Diffuse Angst – ein politisches Nervengift

Beitrag Nummer 2 in der Reihe “Enquete – analytische Präparate für die post-pandemische Gesellschaft

In dieser Reihe erscheinen auf meinem Blog Auszüge aus Texten, die als geistiges Rüstzeug für die Bewältigung aktuell anstehender Probleme dienen sollen. Keine “schwierige Lage” ist so neu und einzigartig, dass sie nicht schon Vorgänger gehabt hätte, aus deren bereits erfolgter gesellschaftlicher Bearbeitung wir etwas lernen könnten. Insofern ist “Enquete” gegen das Vergessen historischer Leistungen gesetzt. Enquete hilft uns, nicht gleich alle Errungenschaften der aufgeklärten Zivilisation, des in Generationen-übergreifender Arbeit erkämpften Humanismus zu opfern, nur weil uns eine nächste Seuche überfällt. Mit einer kurzen Einführung werden die Texte jeweils aktuell kontextualisiert.

Am 4. Juli 2020 habe ich hier einen Text veröffentlicht, in dem es um den Verdacht geht, dass die Krise 2008 kein Ergebnis einer Art von Naturkatastrophe namens Finanzkapitalismus gewesen ist, sondern schlicht der Ersatz für Krieg. Nur wenn zyklisch massiv Werte vernichtet werden, lässt sich unser Wirtschafts-System und das für sein Funktionieren bitter nötige endlose Wachstum realisieren. Bis vor einem Jahrundert besorgte das der Krieg – einer alle 25 Jahre. Die stetige Verfeinerung der Kriegstechnologie (“technical superiority” als Weltmacht-Faktor), sowie der Umstand, dass durch sie Konflikte tendentiell weltumspannend wurden, hat das Prinzip der zyklischen Wertvernichtung durch Krieg an seine Grenzen gebracht. Der nächste Krieg nach dem zweiten Weltkrieg hätte der letzte sein können. Die Auslöschung der Menschheit auf Knopfdruck schien mit ABC-Waffen möglich. Menschen aber sind auch für jede noch so frei drehende Wirtschaft “systemrelevant”.

Was also tun? Wie setzt man nach dieser Erkenntnis die gigantische kybernetische Maschine anders ein, jene Maschine, die bis 1989 das “Gleichgewicht der Schrecken” garantiert und verhindert hatte, dass die beiden ideologischen Hemisphären sich gegenseitig vernichten? Nichts lag näher, als die Kybernetik, die “Steuerung” hinter der Vernichtungsmechanik, direkt für die Wirtschaft zu instrumentalisieren. Solchen Überlegungen oder Phantasien (siehe hierzu auch Frank Schirrmacher, “Ego“) gingen wir von 2008 etwa bis 2012 nach. Wir fragten uns, wie nach dem “boom” (alles kommt auf den neuen online-Markt) und der “bubble” (e-commerce-Blase in den Nuller Jahren) der “blast” (das Zerplatzen der Blase) sich auswirken würde? Wie unsere Regierungen darauf reagieren, dass der Druck der Explosion viel von unserer gesellschaftlichen Solidität wegbläst. Doch “nach dem Sturm” herrschte eine merkwürdige, eine geradezu unheimliche Ruhe.

Wir wunderten uns, warum niemand eine “Enquete“-Kommission einberuft und die zunehmende Umverteilung von Reichtum und die sukzessive Abschaffung von bürgerlichen Rechten wieder einfängt. Nichts passierte.

Es fühlte sich an, als hätte wir alle eine osmotische Pumpe eingebaut, durch die langsam ein ideologisches Pharmakon in uns einträufelte, das uns unbemerkt zur Akzeptanz des nicht Hinnehmbaren verführte.

Entsprechend kritische Diskurse verhallten praktisch ungehört. Der Betrieb ging weiter, als sei nichts geschehen.

Vier Jahre lang angehaltener Atem, während um uns herum der “Wohlfahrtsstaat” langsam zerbröselte. Während immer autoritärere Männer in die Regierungsspitzen aufrückten. Erst heute, rückblickend, wissen wir: das war nur das Vorspiel.

Das “Monstrum vor unserer Tür” (Mike Davis) klopfte gerade zum ersten Mal an.

Damals hörten wir zum ersten Mal die Rede von der “diffusen Angst”: wir kapierten, dass etwas falsch läuft, aber es war zu komplex, um schlüssig zu erklären, was genau da falsch läuft oder wie man es wieder eingefangen bekommt. Heute sind wir mitten drin in der voll entwickelten Angst-Politik. Kaum einer merkt anscheinend, dass Gesundheit nicht das Thema ist.

2012 jedenfalls fingen wir, mangels jeglicher staatlicher Aktivität zur Aufarbeitung der Ursachen und Folgen der parallelen Staats-, Finanz- und Wirtschafts-Krise, selber an, etwas auf den Weg zu bringen. Experten zu suchen. Davon handelt der folgende Text-Auszug – der unseren selbstorganisierten Enquete-Bericht im Buch “Supramarkt” (2015) einleitete und der hier erstmals auf Deutsch erscheint.

Der Zorn des Kapitals

2012. Das Kulturprogramm der EU hat uns Budget für ein künstlerisches Forschungsprojekt zur Krise bewilligt. Wir sitzen in Lüneburg an der Leuphana-Universität im gerade neu eingerichteten „arts program“ von Andreas Broeckmann. Wir lesen Ernst Fuhrmanns „Geld – Eine analytische Betrachtung“ (1929). Es geht um den Standardmann. Fuhrmann meint damit den Bauern der vorindustriellen Landwirtschaft, den Mann, der einige Hektar bearbeitet und seine Familie und eine Handvoll Städter, Arbeiter, Lehrer, Verwaltungsbeamte, Fabrikbesitzer, Bankiers mit ernährt. Der Standardmann ist die Grundrechengröße für Fuhrmann. Er ist die 1 in einem System, die alle(s) andere(n) zu Null werden läßt, wenn er in die Krise gerät. Fuhrmann versucht eine grundsätzliche, statistisch begründete Erdung im letzten Augenblick vor dem gigantischen Zusammenbruch der Wirtschaft.

Was wäre heute, mehr als 80 Jahre später, anders, wenn wir uns der gleichen Frage stellten? Womit füllen wir unsere Solarkochtöpfe, wenn der Bauer dicht macht, weil sich das Inkassobüro der Bank in die GPS-Navigation seines auf Pump besorgten Treckers einloggt und ihn vom Feld fährt? Wenn die Flugzeuge des Konzerns, der das Saatgut liefert, die unbezahlten Ähren chemisch löschen? Wo ist die Grenze, an der das Kapital seinem Zorn Einhalt gebietet?

Das kranke Rhizom

Wir haben eine Theorie. Wir: eine Gruppe von zwölf Wirtschaftsinformatikern, Juristen, Betriebswirten, Kulturwissenschaftlern, Künstlern beiderlei Geschlechts. Zwölf Gründe, warum wir zusammensitzen – eine Quersumme: ethische Probleme mit dem System. Dabei die Überzeugung: Es gibt gar kein System. Gar keine Wirtschafts-„Wissenschaft“. Es gibt nur Verabredungen. Marketing-Texte, die aufgesagt werden auf einer Bühne, zum Beispiel „Börse“ genannt. Oder: „Finanzdienstleistung“. Fairplay-Servicepakete. Zahlenzauber mit einer Zuckerhülle. Im Innern der Praline ein Nervengift, das alle geistig zerstört, die einmal dran gelutscht haben. Eine Vorderbühne voller Darsteller, die uns ablenken. Zwischen uns und den Orten der Entscheidung ein Orchestergraben voller Respekt einflößender „Instrumente“. Ein veritabe Festungsarchitektur: der Zugang baulich versperrt, vermutlich, damit nicht heraus kommt, wie hohl es hinter der Fassade ist. Über dem das Auge täuschenden Bauwerk ein Schnürboden mit versteckten Zügen, mit denen bei Bedarf in Windeseile das Bühnenbild ausgetauscht werden kann, um die Vorgänge in der Hinterbühne besser zu maskieren. Artisten, die Buchstaben jonglieren. AAA plus, BB, DD minus. Kindersprache, die nach der herbeifantasierten infantilen „Logik“ der künstlichen Differenz aus Werten Defizite macht.

Schon Emile Zola sagte in seinem Roman “Geld” vor mehr als 100 Jahren: Börse, das ist, als wäre man im Theater! Wenn etwas schief geht, flitzen die Akteure durch winzige Wurmlöcher in den “Brettern, die die Welt bedeuten” von der Vorderbühne hinunter in das Dunkel der Unterbühne und bedienen dort munter die Hubpodien, auf denen ihre Doubles schnell wieder hoch ins Rampen-Licht getragen werden.

Finanzmarkt, das ist ein Schauerstück wie im Mittelalter, mit „offshore-Rittern“, viel Verbrechen und ohne jede Sühne. Es gibt Einzeltäter, große Darsteller, die Bewunderung erzeugen, noch kurz bevor sie vor Gericht stehen und lügen, dass sich die Balken biegen müssten. Es gibt entdeckte, aber verschwiegene und unentdeckte Verbrechen. Hingenommene, als selbstverständlich geltende und zum guten Ton gehörende Verbrechen. Politisch gewollte, gut organisierte Verbrechen, die sich ausdehnen, bis sie Gesetz werden. Ein unüberschaubares Geflecht. Schließlich so groß, fast identisch mit der „Gesellschaft“. Das kranke Rhizom.

„Wir haben einen Verdacht“ würde besser zu Verbrechen passen als „Wir haben eine Theorie“.

Zwölf Leute lesen, um den Verdacht einzugrenzen. Um wenigstens einige Darsteller mit bürgerlichem Namen zu benennen, damit es nicht beim Anonymen “sie” bleibt, die “es” so eingefädelt haben, woran man wegen der Unfassbarkeit des Ganzen nichts ändern kann. Wir wollen einige ihrer Tricks enthüllen, damit die Angst vor dem übermächtigen System verschwindet. Damit wir wenigstens wissen, auf wessen Konto die Sache geht, wenn wir schon verlieren. Damit wir beweisen können: es gibt keine Katastrophe, keine Naturgewalt. Sondern nur Macht und Umverteilung.

Zwölf Leute, die bislang den Namen Fuhrmann nicht kannten, bis er jetzt wichtig wurde. Keiner, der Batailles „Ökonomie der Verschwendung“ gelesen, der mit Zolas „Saccard“ (Titelfigur im Roman „Geld“) um Anleihen gepokert hätte. Silvio Gesell: klingt entfernt vertraut. Aber wie funktioniert eigentlich Freigeld? Es gilt viel zu klären, wenn wir einmal aus dem “lass es laufen, wir können es eh nicht stoppen” zur Einsicht “so läuft es nicht mehr” gelangt sind.

Bekämpft Denkverbote!

Das Verbot, machbare Alternativen zu denken, muss überwunden werden. Wir bilden eine Enquete-Kommission in eigenem Auftrag. Im Sinne der Methode, durch eine „vorherige Prüfung“ (Enquete) das gesetzgeberische Verfahren in einer Demokratie auf soliden Boden zu stellen, sehen die in diesem Buch versammelten Wissenschaftler & Künstler ihren Einsatz als Aufgebot aller zur Verfügung stehenden Phantasie, um zu zukunftsfähigen Lösungen in den Bereichen der Gesellschaft zu kommen, die von der derzeit herrschenden Wirtschafts-Kultur am schwersten betroffen sind. Denn was uns fehlt, ist nicht das Geld, sind nicht irreale Summen, für deren Darstellung in lesbarer Größe selbst die riesigen 16:9 Querformatfernseher bald nicht mehr ausreichen.

