -Normalität (wohin man nie wieder zurückkehren wird; das Alte, das verkehrt war)
  • -Räume (-insbesondere Innenräume werden als gefährlich angesehen)
  • -Reise(-rückkehrer)  gefährliche Regierungsentscheidung, denn hatte nicht das Reiseverbot hatte seinerzeit die sogenannte Wende herbeigeführt?
  • -Regeln (Abstands-, Corona-…, das Einhalten der … hier auch: Denunziation)
  • -Risiko(-gebiet)
  • -Sozial (e Distanz)
  • -Sprachregelung (https://www.youtube.com/watch?v=Q9NNkX1WCeo  Minute 2.14, wo die Regierungssprecherin sich tatsächlich nicht zu einer Frage äußern mag, bevor sie in ihren Unterlagen die „offizielle Sprachregelung gefunden hat“)
  • -Statistik (eine zur klassischen Ermittlung von belastbaren Ergebnissen hinzugefügte, verschieden lesbare Form der Auflistung von quantitativen Ereignissen)
  • -System(-relevant)
  • -Test (Schnell-, PCR- oder auch Drosten-)
  • – Treffen (früher die Basis sozialen Kontaktes; jetzt etwas, das es zu vermeiden gilt; davon sind auch viele öffentlichen Orte betroffen: die „Trefferia“-Cafeteria im GLOBUS-Baumarkt muss nun zur Kontakt-„Vermeiderei“ umgebaut werden)
  • -Verschwörung 
  • -Virus (hat beim zurück-Überspringen vom Computer auf den Menschen ziemlich dessen Einstellungen verändert und dem Computer darin eine zentrale Rolle zugedacht)
  • -Welle (nicht etwa das schöne Meer, sondern die erste, zweite oder xte Infektions-)
  • -Wohnung (war mal etwas Sakrosanktes, Rückzugsbereich, frei für nicht öffentliche Lebensbetätigung; seit „lockdown light“ etwas, das genauestens untersucht werden muss in Bezug auf dort stattfindende Zuwiderhandlungen, Ausspähnotwendigkeit – wiederum: Denunziation)
  • -Zahlen (nicht etwa eine fixe Größe mit Belegwert, sondern etwas, von dem man „herunterkommen muss“, Teil der jederzeit veränderbaren, so genannten politischen Statistik, siehe auch dort)

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