Was uns fehlt, ist ein maßvolles Verständnis von Begriffen wie „Wert“, „Reichtum“ und „Wohlstand“: der Wert von echten, nicht geldwirtschaftlich fundierten Gemeinschaften und Beziehungen, der Reichtum, der Vielfalt bedeutet und der Wohlstand, der mit der Sicherheit gesundheitlicher Versorgung und Bildung zu tun hat, dem bescheidenen Luxus, der von jeder Zivilisation erwartet werden darf.

Was uns fehlt, ist Vertrauen im Alltag und ein Verständnis von Recht, Staat und Demokratie, das sich nicht in Bankguthaben ausdrückt, noch deren Befestigung dient. Wir sprechen also nicht länger von einer Finanz-, sondern von einer Gesellschaftskrise, einer Krise von humanitärer Dimension, so wie wir sie sonst nur aus immer weiter ausufernden (Bürger-)Kriegen kennen.

André Amar, ein zu Unrecht wenig bekannter Psychoanalytiker und höchst präziser Finanzsoziologe, hat diesen ans absurde grenzenden Widerspruch auf den Punkt formuliert: „Am Tag des Wall-Street-Krachs im Oktober 1929 hat der Kursturz die brutale Verarmung einer ganzen Nation verursacht. Und dennoch waren am nächsten Tag auf den Feldern, in den Bergwerken, in den Lagerhallen und auf den Baustellen die realen Reichtümer der Welt genau dieselben. Wo befand sich dann die Verarmung? … Die kapitalistische Wirtschaft hatte sich auf den rein abstrakten Begriff der Wertdifferenz gestützt und ihre Entwicklung bis zum Ende verfolgt.“ (in: Ernest Bornemann, Psychoanalyse des Geldes, Frankfurt a.Main 1973)

Der gegenwärtige Finanz-Imperialismus benötigt, um dieses „Ende“ zu erreichen, trotz martialisch-militärischer Diktion keine Boote, keine Bomber, vergießt kein Blut an der Börse. Sein „Theater of Operation“, seine Bühne ist der „freie Markt“. Seine Geschosse flitzen durch die Kabel superschneller Rechner. Auf den Knopf drücken allerdings Menschen. Die Kommandeure des Imperiums. Computer brauchen diese Menschen nur, damit es nicht so lange dauert, bis alles Geld bei ihnen eingeht. An den Computern sitzen Menschen, die wir vielleicht nicht kennen lernen wollen, die wir aber kennen könnten. Die wir vielleicht sogar kennen müssen, wenn wir überleben wollen. Menschen, für deren sofortige Ergreifung eine verantwortungsbewußte Gesellschaft schon aus Selbstschutz eine Ringalarmfahndung um jede Bank oder Börse verfügen sollte. Man muss den Finanzkapitalismus als eine neue Form von organisiertem Verbrechen verstehen, um ihn vernünftig bewerten zu können, als eine Variante der „Makrokriminalität“ (in: Herbert Jäger, Makrokriminalität, Studien zur Kriminologie kollektiver Gewalt, Frankfurt am Main 1989), in der das Kriminelle nicht durch (von der gesellschaftlichen Norm) abweichendes Verhalten gekennzeichnet ist, sondern durch das Kollektive des Verbrechens, für das die Konformität des Verhaltens charakteritisch ist.

Damit tauchen wir im Milieu unter – einer zwilichten Umgebung, in der ein neuer Typus Mensch gedeiht, der sich hauptsächlich mit dem Problem der Beschaffung von immer mehr „Stoff“ herumschlägt. Um den Betrieb in dauernde „Zirkulation zu bringen, ist eine immer größere Geldmenge notwendig. Diese wachsende Geldmenge muß eben – beschafft werden.“ wusste schon Rosa Luxemburg. (in: Rosa Luxemburg, Die Akkumulation des Kapitals, 1913, S. 131)

Das Milieu ist, stark verkürzt gesagt, die „technologische Bedingung“ (Die technologische Bedingung, Hg von Erich Hörl, Frankfurt am Main 2011), das Substrat, auf dem die neue Lebensform wächst und gedeiht, Begriff zwischen Chemie, Soziologie und Kriminologie, aufgehängt zwischen zwischen „immersive environment“ und „illegal deal“.

Das aktuelle Finanzsystem hat mit dieser Mischung den Mangel an Mitteln künstlich erzeugt. Es bedient sich dazu eines komplexen technologischen Systems. Es fehlt kein Geld. Es ist nur vollkommen asymmetrisch verteilt. Man könnte sagen, wir leben in einer Welt der Umbuchung, die maßgeblich von rein abstrakten Begriffen bestimmt ist. Um diese Umverteilung ohne nennenswerten Widerstand und scheinbar legal bewerkstelligen zu können, wird ein “intrikates”, das heißt, für den Laien undurchsichtig komplexes System von Regeln aufgebaut.

Wie mit einem „Zaubertrick“ (in: Philippe Pignarre and Isabelle Stengers, Capitalist Sorcery) erzeugen Banken, Versicherungen und Politiker gemeinsam den Schein einer „Berechtigung, andern in die Tasche zu greifen“. (zitiert nach: Serge Livrozet, Über die Berechtigung, in fremde Taschen zu greifen. Reflexionen eines ehemaligen Diebes, München 1975)

In Wirklichkeit ist dieser Griff pure Gewalt.

Wir befinden uns mithin nachweislich in einem Krieg, einem „Dollarkrieg“ (Wolfgang Pircher in: Supramarkt 2015)

Allerdings werden die Toten, die an ihrer Psyche schwer Verletzten nicht gezählt (korrekt wäre zu sagen: „selten gezählt“ und zumeist von den gleichen Leuten, siehe: Alexander Kentikelenis, Marina Karanikolos, Aaron Reeves, Martin McKee, David Stuckler, Greece’s health crisis: from austerity to denialism, in: Lancet 2014; 383: 748–53; und Martin McKee, Marina Karanikolos, Paul Belcher and David Stuckler, Austerity: a failed experiment on the people of Europe, Clinical Medicine 2012, Vol 12, No 4: 346–50; sowie Marina Karanikolos, Philipa Mladovsky, Jonathan Cylus, Sarah Thomson, Sanjay Basu, David Stuckler, Johan P Mackenbach, Martin McKee, Financial crisis, austerity, and health in Europe, in: Lancet 2013; 381: 1323–31; Martin Knapp Mental health in an age of austerity, in: ebmh.bmj.com, August 13, 2012, acceesed May 12th 2015)

Es gibt keine klare Front und die Denkverbote, die über Alternativen zu diesem System verhängt werden, sind nur die harmlosesten der eingesetzten „Massenvernichtungswaffen“. (nach Warren Buffets Bonmot „derivates are weapons of mass destruction“)

Sparpolitik macht krank

Angst, Depression, Verzweiflung mit nachfolgendem Selbstmord sind die von den neuen „Massenvernichtungswaffen“ verursachten Verletzungen. Auch und gerade die Führungsschicht unserer Gesellschaft bleibt nicht verschont: selbst wenn das Konto (noch) ausgeglichen aussieht, hetzt das „Gespenst des Kapitals“ (Joseph Vogl, Das Gespenst des Kapitals, Zürich 2010) die Elite durch ein horribles Konstrukt, früher „Leben“ genannt und bannt jedes kritische Wirken durch die Erzeugung permanenter Überlast.

Die Überlast, aus dem selben technischen Milieu heraus erzeugt, das auch die Geldtransfers beschleunigt, mit tausenden und abertausenden von Emails, Chats, Netzwerktätigkeiten und Twittereien, ist insofern die ideale Ergänzung der realen Schulden, von denen Noam Chomsky sagt, dass wer mit ihnen beladen ins Leben einsteigt, nicht gerade dazu neigt, das System, das ihm den Kredit angedient hat, zu hinterfragen, sondern zuerst einmal – und nicht nur kurz – an der Tilgung arbeitet. Daraus resultiert eine Grundhaltung der Verunsicherung – mit der Tendenz zur Unterwerfung. Deswegen nennt Chomsky es eine „Kultur der Disziplinierung“. (in: ottawacitizen.com, letzter Zugriff 15. Juli 2020)

Sparen und Schulden machen schwach und krank, aber nicht nur das. Die volkswirtschaftliche Gesamtbilanz zeigt, dass die Erfolge der Sparpolitik durch Verluste aus gesundheitsbedingten Arbeitsausfällen bei weitem übertroffen werden.

Am Schrecklichsten jedoch wüten die „diffusen Ängste“, schrecklich, weil sie politisch zerstörend wirken und damit nicht nur, was dramatisch genug wäre, den Einzelnen, sondern die ganze Gemeinschaft beschädigen.

Der Philosoph Byung-Chul Han sagt: “Es ist letzten Endes das Kapital …, das für massive soziale Ungleichheit sorgt und diffuse Ängste erzeugt.“ (in: Zuhören!, 18. Januar 2015 Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung)

Sollte diese These richtig sein, verwundert es nicht, warum in unmittelbarer zeitlicher Folge der Serie von Finanz-, Wirtschafts- und Staatsschuldenkrisen ein deutlicher Rechtsruck durch Europa geht, mit Beispielen wie „PEGIDA“ (Deutschland), „UKIP“ (Großbritannien), Partij voor de Vrijheid (Niederlande), Front Nationale (Frankreich), Jobbik (Ungarn), der griechischen “Morgenröte” oder den „patriotischen“ Vereinigungen in Schweden, Finnland, Italien. Rechte Propaganda bündelt ganz offenbar sehr erfolgreich diffuse Ängste. Rechte Propaganda arbeitet mit dem Prinzip des Sündenbocks – mag er nun “Islam”, “Juden”, “Migration” oder einfach “das Fremde” heißen. (siehe hierzu Heidrun Friese´s Text “Border Economies. Lampedusa and the Nascent Migration Industry”, in: Supramarkt, 2015)

Mit dem Verschieben des Problems z.B. ins Religiöse und durch das Prinzip des “Sündenbocks” wird der Blick auf den wahren Problemzusammenhang, das neoliberale Regime und seine Politik, verstellt. Es wird durch rechte Propaganda ganz grundsätzlich die Politisierung des Unwohlseins verhindert, das aus der fehlgeleiteten Finanzwirtschaft resultiert.

Diffuse Ängste entstehen vermutlich, wenn es unklare Bedrohungen gibt. Was aber ist unklar an der Weltlage? Und was bedrohlich? Oder werden diffuse Ängste nur von Soziologen gefühlt, wenn ihnen die gesellschaftlichen Reaktionen heftig, also kommentarwürdig, ihrem Grund nach aber unklar sind? Wer also leidet in unserer Gesellschaft und warum? Wer ist Opfer und wer ist Täter?

Warum klären uns die Soziologen über diesen offenkundigen Zusammenhang zwischen Angst und Krise nicht auf? Wäre es nicht ihre Aufgabe, die Menschen vor dem „Krebsgeschwür des Kapitals“ zu retten? Sie zum Nachdenken und vom Nachdenken zum Handeln zu bringen. Ihnen zu helfen, ihre Kritik an die richtige Adresse zu bringen?

Auch hierauf gibt es eine einfache Antwort: Wissenschaft ist systemrelevant, als das Mittel, mit dem Bereicherungspolitik demokratisch legitimiert wird. Haben Sie schon jemals von einem Studienzweig namens „Finanzsoziologie“ gehört, in dem das Finanzsystem kritisch evaluiert würde? In dessen Erstsemesterkursen herauskäme, ganz streng wissenschaftlich gearbeitet, dass Wirtschaftswissenschaft keine Wissenschaft ist, sondern ein Konvolut von beliebig gesetzten und jederzeit von Menschhand veränderbaren Vereinbarungen? Dass es gar kein Gesetz gibt, das beweist, dass die Wirtschaft nur funktioniert, wenn sie permanent wächst?

Jason W. Moore, ebenfalls Autor in “Supramarkt” und einer der Soziologen, den dieser Widerspruch nicht ruhen lässt, hat das derzeit omnipräsente Gerede vom Anthropozän entschlüsselt als Versuch der Selbstentschuldung der Menschheit. Unter dem Stichwort „Anthropozän“ wird die bigotte Frage diskutiert, ob die Erde sich „zyklisch“ von selbst erwärmt und dabei ihr Klima wandelt, oder ob wir, die Menschen, das im aktuellen Fall ausgelöst haben. Das wissenschaftliche System, das uns Raubbau an den Resourcen, Vernichtung der Artenvielfalt, mithin die Zerstörung unserer Gesundheit, unserer Arbeitswelt und unserer sozialen Sicherheiten einträgt, will jetzt mit dem gleichen System die Schäden, die es selbst verursacht hat, reparieren. Das kann man eigentlich nicht einmal einem Erstsemester als logisch verkaufen.

Moore fordert daher, dem Kind den richtigen Namen zu geben: Kapitalozän. Das Gleichgewicht der Erde ändert sich dort, wo das Kapital hinfließt. Das aber machen wirklich wir: die Menschen.

In der Natur gibt es kein Kapital. Also können wir sein Strömen auch lenken oder beenden. Kapitalfluß ist keine Naturgewalt, sondern einfache Gewalt, ausgeübt von gesellschaftlichen Cliquen. Wenn aber die Gier nach Akkumulation von Kapital den Schaden erzeugt, muss es möglich sein, dass wir das ändern. Wenn wir begreifen, dass das geht, verschwinden die diffusen Ängste wieder und die neue Rechte hat keinen Nährboden mehr.

Die Normalisierung des Außergewöhnlichen – Exzeptionalismus als politische Technologie der Neuen Rechten

Der Friedens-Aktivist Jørgen Johansen ist Trainer für gewaltlosem Widerstand, Autor, Hochschullehrer und Herausgeber von Irene Publishing, Ed, Schweden.
Jørgen ist ein bibliophiler Unruhestifter, der mit mehr als 30.000 Büchern, archiviert in einem Keller unter Luken im Boden seiner Holzhauses, in Südschweden lebt. Er ist Mitherausgeber des Journal of Resistance Studies. Nach 40 Jahren Arbeit in mehr als 100 Ländern reist er nicht mehr und lässt sich von Cicero inspirieren: “Wer einen Garten und eine Bibliothek besitzt, hat alles, was er braucht.”

Johansen argumentiert in seinem Beitrag für DIE AKTION, dass die Covid-19-Pandemie, ähnlich wie schon vor ihr der Terrorismus, von Politikern rund um die Welt genutzt wird, um außergewöhnliche Einschränkungen der Grundrechte zu normalisieren, die den gesundheitlichen Notstand lange überdauern werden.

Krise. Einübungen in den Ausnahmezustand

Beitrag Nr. 1 in der Reihe “Enquete – analytische Präparate für die post-pandemische Gesellschaft

Mit der Wieder-Veröffentlichung eines Ausschnittes aus dem Text “Krise – Ein Brevier für schwierige Lagen” starten wir heute eine neue Reihe: Enquete – analytische Präparate für die post-pandemische Gesellschaft

In ihr erscheinen kommentierte Auszüge aus älteren Texten, die als geistiges Rüstzeug für die Bewältigung anstehender Probleme dienen können. Die Auszüge werden jeweils aktuell kontextualisiert.

Keine “schwierige Lage” ist so neu und einzigartig, dass sie nicht Vorgänger hätte, aus deren schon geschehener gesellschaftlicher Bearbeitung wir etwas lernen könnten. Insofern ist “Enquete” gegen das Vergessen historischer Leistungen gesetzt. Enquete hilft uns, nicht gleich alle Errungenschaften der aufgeklärten Zivilisation, des in Generationen übergreifender Arbeit erkämpften Humanismus zu opfern, nur weil uns eine nächste Seuche überfällt.

4. Juli 2020 / Einleitung

Das Corona-Virus hat in nur wenigen Monaten in schneller Folge alle zentralen Widersprüche des neoliberalen Kapitalismus ins hellste Bühnenlicht gerückt:

– unser kaputt gespartes Gesundheitssystem, das nur für einkommensstarke Bürger noch erfreuliche Aspekte bietet;

– die katastrophale Situation in Pflegeheimen, die Kritiker vom Fach als “an der Grenze zur Folter” einschätzen; hier kommen die Problemkreise von Billiglohn, atemberaubenden Renditerwartungen in einer Größenordnung wie sonst nur bei Finanzspekulationen, inhumane Ausgrenzung “überflüssigen Lebens”, unterirdisch schlechte Nahrungsmittelversorgung, Einschränkung der Grundrechte, chemische und mechanische Abschaltung des natürlichen Bewegungsdranges und Einiges mehr noch zusammen. Dass ausgerechnet diese so herausragend schlecht behandelte und durch den menschenverachtenden “Normalbetrieb” bereits übermässig gefährdete Bevölkerungsgruppe mit dem Hinweis, sie sei eine besonders schützenswerte “Risikogruppe”, als Generalbegründung für alle möglichen Pandemiemaßnahmen herhalten musste, vergrössert die Bigotterie unseres Verhältnisses zu “den Alten” ins schier Skandalöse;

– unsere strukturell gewalttätige, rassistische Verwaltung, die schneller einige tausend Billigarbeitskräfte zum Spargelstechen ins Land holt, als 50 unbegleitete Kinder aus einem Lager zu retten;

– unser umweltzerstörerisches Reise- und Partyverhalten (Ischgl, Kreuzschifffahrt und Billigflüge);

– unsere gesundheitsschädigende Weise der Nahrungsmittel-, insbesondere der Fleischproduktion und die mit ihr einhergehenden menschenfeindlichen Arbeitsbedingungen (der Tönnies-Skandal);

– unser defizitäres Bildungssystem, das nun schon einen “Corona-Jahrgang” produziert hat.

Die Liste ließe sich fortsetzen. Nicht, dass ein einziger Punkt zuvor unbekannt gewesen wäre. Alle hatten schon ihre Solo-Skandale. Doch so geballt wie jetzt und dann noch durch den “Killervirus” aufgewertet, erscheinen sie als das “Monster vor der Tür” (Mike Davis, in: “Die kapitalistische Globalisierung lässt sich biologisch nicht aufrechterhalten“)

Hinzu kommen decouvrierende Neologismen. Die Rede von “systemrelevanten Eltern” macht die Verzichtbarkeit der Mehrzahl der offenkundig nicht-systemrelevanten Eltern überdeutlich. Es ist zudem ein übles flash-back des Begriffs “kriegswichtig”. Wir befinden uns in der Corona-Krise mitten in einer brutalen Klassenspaltung. Ein Großteil der Bevölkerung ist plötzlich arm (insolvente Einzelhändler und Soloselbständige), gesundheitlich schrottreif (Risikogruppe) oder schlicht überflüssig.

Ganz im Tenor solcher Radikalisierung bestehender Mißstände kündigt mir meine Bank “Bausteine für eine Welt im Umbruch” an. Was soll das heißen? Ich denke, sie meint damit, dass wir uns mit Veränderungen, die wir unter “normalen Bedingungen” ablehnen würden, im Ausnahmezustand nolens volens abfinden.

Die Zerstörung der Kultur und Gesellschaft, wie wir sie bisher kannten, wird nämlich gerade durch “unverzichtbare” Innovationen beschleunigt, die unseren Alltag radikal verändern und die nächsten Gesundheitsprobleme erzeugen.

5G wird für Gesundheitstracking und alle möglichen Anwendungen der künstlichen Intelligenz mit Turbotempo durchgeboxt, obwohl die gesundheitsschädigende Strahlung nicht zu Ende analysiert ist. Anders, so heisst es, sei kein vernünftiges Krisenmanagement möglich. Welche sicherheitsrelevanten Nebeneffekte dies hat, analysiert Jørgen Johansen in seinem aktuellen Beitrag für Die Aktion.

Impfstoffe werden unter Aussetzung der Prüfregularien produziert, die vor 50 Jahren eingeführt wurden, weil man Folgeerkrankungen vermeiden wollte. Homeschooling verstärkt fraglos häusliche Gewalt. Es fördert Erkrankungen durch zu wenig Bewegung, zu schlechte Haltung und belastet die Augen. Weitere psychische Folgen des Hausarrest neben der Aggression sind sicher Depression und suizidale Tendenzen. Bringdienste mit sog. Junk-Food-Schwerpunkt führen schließlich zu weiterer Mangel-Ernährung.

Nach der 2008er Krise hat Martin McKee diese “Kollateralschäden” mit einer Forschergruppe am London School of Hygiene and Tropical Medicine durchanalysiert. Einen Ausschnitt der Ergebnisse haben wir 2015 in unserem Enquete-Bericht zu den Folgen der Wirtschaftskrise unter dem Titel Supramarkt veröffentlicht.

Am meisten jedoch irritiert der absurde Stolz auf die dreistelligen Milliardensummen, die unsere Notenbanken drucken können, ohne sie durch wirtschaftliche Aktivität oder andere Werte abzusichern. Das ist eine abstrakte Bedrohung verglichen mit Fleisch, Reisen, Komasaufen und anderen Freuden des Lebens, die uns der “Ärgernis-Erreger” vergällt. Eugen Roth hat es in seinem knappen, treffenden Gedicht auf den Punkt gebracht.

Der auf Schulden und Verluste getrimmte Finanzkapitalismus triumphiert, denn er kann endlich unter Beweis stellen, dass er nicht nur “persönlich heiter”, sondern vor allem “autark” ist und letzten Endes für seine Reproduktion keinen Umsatz, keine Kundschaft mehr benötigt. Er erzeugt seine Centi-Milliarden aus sich selbst heraus.

Als mich am 26. Juni 2020 der Beitrag über “COVID-19, conflict and hunger: The impact on critical global food supply chains and food security” des schwedischen Friedensforschungsinstitutes SIPRI erreichte, fiel mir ein Text ein, den ich 2009 verfasst habe unter dem damals recht frischen Eindruck der Finanzkrise 2008, die gravierende soziale und gesundheitliche Auswirkungen zeigte: die Krise und die ihr folgende Sparpolitik hatten Hunderttausende von Europäern krank gemacht und viele Menschen rund um den Erdball getötet.

Im Folgenden nun der Auszug aus dem elf Jahre alten Text:

Oktober 2009

“Krise ist Bewegung. Ohne Krise keine Umsatzsteigerung. Ohne Krise kein Zwang zu Improvisation. Das spontan in der Krise provisorisch Zusammengenähte ist eine Vorform der Innovation.

Die Gesellschaft stürzt unerwartet in etwas Neues. Daher die Rede von der “Sprunginnovation”.

Krise ist so gesehen Motor des Fortschritts.

Damit alles möglichst effektiv verläuft, müssen Krisen gut geplant und lange vorher angekündigt sein: durch berufene Institute und Thinktanks.

Neue Gesetze, neue Technologien zur Beherrschung und Überwindung der Krise: alles lässt sich unter dem Vorzeichen des Ausnahmezustandes, den die Krise bedeutet, schnell installieren. Nie kommen Geldflüsse so flott in Gang wie während einer Finanzkrise. Krise ersetzt den Krieg.

Krise ist mehr Umschichtung als Verlust.

Die Ausnahme ist wichtiger als die Regel, weil nur sie imstande ist, die Regel entweder zu retten oder eine neue zu erschaffen. Insofern neigt jeder Ausnahmezustand dazu, in eine Form von Diktatur zu münden. Krise ersetzt Krieg. Die milde moderne Version der Wertvernichtung, die endloses Wachstum erst ermöglicht. Krise ist daher Grundlage unserer Wirtschaft.

Sommer der Wut / Winter des Hungers

Trendberater Gerald Celente bringt die Sorgen auf den Punkt: „Hungerrevolten, Rebellion durch Hausbesetzungen, Steueraufstände, Arbeitslosenmärsche.“ Und zwei Zeilen weiter ist der Teufel an der Wand: „Weihnachten in diesem Jahr wird mehr mit der Suche nach Essen als mit der nach Geschenken zu tun haben.“ Celente, der „Kämpfe im griechischen Stil“ voraussieht, weiß auch, wie viel Geld in ein Programm zum Ausbau entsprechender Unterkünfte für gefangene Randalierer investiert wird: 500 Millionen US Dollar.

Im gleichen Artikel wird der Chef des International Monetary Fund IMF, Dominique Strauss-Kahn nach dem Londoner „Guardian“ zitiert mit den Worten, „gewaltsame Proteste werden rund um den Erdball auch in Ländern mit hoch entwickelter Wirtschaft ausbrechen, wenn das Finanzsystem nicht so rekonstruiert wird, dass alle, statt nur die Eliten davon profitieren.“

Der Direktor für „nationale Sicherheit“ der USA, Zbigniew Brzezinski sekundiert mit den Worten, „die Leute sehen finsterster Geldnot entgegen. Und es wird dauern, bis sich etwas ändert…Teufel noch eins, es wird Straßenschlachten geben!“

Die Kunde der kommenden Aufstände ist in den obersten Rängen der politischen Elite angelangt.

Obamas Heimatschutzministerin Janet Napolitano hält sich zum Thema „Aufstände“ sichtlich zurück. Doch die Polizeipräsidenten diverser US-Städte lassen uns unmissverständlich wissen: „Wir sind bestens vorbereitet.“ Die britische Polizei lässt verlauten, sie sei auf einen „Sommer der Wut“ eingerichtet.

Die große Umverteilung

Der russisch-kanadische Globalisierungskritiker und Ökonom Michel Chossudovsky spricht – ebenso wie der bekannte Soziologe und Urbanist Mike Davis – statt von „Krise“ von einer planvollen wirtschaftlichen Maßnahme: der „größten Umverteilung von Arm zu Reich in der Geschichte der Menschheit“.

Beide halten in Folge dessen massive Hunger- und Armuts-Unruhen, sowie ausgedehnte Aufstände in den USA nicht für ausgeschlossen.

Die Trainingsprogramme für Polizei und Militär, die daraufhin im Sommer 2009 anlaufen, finden nicht allein in den USA, sondern mit Unterstützung deutscher und britischer Ausbilder beispielsweise in Deutschland und im Irak statt.

Jedoch sieht Chossudosky die derzeitigen Vorbereitungen auf einen militärischen Einsatz im Innern und die Einrichtung von insgesamt 800 Notinternierungslagern in den USA weniger als Katrophenschutz-Szenario.

Er versteht die Programme eher als einen weiteren Schritt in Richtung „Gentrifizierung“: ein Begriff, der einen radikalen sozialen Umstrukturierungsprozess beschreibt.

Krise ist Erfrischung

Wenn wir „Krise“ sagen, denken wir automatisch an alle möglichen Formen von unvorhersehbaren, negativen Ereignissen, an schlimme Überraschungen. Krise ist synonym mit Katastrophe, Naturgewalt. Krise bezeichnet den Übergang von Normalzustand zu Ausnahmezustand. Eine Krise kann jederzeit fatal verlaufen. Krise führt dann in den Tod.

In der Tat gibt es die These, dass das Gegenteil der Fall ist. Krisen sind nicht nur integraler Bestandteil unseres Alltags und Wirtschaftslebens. Sie scheinen ein Teil der notwendigen Stimulanz für das Wirtschaftswachstum zu sein. Krise ist eng verbunden mit einer besonderen Form der Panik, dem sog. Hamsterkauf. Auch ertönt in der Krise häufiger als sonst der Ruf nach „mehr“: mehr Schutz, mehr Einsatz von diesem oder jenem Werkzeug, das Erfolg verspricht bei der Bekämpfung der Folgen der Krise.

Ohne Krise also kein unerwarteter Umsatz. Für den Kapitalismus hat die Krise die Funktion einer Erfrischung. Selbstredend ist, kann der Satz nur zynisch sein, in dem Sinn, wie Guillotine von seiner Erfindung zur Mechanisierung des Tötens behauptet, sie sei eine humanitäre Leistung, eine Verbesserung gegenüber dem bestialischen Zerhacken auf dem Schafott. Die Guillotine bedeute für den Delinquenten nämlich lediglich eine „leichte Erfrischung am Hals“.

Ideen zu Märkten

Wenn Ideen zu Märkten werden, kommen Dinge in Bewegung. Schuhe zum Beispiel. Nike: „Die Revolution fängt immer unten an.“ Die „revolution in military affairs“ korrespondiert der „revolution in performance“ (Autoreifen-Werbung).

Stagnation jedenfalls ist das Gegenteil von dieser Art von “Revolution”. Erstarrung ist der Feind jeder Marktordnung. In der Krise werden die Mittel neu verteilt. Die Kräfte reguliert.

Dass die Revolution die Tendenz besitzt, das spätere Establishment zu werden, wie Daniel Cohn Bendit es einmal mit Bezug auf die 68er Revolutionäre ausgedrückt hat, ist heute für niemanden mehr eine Überraschung: der „Mythos Revolution“ ist demaskiert. Was bleibt ist der Zwang zu zyklischer Erneuerung. Und die – weitgehend künstlich erzeugte – Angst vor den temporären Verheerungen durch „Revoluzzer“. Der Aufstand gegen die Ordnung ist mehrheitlich nur ein Aufstand gegen die alten Ordnungshüter, nicht gegen ihr profitables System.

Ausnahmezustand

Das Wort vom Ausnahmezustand hat der oft als „Kronjurist des III. Reichs“ bezeichnete Carl Schmitt in den politischen Alltag eingeführt. Seither ist es oft zur Rechtfertigung, zur Legitimierung aller möglichen Änderungen und Außerkraftsetzungen der (Rechts-)Ordnung missbraucht worden. Genau das ist das Kernproblem der quasi legalen Außerkraftsetzung der Menschenrechte.

Mit den Worten des Wiener Philosophen Wolfgang Pircher gesprochen: “Bei Schmitt behauptet sich souverän, wer im Ausnahmezustand die Entscheidung fällt.“ Diese selbst tendiert dann zum permanenten Zustand der Ausnahme. Noch einmal Pircher: „Es geht, dem Problem der Diktatur entsprechend, um die zeitweilige und zweckbestimmte Außerkraftsetzung von Gesetzen, um in militärischen oder allgemeinen Verwaltungshandlungen staatliche Notsituationen zu bereinigen.“

Der leergefegte Tisch

Mit geradezu unerträglicher Genauigkeit verbindet Omar Vulpinari auf seiner Graphik, die als eigens hierfür gefertigte Illustration zu meinem Text gehört, nicht zusammen gehörige Signets zu schlüssiger Einheit. Wenn er dem Garanten der körperlichen Sicherheit im bürgerlichen Leben, dem Polizisten, den militärischen Kampfanzug anzieht, ihm die Hannibal-Lecter-Maske des grausamen Massenmörders aufsetzt, und „Ordnung“, bzw. „Befehl“ statt „Polizei“ auf sein Schild schreibt, spricht er nicht nur von individuellem Machtmissbrauch im konkreten Einzelfall (wie durch die italienische Polizei in Genua beim G8 Gipfel 2001), sondern thematisiert eine gewisse Fatalität, die mit aller Ausübung von Macht einhergeht. Sie zeigt sich im delikaten Verhältnis von Schutz und potentieller Verletzung von Menschenrecht.

Ganz kursorisch ist damit umrissen, dass Krisen, Kriege, Chaos Grundlagen für neue Wirtschaftszweige bilden können: Private Militär- und Sicherheitsdienstleistungen, entsprechende Technologien, Wiederaufbauhilfen. Krise, Kriege und Chaos leisten den zunehmend gigantischeren Gentrifizierungsplänen der unter der permanenten Gefahr der Erstarrung leidenden kapitalistischen Gesellschaften idealen Vorschub. Gentrifizierung wird ugs. auch „Yuppisierung“ von Stadtvierteln genannt.

Gentrifizierung ist eine Art architektonisch-bevölkerungspolitische, am Ende in echtem Developer-Beton gegossene Präventionsmaßnahme gegen unerwünschte Veränderungen. Das Alte muss weg, radikal, mit der Wurzel ausgerissen werden, damit das Neue Platz hat, sich auszubreiten. Dass diese augenscheinlich harmlose, ja geradezu wünschenswerte Wohnwertverbesserung alptraumhafte ideologische Untiefen besitzt, überrascht niemanden. Die Historiker Werner Durth und Niels Gutschow haben dies sehr präzise „tabula rasa Träume“ genannt.”

Soweit der Auszug aus dem elf Jahre alten Text. Insbesondere die letzten Zeilen verweisen auf die aktuellen Umbau-Pläne für unsere Städte zu seuchensicheren Burgen. Die Grenzen zwischen den Klassen werden sichtbar an der Berechtigung zur freien Bewegung. Die bewachten Bauzäune um die Siedlungen der sozial Schwachen sind das Sinnbild der Ausgliederung “überflüssiger” Menschen (Zygmunt Baumann) aus der neoliberalen Gesellschaft.

Wir sind Viele!

Widerstand gegen die große Erstarrung – sich zusammen schließen und eine Gegenmacht bilden

Bild oben: Die Freude an unserer Zukunft steht den Mächtigen ins Gesicht geschrieben: Andrew Cuomo (Gouverneur Staat New York) und Eric Schmidt (Google, Alphabet, Schmidt Futures) bei der Mundwinkel-Endausscheidung am 6. Mai 2020; screenshot aus Video “COVID briefing

Ein gutes Jahresdrittel nach Ausbruch der sogenannten “Gesundheitskrise” zeigen die Regierenden rund um die Welt langsam ihr wahres Gesicht.

Der Gouverneur des Bundeststaates New York will mit Hilfe der Plattform-Kapitalisten von Google und Amazon die ganze Stadt auf Hausarrest umbauen – mein Artikel in Telepolis an diesem Wochenende, “Totale Telematik“, nimmt die Pläne aus der Sicht eines ehemaligen Silicon-Valley-Akademikers unter die Lupe. Teil 2 des Textes, “Erosion der bürgerlichen Freiheiten?” ist nun ebenfalls erschienen.

Bolsanaros Regierungsstil hat in Brasilien eine Welle faschistischer Kräfte freigesetzt. Der Ku-Klux-Klan lebt wieder auf: Peter Schröder berichtet für “Die Aktion” aus “Hellcife” über den anstehenden “indirekten Genozid” an den Indigenen

Selbst Kanzlerin Merkel will die Corona-Lähmung, die dieser Tage in eine Art Weglauf-Panik umschlägt, für allerlei längst ersehnte “Reformen” nutzen .

Der Zeitpunkt ist nicht schlecht gewählt: die Aufmerksamkeit sinkt gerade ins Bodenlose. Alle wollen Ferien, heißt: Erholung von den Corona-Zwangsferien und nichts mehr hören von der zweiten Welle und ihren möglichen Folgen.

In der Einleitung zu dem Interview mit Noam Chomsky in “Die Aktion” habe ich bereits auf die sich abzeichnende politische Aufbruchsstimmung verwiesen – eine euphorische Netzwerkstimmung hat die außerparlamentarische Linke erfasst.

Es bilden sich gegen die “Reform”-Pläne der Regierungen breite Allianzen. Interessant daran ist, dass dies neben alternativen Parteien wie PI hauptsächlich auf Graswurzel-Niveau stattfindet – aber in einer zahlenmässig historisch neuen, enorm hohen Dimension. Dabei stehen zum Glück ideologische Minimalunterschiede und kleinliche Abgrenzungen endlich einmal zurück. Ich werde dafür ein paar Zeilen weiter ein Beispiel geben. Doch zunächst aus aktuellem Anlaß ein paar Worte zum Stand des G20-Prozesses.

Polizeigewalt ist nicht nur ein Thema in den USA und Frankreich: weil alle damit beschäftigt sind, ihre Aerosole unter der Maske zusammen zu halten, nimmt kaum jemand Anteil am Elbchaussee-Prozeß in Hamburg: G20 fühlt sich so lange her an, als hätte es in einem früheren Jahrhundert stattgefunden, die verantworlichen sind mittlerweile in die Bundespolitik aufgerückt, Olaf Scholz ist Finanzminister und regelt die Corona-Förderung .

Die Prophezeiung von Fritz Sack scheint Wahrheit geworden: “Die Herrschaft über die Wirklichkeit hat die Polizei”.

Ich zitiere aus der Pressemitteilung des Bundesweiten Vernetzungstreffen gegen G20-Repression:

“Der seit Dezember 2018 unter Ausschluss der Öffentlichkeit geführte Prozess um die Demonstration in der Elbchaussee während des G20-Gipfels in Hamburg wird mit den anstehenden Plädoyers von Staatsanwaltschaft und VerteidigerInnen am 17. Juni 2020 wieder öffentlich.

Seit inzwischen gut 18 Monaten wird gegen unsere GenossInnen in Hamburg verhandelt. Nach internationalen Razzien werden die fünf Beschuldigten aus Frankfurt/Offenbach und Frankreich im Sommer 2018 festgenommen. Zwei der fünf Beschuldigten saßen acht Monate in Untersuchungshaft und Loic aus Frankreich sogar fast anderthalb Jahre, bis Dezember 2019.

Entgegen dem Wunsch aller Angeklagten beschließt das Landgericht bei Prozessbeginn im Dezember 2018 eine nicht öffentliche Prozessführung. Vorwand ist das jugendliche Alter von zwei Angeklagten und die Behauptung, dass eine solidarische Prozessbegleitung sowie Hinweise der Roten Hilfe auf ein prinzipielles Aussageverweigerungsrecht “erziehungsschädlich” seien. Durch diesen Schachzug wird nicht nur die kritische Prozessbegleitung deutlich erschwert, auch Presse und Öffentlichkeit sind komplett ausgeschlossen. Ein repressiver skandalöser Vorgang, geht es bei dem Prozess doch um weit mehr, als ein paar verbrannte Autos. Nach Auffassung der Staatsanwaltschaft ist die Demonstration am Morgen des 7. Juli in der Elbchaussee nicht als Versammlung, sondern als „kriminelle Bande“ zu werten. Damit ist der Weg frei, über das bisher nur im „Hooligan-Milieu“ angewandte Konstrukt der “emotionalen Unterstützung” die reine Anwesenheit zu kriminalisieren. Wie schon in anderen G20-Prozessen wird damit ein weiteres Mal versucht, die vermeintliche Teilnahme am Protest zu einem Straftatbestand zu erheben und darüber die Bedingungen für Proteste in Deutschland grundlegend zu verändern. Denn geht diese Strategie auf, könnte zukünftig jede/r Demonstrierende aufgrund der reinen Anwesenheit für alles verantwortlich gemacht werden, was im Umfeld der Demonstration passiert.

Eindrucksvoll beschreibt Loic, einer der Angeklagten, in seiner Erklärung von Januar 2020, was das konkret politisch und juristisch bedeutet: “99 % der vorgeworfenen Taten haben nichts mit den Beschuldigten zu tun. Die Anschuldigung dreht sich um über eine Million Euro Sachschaden. Die Staatsanwaltschaft versucht eine sehr weite Auffassung von Komplizenschaft durchzusetzen, die noch weit über die vermeintliche Anwesenheit der Beschuldigten hinaus geht. Stellt es euch konkret vor:

Ihr seid auf einer Demo und 50 Meter von dort verbrennt jemand ein Auto – und ihr werdet für den Sachschaden verantwortlich gemacht. Doch das ist noch gar nichts! Stellt euch vor, ihr hättet die Demonstration verlassen und zehn Minuten später wird ein Molotow-Cocktail geworfen: Obwohl ihr nicht mehr anwesend seid, werdet ihr dafür verantwortlich gemacht.” Damit wird weitere Abschreckung und Einschüchterung gegenüber Menschen beabsichtigt, die ihr Recht auf Protest und Demonstration wahrnehmen wollen. Die Möglichkeiten einer willkürlichen Kriminalisierung werden weiter ausgeweitet.

Dieser Prozess darf nicht isoliert betrachtet werden. Es ist zu befürchten, dass die Verhandlung politisch dazu dient, mit einem hohen Strafmaß Maßstäbe für die noch kommenden G20-Prozesse – zum Beispiel im Rondenbarg-Komplex – zu setzen. Außerdem müssen die G20-Prozesse auch als Teil einer autoritären Formierung der Gesellschaft gesehen werden, zu der u.a. auch die neuen Polizeigesetze und das Verbot von linksunten.indymedia gehören. Vieles davon zielt direkt auf die

Einschränkung der Demonstrationsfreiheit. Aber wir werden uns davon – wie schon beim Gipfel in Hamburg – nicht einschüchtern lassen und werden weiter für eine bessere und gerechtere Welt streiten.”

Gleich noch einmal spielte der 17. Juni 2020 eine Rolle: beim “Aufstand gegen die Wiedervergiftung der Welt“.

“Die Aktion”-Autorin Sophia Deeg schreibt mir dazu:

Nicht erst seit der großen Erstarrung infolge der Ausgangsbeschränkungen wegen Covid-19-Pandemie überlegen sich immer mehr Französinnen und Franzosen, wie ein gemeinsamer Widerstand gegen die gesamtgesellschaftliche Misere aussehen und wirksam werden könnte.

Ein Widerstand jenseits aller Institutionen oder bekannter Floskeln und ideologischer Denkschablonen. Ein Widerstand, der basisdemokratisch vorgeschlagen und weiterentwickelt werden soll und an dem sich idealerweise möglichst alle gesellschaftlichen Sektoren beteiligen. Mit dieser Idee und der entsprechenden Praxis haben seit November 2018 die Gelbwesten das Land überzogen. Doch auch schon in den Jahren davor gab es Ansätze dazu bei den Kämpfen gegen rassistische Polizeigewalt, die von den Betroffenen in der Banlieue ausgingen, und beim Kampf gegen das Arbeitsgesetz, sowie kürzlich dem gegen die Rentenreform.

Die Pandemie hat in Frankreich wie in vielen anderen Ländern die Verheerungen eines entfesselten neoliberalen Kapitalismus grell ausgeleuchtet und bei Vielen die Entschlossenheit verstärkt, nicht zur anormalen Normalität zurückzukehren.

Im Mai diesen Jahres kam ein solcher Vorschlag, einen gemeinsamen Widerstand auf die Beine zu stellen bzw. die bestehenden Bewegungen und Initiativen zusammenzuführen: „se fédérer“, in Anlehnung an die batallions fédéres, den Zusammenschluß libertärer Kräfte während der Pariser Commune https://de.wikipedia.org/wiki/Pariser_Kommune.

Dieser aktuelle Vorstoß kam von einigen Lehrenden und Forschenden und wurde rasch von über tausend Einzelpersonen und lokalen Gruppen, z.B. von UmweltaktivistInnen, den Kämpfern von Le ZAD, den Gelbwesten, GewerkschafterInnen, AnarchistInnen aufgegriffen, die den Appell unterzeichneten und seither in seine Weiterentwicklung und Umsetzung einbezogen sind.

Der Appel zum Zusammenschluß im Wortlaut steht hier online. Unter dem Bild ein Auszug daraus. Zur Unterzeichnung des Appells : appelsefederer(at)riseup.net

Auszug:

Wir sind viele. So viele, die denken und die Erfahrung machen, dass dieses System am Ende ist. Aber unsere Stimmen sind verstreut, unsere Aufrufe verhallen ungehört, unsere Aktionen laufen ins Leere. Das geht so weit, dass wir uns manchmal kaum noch etwas zutrauen, überwältigt sind von Ohnmachtsgefühlen. Zwar hat die Zersplitterung durchaus auch ihr Gutes, denn sie ist unvereinbar mit Zentralisierung oder der Einschwörung auf einen Kurs. Dennoch: Wir müssen zusammenkommen. Und das ganz sicher jetzt, da eine wirtschaftliche, gesellschaftliche und politische Krise dabei ist, ohne Umschweife ihre Gewalt zu entfesseln: brutal und in ungeahntem Ausmaß. Wenn wir tatsächlich „im Krieg sind“ [so Macron angesichts von COVID19 am 16.03.2020], dann in einem gesellschaftlichen. …

Wir sind uns bewusst, dass die Macht des Kapitals es niemals zulassen wird, dass wir uns friedlich als kollektive Kraft organisieren, die ihm grundsätzlich entgegensteht. Wir wissen, dass die Konfrontation unausweichlich ist. Umso wichtiger also, dass wir uns organisieren, Verbindungen und Solidarität untereinander schaffen, auf der lokalen wie der internationalen Ebene, und aus der Selbstorganisierung und der Autonomie unserer Aktionen ein aktives Prinzip machen, eine geduldige und hartnäckige Sammlung der Kräfte. …

Wir sind legitimiert und in der Lage, über unser Leben selber zu befinden – zu entscheiden, was wir brauchen: die Selbstverwaltung als Form, unsere Angelegenheiten in die Hand zu nehmen. Und die Verbindung (fédération) als Gegenmacht.

Wir verklären die Vergangenheit keineswegs. Aber wir erinnern uns daran, wer „die Federierten“ waren, diejenigen, die in der Commune von Paris tatsächlich das Leben verändern, ihm Sinn und Kraft verleihen wollten. Ihre Bewegungen, ihre Kulturen, ihre Überzeugungen waren durchaus unterschiedlich: unter ihnen gab es Republikaner*innen, Marxist*innen, Libertäre und manchmal all das in einer Person. Aber was sie einte, das war derselbe Mut und die gemeinsame Überzeugung vom „Gemeinwohl“.

Welcome to Hellcife!

Situation Brasilien Mitte April 2020: Unter dem Eindruck der unzureichenden Maßnahmen, das Corona-Virus einzudämmen, macht sich in Brasilien Unmut gegen Bolsanaro breit. Die Fake-News, die sich der Präsident und seine Söhne in ihrem “gabinete do ódio”, dem “Hass-Zimmer” im Regierungspalast, ausdenken, wollen nicht mehr wirken. In den Großstädten gehen die Bewohner auf Balkone und schlagen mit Löffeln gegen Topfböden oder schalten ihr Licht rhythmisch ein und aus: siehe Foto oben!

Die “panelaços” zeigen die sinkende Popularität von “Bozo” an. Ich frage meinen Freund, den Anthropologen Peter Schröder, wie sich der Alltag unter COVID19 anfühlt? Peter lebt seit 1996 in Brasilien und seit 2001 in Recife. Seine Antwort erscheint im Rahmen meiner Reihe mit Berichten zum Lockdown in Telepolis.

Situation zwei Monate später: Mitte Juni 2020. Bolsanaro scheint wieder erstarkt: er reitet auf einem Polizeipferd durch die jubelnde Menge. Täuscht der Eindruck? Mit Beklemmung sehe ich die Bilder brasilianischer Ku-Klux-Klan Männer: kaputter Karneval oder rechtsextreme Bedrohung? Ich frage Peter erneut – wie hat sich die Lage entwickelt? Sein Bericht erscheint heute in Die Aktion.

DIE AKTION: “Badly Needed” (Noam Chomsky)

Ein “Schlafsong” für die nächste Ausgangssperre und ein Pfingst-Gruß von Noam Chomsky an DIE AKTION – zwei Fragmente einer Theorie des Katastrophismus

Heute erscheint in “Die Aktion 4.0” als Nr. 6 ein Gedicht des Punk-Künstlers und Herausgebers V. Vale aus San Francisco.

Weiterhin möchte ich der werten Leserschaft nicht den Pfingst-Gruß von Noam Chomsky vorenthalten, den er am 31.Mai 2020 an DIE AKTION übermittelte:

Glad to hear about the journal. Badly needed!

Am 8. Juni 2020 erscheint ein brandneuer Text von Chomsky bei uns: Stellt euch vor … erkämpfen wir uns eine andere Welt! Nur dann werden wir vom Virus genesen!

Das schöne Foto aus dem Jahr 2005 stammt von John Soares und wird von Stevertigo als copyright-frei ausgewiesen.

Dürfen Experten auf offener Bühne lernen?

1. Auf flachen Pfützen und staubtrockenen Äckern

Aus der höchst anregenden Diskussion um meinen Artikel „Schockwellenreiter“ veröffentliche ich heute einige spannende, für eine größere Leserschaft bestimmte Kommentare.

185 Kommentare sind online verfügbar – doch viele nachdenkenswerte Zeilen erreichten mich auch per Email – darunter eine kritische Anmerkung unseres Freundes Holger Kenn und eine schöne wütende Notiz unserer Freundin Evelyna.

Ich starte mit der ein wenig wehmütig klingenden, doch sehr präzisen Analyse unseres Freundes Jürgen, dem sich der Eindruck aufdrängt, „dass es im individuellen (auch massenpsychologischen) Agieren nur minimale Nuancen gewohnten Handelns gibt. Sowohl in der Konformität, als auch in der vermeintlich oppositionellen Empörung. Es passiert also eigentlich fast gar nichts. Das Schockwellenreiten findet folglich auf flachen Pfützen oder staubtrockenen Äckern statt… Diese Aussage würde ich auch auf das staatliche Handeln beziehen, wenn man von den ökonomischen Einbrüchen und dem diesbzüglichem Gegensteuern absieht. Die ökonomischen Folgen dieser Monate werden erst dann sichtbar und spürbar werden, wenn die Aufmerksamkeits-Ökonomie schon wieder etwas Neues entdeckt haben wird.“

2. Überforderung und fehlende Weitsicht?

Holger Kenn schrieb mir, er sähe es als problematisch an, dass ich die „fehlerhafte Einschätzung (z.B. RKI-Empfehlung zu Obduktionen, aber auch z.B. die ganze Maskendiskussion) mit verunglückter Kommunikation (Drosten, aber auch Söder)“ als „aktiven, um nicht zu sagen: bösartigem Irrsinn“ deuten würde, „insbesondere wenn es dabei um unterschiedliche Akteure und unterschiedliche Zeitpunkte geht. Hier implizierst Du eine Strategie oder doch zumindest eine Grundhaltung, wo man mit etwas gutem Willen auch einfach nur Überforderung und fehlende Weitsicht sehen könnte.

Auch wenn man sich natürlich wünschen würde, das sich gerade eine gewählte Regierung mit einer Naturwissenschaftlerin an der Spitze vorher genau überlegt, welche Worte sie wählt, war z.B. die Nummer mit der Disziplin wohl ehr ein Griff in die Mottenkiste, als ein gezielter Apell an den preussischen Obrigkeitsstaat.“

Soweit Holger.

Hier meine Antwort an ihn: „1995 sind die sog. Referenzzentren in Deutschland neu organisiert worden, mit viel Aufwand und Budget und durchgehender Besoldung, nehme ich an. Seit etwa 2008 gibt es verschiedene Arbeitsgruppen rund um das Wuhan-„Risiko“, das darin besteht (was auch viele Leute bemerkt hatten), dass mittelständische Pharma-Firmen mit einem vermutlich eher geringen Sicherheitsstandard aus Risikokapital Genscheren kaufen und mit (Corona)Viren als Vektoren arbeiten. 2009 gab es die sog. Schweinegrippe. Ein Testfall vor 11 Jahren.

An was haben die RKIler seit 25 Jahren gearbeitet, dass sie jetzt, wie das ZDF sie so schön zitiert, „auf offener Bühne“ (wohl analog zu “am offenen Herzen“) lernen?

Man darf da m.E. mehr erwarten. Die Forscher vom RKI haben vom Staat ihre Rolle erhalten, weil es eine Expertengruppe geben sollte, die sich genau für so einen Fall bestmöglich präpariert – und wir haben sie nur dafür aus Steuermitteln alimentiert, oder?“

Diesen luxoriösen Apparat zur Risikoabwendung haben wir ein viertel Jahrhundert „vorgehalten“, damit der Staat eben nicht auf mittelalterliche Methoden der Infektionsvermeidung zurückgreifen muss.

3. Ich bin wütend!

Meine Freundin Evelyna schrieb mir kürzlich etwas, das hierzu als Antwort gut passt:

“Ich habe gerade recherchiert, wie man mit einfachen Hausmitteln Angebranntes reinigen kann, oder die Kerzenleuchter vom Wachsresten befreit.Sie wirken noch, die guten mittelalterlichen Methoden. Wie beruhigend! Und wie beunruhigend, dass man noch im 21. Jahrhundert in der Epidemiebekämpfung ebenso mittelalterliche Methoden anwendet. „Einsperren! Einsperren!“… hört man die Rufe und „Verbrennen!“ Kein Kontakt! Häretikern werden online die Zungen abgeschnitten.

Wo sind die innovativen, intelligenten Problemlösungen?

Wozu haben wir uns diese wohlgenährte, top-frisierte, irrsinnig teuer aus- und weitergebildete politische Elite geleistet? Ich dachte immer, das machen wir, damit wir eine  Avantgarde vorne oder oben oder wo auch immer in der Gesellschaft parat hätten für Tage wie diese.Vorausschauend, analytisch, human – sollte man doch für das ganze Geld, das unsere Gesellschaft in ihre Elite investiert hat, erwarten dürfen, oder? Ich bin wütend!“

Soweit Evelyna.

Wo ist sie? Unsere angeblich weltweit führende Hi-Tech Nation? Hat sie wirklich nur selbstgenähte Gesichtsläppchen und die Polizei zu bieten, die ihr Tragen kontrolliert?

4. Versagen auf der ganzen Linie?

Besonders zum Nachdenken anregend, aber leider auch tief in den Eingeweiden der Kommentar-„threads“ verborgen, ist ein längerer Text des Forums-Mitgliedes „Naturzucker“, dessen wahre Identität ich nicht kenne, den ich aber hier dennoch gern zitieren möchte.

„16.05.2020 09:21 Es gibt bei Corona eigentlich nur 3(4) relevante Fragen

Hat die Bundesregierung ausreichend Vorsorge für den Fall einer Pandemie getroffen?

Welche Lehren wurden aus Schweinegrippe, Sars und der Risikostudie des RKI aus dem Jahr 2012 getroffen?

Schutzkleidung wurde nicht bevorratet, Testkapazitäten abgebaut, Produktion lebensnotwendiger Medikamente ins Ausland verlagert. Und wäre Corona 5 Jahre später aufgetreten, hätte die Politik mit Schützenhilfe und ideologischer Begleitung von Bertelsmann und der Leopoldina die deutsche Krankenhauslandschaft in gleichem Maß rasiert wie es in Spanien oder Italien bereits heute der Fall ist

Antwort: Versagen auf der ganzen Linie.

Hat die Bundesregierung rechtzeitig reagiert?

Auch, wenn Spahn & Co noch im Januar eifrigst damit beschäftigt waren, sich mit Hilfe des Zwangsgebührenfunks über besorgte Bürger und Verschwörungstheoretiker im Internet lustig zu machen, die damals davor warnten, Corona sei gefährlicher als SARS, auch wenn in Bayern noch Kommunalwahlen angehalten wurden und bundesweit Karneval und Starkbierfeste gefeiert wurden, Fußballspiele mit Publikum stattfanden, offenbar hat Deutschland noch gerade rechtzeitig die Kurve gekriegt. Anders als Italien und Spanien, die es besonders hart getroffen hat.

Man wird aber bei der Aufbereitung der Vorgänge (i)m Januar 2020 sehen, dass die Bundesregierung Corona mindestens um 4 Wochen verschlafen hat. 4 Wochen, die am Ende gefehlt haben, um das in den Vorjahren versäumte nun nachzuholen.

Antwort: die Bundesregierung hat erst spät reagiert und dann sehr drastische Maßnahmen getroffen. Ob und in welchem Umfang die Maßnahmen der Bundesregierung angemessen waren, dies ist die dritte Frage.

Waren die Maßnahmen angemessen und richtig?

Man könnte sagen, das Ergebnis gibt der Regierung recht. Es ist nicht zu der ganz großen Katastrophe wie in einigen anderen Ländern gekommen. Und das, obwohl hier in nicht allen Bundesländern das öffentliche Leben so eingeschränkt wurde wie in Italien oder Spanien. Und auch die Einschränkungen für die Wirtschaft waren nicht ganz so drastisch wie in Italien.

Aber hier fehlt immer noch der Beweis, dass die Maßnahmen tatsächlich die Ursache für die Eindämmung des Virus waren und ob man mit weniger harten Einschnitten nicht praktisch zu einem ähnlichen Ergebnis gekommen wäre. Und eine Bewertung der Kollateralschäden steht bis heute aus und es steht zu befürchten, dass sie sozialen und wirtschaftlichen Folgen der Maßnahmen gegen Corona am Ende schlimmere Folgen haben als eine weitere Verbreitung von Corona gehabt hätte.

Bilanz wird immer am Ende gezogen. Und da stehen auf der Haben-Seite Menschen, welche nun erst später an Corona erkranken werden oder vielleicht auch nie, weil sie vorher sterben. Auf der Soll-Seite stehen wirtschaftliche Schäden im oberen dreistelligen Milliardenbereich, Steuerausfälle im dreistelligen Milliardenbereich. Die Vernichtung wirtschaftlicher Existenzen und damit von Familien.

Es heisst ja immer, Corona würde Arme und sozial benachteiligte Menschen besonders hart treffen. Da ist es nicht besonders schlau, mit den Maßnahmen gegen Corona mehr Menschen in Armut und soziale Benachteiligung zu stürzen.

Antwort: hier wird man genau analysieren müssen, welche Maßnahmen richtig und welche völlig überzogen waren.

Insbesondere aber wird man sich fragen müssen, ob man mit einer rechtzeitigen Vorsorge für den Fall einer Pandemie uns den Lock-Down hätte ersparen können.

Kommen wir zu Frage 4, die Zusatzfrage:

Wie steht es um die Kommunikation, die Einhaltung demokratischer Standards, den Umgang mit Kritik?

Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass insbesondere die letzten 10 Wochen wie folgt geprägt waren:

– Durchregieren
- ständig wechselnde Standards zur Bewertung der Verbreitung
- Mangelwirtschaft in der Bewältigung der Krise
- fehlende Beteiligung bzw. völlige Abwesenheit einer Opposition
- Abkanzelung und Diffamierung von Kritikern statt sachlicher Auseinandersetzung
- Abwesenheit von Evidenz und Fakten zur Begründung der Maßnahmen (keine Obduktionen, keine repräsentativen Tests)
- Quasi-Installation einer Notregierung unter weitgehender Ausschaltung des Parlaments und öffentlicher Debatte

Kurzum, in der Corona Krise hat sich gezeigt, dass unsere Demokratie das Papier nicht Wert ist, auf dem das Grundgesetz geschrieben steht.

Ausgerechnet der Föderalismus, der von den Medien in den letzten Wochen gerne für seine uneinheitliche Reaktion auf Corona scharf angegriffen wurde, hat aber am Ende dafür gesorgt, dass wenigstens regional angemessen auf Corona reagiert werden konnte, wenn die Landesregierung denn dies wollte.

Eigentlich aber hätte man noch viel kleinteiliger anstatt zentralistischer reagieren können und müssen. Warum soll ein Bürger von Meck-Pom nicht an den Strand dürfen, wenn dieser praktisch leer ist? Die Ansteckungsgefahr dürfte am Ostseestrand um Faktor 1000 niedriger liegen als in einer mäßig gefüllten S-Bahn.

Statt einer Politik der ruhigen Hand haben wir in den letzten Wochen einen aufgeregten Hühnerstall erlebt, der hauptsächlich damit beschäftigt war, Bürger mit immer neuen Horrorszenarien und Geldbußen-Katalogen gefügig zu machen.

Antwort: Versagen auf der ganzen Linie“

Soweit der Kommentar von „Naturzucker“. Das Gespräch kann auf diesem Blog gern fortgesetzt werden.

Das Prinzip Verschärfung

Mit der Ankündigung der „Corona-Soforthilfe“ im März 2020 verglimpfte sich der deutsche Staat selbst als „Wohltäter“. Das war kein zweckfreier Altruismus. Damit erkaufte er die nötige Disziplin der Bevölkerung für den Lockdown: „Bleibt zu Hause! Wir zahlen euren Schaden!“
Die Bewilligungsbescheide, die nun acht Wochen später nach den „ersten Lockerungen“ ergehen, sprechen eine andere Sprache. Sie gehorchen dem Prinzip der Verschärfung.

Näheres dazu ist nachzulesen in meinem aktuellen Artikel bei Telepolis

Das französische Autorenkollektiv Tiqqun sagte bereits zu Anfang des „Confinement“ (Ausgangssperre) Mitte März 2020 in einem Text mit dem Titel „Das Coronavirus und der Ausnahmezustand“ , „dass die Gerissenheit des Gegners immer relativ zu unseren Wahrnehmungsqualitäten ist, zu unserer Fähigkeit, zwischen den Zeilen … zu lesen.“
Etwas arrogant, dennoch korrekt schlussfolgern sie: „Leider ist nicht so sehr die Relativität begrenzt. Begrenzt sind unsere Wahrnehmungsqualitäten. Die List der Herrscher funktioniert nur bei denen, die die Verblödung zu ihrem Kampfsport gemacht haben.“

Die Regierungen sprechen augenblicklich sehr viel über „die Bürger“, doch es bleibt meist abstrakt – und die Rede über den Bürger entbirgt ihre Intention erst, wenn es ans Handeln geht. Grenzverschärfungen, Kontrollverschärfungen, Verschärfung der ohnehin schon bestehenden Einschränkungen, den öffentlichen Raum zu nutzen. Ähnlich ist es auch mit den Hilfsgeldern: nicht das vollmundige Angebot zur Hilfe, sondern die schmallippig-scharf formulierten Konditionen der Auszahlung lassen erkennen, was gemeint ist.

So agieren Staaten. Das ist keine Überraschung – und auch nicht neu “seit Corona”. Neu ist, dass wir alle “den Schwanz einziehen” und “Schiss haben”. Wie Giorgio Agamben schon Ende Februar 2020 bemerkte: “Der Feind ist nicht ausserhalb von uns, sondern in uns.“ Es ist daher unsere bleibende, immer wichtiger werdende Aufgabe, zwischen den Zeilen der Verlautbarungen zu lesen. Aus den kursierenden Gesetzesentwürfen, Verfügungen und Hilfs-Angeboten abzuleiten, wie wir behandelt werden sollen und dadurch endlich die Verunsicherung abzustreifen. Erst dann können wir wieder vernünftig reagieren.

Beliebig manövrierbare Masse sind wir nur als erfolgreich Verunsicherte, wie jetzt: durch die zweifache Angst von Infektion und die Angst vor Verlust der wirtschaftlichen Existenz.

Nicht das vorgebliche Hilfsangebot ist existenziell wichtig. Es ist existenziell wichtig, sich nicht von Verschärfungen einschüchtern zu lassen.

Schockwellenreiter: Risiko als Mittel politischer Strategie

Bildmaterial zum Telepolis-Beitrag vom 16. Mai 2020

In diesem Blog-Beitrag befinden sich die Links der Bebilderungen zu meinem Text “Schockwellenreiter”, die in Telepolis nicht veröffentlicht werden können, weil sich trotz intensiver Bemühungen die Rechte nicht klären liessen.

Zum Kapitel “Zweite Welle”: das Original-Titelbild des Romans “Schockwellenreiter” von John Brunner findet sich hier.

Über die Jahre hat der Stoff des Romans Illustratoren immer wieder zu (bisweilen fragwürdigen) Höchstleistungen motiviert. Hier einige herausragende Beispiele (die Bild-Titel stammen von mir, um die Cover-Versionen zu unterscheiden):

The most electrifying novel of the year.

Der Planet der Rechner.

Digitales Wellenreiten.

Elektrischer Stuhl

Zum Kapitel “Dritte Welle”: die Illustratoren von Alvin Toffler, aus dessen Buch “Future Shock” Brunner die Idee für “Schockwellenreiter” bezogen hat, setzen hingegen deutlich mehr auf Schriftgestaltung. Wie leicht erkennbar, wurde dieses Buch in alle Weltsprachen übersetzt.

Zum Kapitel Die Mißbildungs-Epidemie“: Die Werbedisplays für Contergan fotografierte Prof. Dr. Klaus-Dieter Thomann in einer Ausstellung im Deutschen Orthopädischen Geschichts- und Forschungsmuseum, Frankfurt a.M.

Zum Kapitel Isolation: Die “camera silens“-Rekonstruktion von Moonen und Arndt (1994) befindet sich im Besitz des ZKM Karlsruhe. Hier noch ein Foto und eine Grafik aus unserem Buch “camera silens”, das in geringen Stückzahlen hier bestellbar ist.

Zum Kapitel “Gehirnwäsche”: das Cover von Ed Hunters Buch “Brainwashing“.

Die Aktion Nr. 4 Jonatan Kurzwelly “Freie Gesundheitsversorgung weltweit!”

Der Identitätsforscher

Jonatan Kurzwelly ist „Patient Nummer 3 aus Brandenburg“, der COVID19 gerade in Frankfurt/Oder hinter sich gebracht hat.

Jonatan ist Weltbürger, global operierender Wissenschaftler und als Postdoctoral Fellow am Department of Anthropology an der University of the Free State, Bloemfontein, South Africa tätig. Er ist in Bonn geboren und in Poznan aufgewachsen. Er arbeitet als Anthropologe auf der ganzen Welt. Seinen Master hat er in Manchester gemacht. Danach kam ein Doktorandenstipendium in Schottland. Dafür hat er in Paraguay geforscht.

Das ist eine Biografie, wie sie von unserer voll vernetzten Welt idealisiert und gefördert wird. Kommt es jedoch wie jetzt anlässlich der Pandemie zu irgendwelchen Störungen, ist genau so eine Biografie ein großes Problem.

Jonatan ist auf dem Weg von Barcelona zu einem Forschungsauftrag nach Sibirien am SARS-Virus erkrankt, wahrscheinlich weil er dort auf eine internationale Forschergruppe traf, zu der auch viele Italiener gehörten.

Nach einer Odyssee über Moskau, Minsk und andere Flugplätze in Osteuropa ist er nach Deutschland gelangt. Auslöser der unfreiwilligen Rundreise war, dass keine Flüge von Moskau in Jonatans aktuelle Heimat Südafrika mehr abgingen, weil dort bereits der Zugang gesperrt war.

Das größere Problem allerdings ist, dass Jonatans südafrikanische Krankenversicherung nirgendwo außerhalb, auch nicht in Deutschland, für die Kostendeckung einer Behandlung anerkannt wird – während sein Gehalt, das in einer Währung auf Krisen-Tiefflug ausgezahlt wird, täglich weniger wert ist, hier, wo er tatsächlich sich gerade aufhält.

Jonatans Vater, unser Freund Michael Kurzwelly, hat seinem Sohn eine Plattenbauwohnung am Grenzübergang zu Polen besorgt, um ihn dort 14 Tage zu isolieren. Michael hat ihn in dieser Zeit per Eimer und Seil mit Lebensmitteln versorgt.

Jetzt ist er wieder „frei“ – darf aber immer noch nicht „nach Hause“ (wo auch immer das ist).

Für „Die Aktion 4.0“ hat Jonatan eine exklusive Fassung seines Textes in englisch geliefert, die wir übersetzt ins Deutsche veröffentlichen. Das Original ist als PDF am Anfang des Artikels verfügbar.

Die Aktion Nr. 3: Penny Rimbaud und Gerald Grüneklee

Die 3. Ausgabe der neuen „Aktion 4.0“ nähert sich konzeptionell weiter der Pfemfertschen „Aktion“ von 1911-1933 an: kritische Beurteilung der Zeit und der ihr zugehörigen Zeitgenossen, neben Poesie und Kunst. Diesen Weg werden wir weiter verfolgen. Essays sind wichtig. Sie werden weiter vorn stehen. Aber ohne Literatur und Kunst sind sie isoliert von ihrem geistigen Umfeld. Ein Prozeß, der ohnehin schon läuft in jenem Pattformkapital-gelenkten Staatswesen, das uns gerade zur Unheimat gerät.

Der späte 11. Mai also ganz im Zeichen des Anarchismus.
Unser Freund Penny Rimbaud, Schlagzeuger der legendären 80er Jahre Anarcho-Punk-Band “Crass“, Mit-Erfinder des selbsorganisatierten Musikvertriebs, Poet, Philosoph und Co-Herausgeber von Exitstencilpress, sendet aus dem Nordosten von London ein Gedicht über die Normalität, die unser Problem ist.

Gerald Grüneklee versteht sich als Randfigur, Zeit- und Augenzeuge in verschiedenen sozialen Bewegungen. Langjährig prekäre Existenz in verschiedensten Tätigkeiten, u.a. in der Buchbranche als Publizist, Antiquar, Buchhändler, Verlagsservice, Lektor, Rezensent. Seit Beginn der 1990er Jahre bis zur Auflösung um 2000 in der “Anares Föderation anarchistischer Verlage und Vertriebe” aktiv. Ab 2000 mehrere Jahre eigener Buchladen in Bremen. Derzeit Lohnarbeit als Sozialpädagoge. Seit 2014 versendet er unaufgefordert und unregelmässig den „Ziegelbrenner“, einen digitalen Baustein für die bessere Welt mit „gesellschaftskritischen Medien“. Das Motto: „Anarchie ist nicht Gewalt, Willkür, Herrschaft. Sondern das Gegenteil davon. Kein Gott, kein Chef, kein Staat. Keine Abgeordneten, keine polizeilichen Knüppelbanden, keine kapitalistische Ausbeutung. Keine Helden, kein “Deutschland sucht den Superstar”. Sondern Herrschaftslosigkeit und Selbstorganisation. Gerade das bedingt gegenseitige Hilfe, Kooperation, Verantwortlichkeit und Verbindlichkeit.“
Geralds Text ist ein Auszug aus seinem nächsten Buch, das er als „linke Corona-Kritik“ verstanden wissen will und gemeinsam mit Clemens Heni und Peter Nowak verfasst hat. Es erscheint Ende Mai bei Edition Critic.

Die Aktion Nr. 2: Heidrun Friese “Fetisch Mutter”

In ihrem Beitrag vom 5. Mai 2020 über „Women‘s lib in der Krise“ zeigt Heidrun Friese, wie durch die Pandemie patriarchale Strukturen, die längst als überwunden galten, wieder erstarken. Friese beschreibt, wie Frauen aus dem Bürgertum COVID-19 mit Wucht nutzen, um ihre Privilegien zu sichern. Sie geht dabei der Frage nach: Was passiert mit den Frauen aus ärmeren Schichten? Nimmt der Umgang mit dem Virus die Befreiung der Frauen zurück?

Gesellschaft im „l’après-confinement“
Ein Kurz-Kommentar zu „Fetisch Mutter“ von Heidrun Friese

Immer noch starrt die Welt gebannt auf das Virus und unseren Umgang damit. Wenn die Franzosen „lockdown“ mit dem Wort “confinement“, das außer Quarantäne zu deutsch auch “Haftanstalt” oder “Stallpflicht” heißen kann, bringen sie mit einem einzigen assoziationsreichen Wort unverblümt zum Ausdruck, was wir alle fühlen und womit wir uns beschäftigen sollen: wie wir ganz persönlich mit den Auflagen zurecht kommen, und nicht damit, wie wir als Gesellschaft damit umgehen sollten.

Insofern fördert das Paket der Maßnahmen den ohnehin schon durch unser Wirtschaftssystem eintrainierten Egoismus und die Vereinzelung der Akteure, ihre Isolierung. Dies neutralisiert die Kräfte der Emanzipation genau in dem Moment, in dem sie am nötigsten sind.

Doch nicht alle fühlen die Härte staatlicher Zwangs-Maßnahmen gleich. Heidrun Friese zeigt in ihrem Artikel, wie die Pandemie soziale Ungleichheit zwischen den Geschlechtern etabliert, ein Gefälle zwischen Männern und Frauen und zwischen Frauen verschiedener Schichten baut, von dem wir dachten, dass es durch die Kämpfe um die Frauenbefreiung bereits überwunden wäre.

Durch unsere Fixierung auf das vermeintlich wichtigere Gesundheitsproblem haben sich so unbemerkt gesellschaftliche Veränderungen eingestellt, die aller Wahrscheinlichkeit nach schwer reversibel sind, wenn wir nicht schnell handeln.

Bernd Scherer, Intendant des „Haus der Kulturen der Welt“ Berlin, nimmt in der FAZ von heute das Bild vom „geöffneten Fenster“ aus dem „Brunner Affekt“ auf und fordert:
„Angesichts des Coronavirus hat sich in unseren Gesellschaften ein kleines Fenster geöffnet, um Handlungsspielräume zu gewinnen. Dieses Fenster gilt es ein Stück weit offen zu halten. … Wir sollten … die Zeit nutzen, um die Frage zu beantworten, welche Welt wir wollen.“

4. Mai 2020 11:58 Uhr Die Immunen

In meinem Beitrag zum 1. Mai habe ich gesagt, wir würden demnächst lebenslang markiert – wenn es nach dem Willen markierwütiger Impfstoffhersteller und ihrer politischen Unterstützer ginge. “Das Verfahren heisst “Unterhautspeicherung“. Jens Spahn schafft dafür gerade die Gesetzesgrundlage.”

Ich habe mich bei einem befreundeten Anwalt darüber erkundigt, ob ich die Formulierung des Gesetzesentwurfes richtig verstehe und der damit geplante Eingriff in die Grundrechte eine Petition notwendig macht.

Die Antwort ist ernüchternd – der Eingriff ist bereits jetzt weitgehend festgeschrieben. Hinzu kommt lediglich, dass der Rekurs auf den „Stand der medizinischen Wissenschaft“ weitere Tore öffnet.

Hier die Antwort im Wortlaut:

Zu deiner Frage zum Infektionsschutzgesetz, resp. zu dem seit dem 27. März 2020 wirksamen “Gesetz zum Schutz der Bevölkerung bei einer epidemischen Lage von nationaler Tragweite“, das nun erneut novelliert werden soll – nach nur einem Monat.

Zur Zeit lautet Satz 3 im § 28 Abs 1 IfSG: Eine Heilbehandlung darf nicht angeordnet werden. Mit Satz 4 sind die dort genannten Grundrechte außer Kraft gesetzt – das ist bereits jetzt gesetzlich so geregelt.
 
Die geplante Ergänzung aus dem Gesetzesentwurf vom April 2020 dient der Relativierung der Regelung in Satz 3 (Keine Zwangsheilbehandlung), indem er Ausnahmen von den Maßnahmen bei Immunität oder Impfung zulässt und gehört systematisch eigentlich vor den heutigen Satz 3, der – mutmaßlich –  dann mit : “eine Heilbehandlung darf nicht angeordnet werden” enden wird.
 
Die von dir befürchtete Grundrechtseinschränkung gibt es also bereits.

Neu ist nun: die Bevölkerung soll zur Impfung verlockt werden, weil alle Ungeimpften zu Hause bleiben müssen und nicht demonstrieren dürfen etc.

Die Immunen (wie passend!) und Geimpften können aber nach Herzenslust das Leben genießen. Bei künftigen Pandemien also nicht mehr Wegsperren der gesamten Bevölkerung, sondern Aufteilung in die Kooperativen und die ewigen Quertreiber.
 
Interessanter ist für mich das Berufen auf den „Stand der medizinischen Wissenschaft“. Na, da findet sich doch sicher etwas bei Robert Koch und der Bill und Melinda Gates Stiftung, das begründet, warum mal wieder 7.000.000.000 Impfungen fällig wären (z.B. Stagnation der Gewinne im Pharmabereich).
 
Hinzu tritt die furchterregende Vorstellung: was da vielleicht alljährlich – wenn sich das Volk erst einmal dran gewöhnt hat, abgespritzt zu werden, weil man natürlich nicht zu Hause bleiben und natürlich auch kein Spielverderber und Assozialer sein will – noch so alles im Huckepackverfahren mit hinein gespritzt wird – eben zb. die von Dir erwähnte „digitale Identität“.
 
Nett ist dabei der Nebeneffekt, dass die Quertreiber und chronischen Meckerer dann zu Hause bleiben müssen – natürlich nicht wegen ihrer abweichendern Meinung, sondern aus gesundheitlichen Gründen (wenn Ihnen das nicht gefällt: Sie können sich doch impfen lassen…!)

Was mir beim noch mal Durchlesen aufgefallen ist: Ein wesentlicher Aspekt dieses Entwurfes könnte sein, dass er – vielleicht – einen Angriff auf den Föderalismus darstellt. Denn es taucht eine Formulierung auffällig häufig auf – “Ohne Zustimmung des Bundesrates” – bleibt zu hoffen, dass die Länder wachsam genug sind, Herrn Spahn nicht die Einführung eines “Präsidialsystem” mit dem Gesundheitsminister über allem zu erlauben.

Ein weiterer unschöner Aspekt der Pandemie: das Geld ist nun verschoben, nun kann man es ja auch lassen mit den Maßnahmen und endlich wieder „lockern“.
 
Da nun alles Geld gestohlen ist, kann man zum „business as usual“ zurückkehren (das Volk muss jetzt ordentlich arbeiten, die Summe muss ja schließlich wieder reinkommen) „Aber hat doch gut geklappt, das machen wir jetzt jedes Jahr – na ja, vielleicht zu auffällig, aber so alle 3 – 4 Jahre wäre es schon nett…“

Wie stand es so passend Anfang der 80er in Kreuzberg 36 an allen Wänden?

Ihr wollt nur unser Bestes, aber das bekommt ihr nicht!

1. Mai 2020 11:47 Uhr Markierte und Markierer. Maskierte und Maskierer.

Ich war guter Dinge, aber der Anblick der Welt heute morgen hat mich sehr versachlicht. (frei nach dem Typoskriptbuch von Georg Jappe (2007) mit dem Titel “Ich war guter Dinge, aber ihr Anblick hat mich sehr versachlicht.“ )

Wenn es heute heisst „Heraus zum 1. Mai“, dann stellen wir bestürzt fest, dass wir nicht genau wissen, wohin wir gehen sollen.

Nicht etwa, dass die Strasse als Ort der öffentlichen Meinungsäußerung unwichtig geworden wäre – ganz im Gegenteil. Nach sechs Wochen Hausarrest gilt es erst recht, heute die Plätze im öffentlichen Raum zurück zu erobern.

Aber die Schlacht findet nicht mehr auf der Strasse statt, egal was dort passieren mag. Früher hat die Polizei Plünderungen verhindert, wenn die rituellen Ausschreitungen „Staat gegen Bürger“ zu kippen drohten. Das Ritual war seinerzeit eine Rache für die viel größere Plünderung, die an den übrigen 364 Tagen des Jahres an den Arbeitern und ihrer Arbeitskraft stattgefunden hatte.
Heute hat die Plünderung bereits vor dem 1. Mai stattgefunden: in einem x-beliebigen Labor der Biotech-Industrie. Unsere “Identität” soll am Körper digital abrufbar werden. Wir werden dafür lebenslang markiert – wenn es nach dem Willen markierwütiger Impfstoffhersteller und ihrer politischen Unterstützer geht. Das Verfahren heisst “Unterhautspeicherung“. Jens Spahn schafft dafür gerade die Gesetzesgrundlage.

Dieser Tage hören wir häufig: „In so einer Situation ist die Menschheit noch nie zuvor gewesen.“

Wenn etwas zu oft wiederholt wird, beschleicht uns als aufgeklärte Bürger der Verdacht, dass es nicht stimmen könnte und der „Klangkörper“ dieses Mantra sich durch „repetitives Rezitieren im Diesseits manifestieren soll.“ Als aufgeklärte Bürger glauben wir nicht ans Jenseits – und wir wissen, dass wir aus der Geschichte etwas ableiten, etwas lernen können.

Wir fangen also an zu suchen, ob wir nicht vielleicht doch schon mal in einer ähnlichen Lage waren. Tatsächlich werden wir recht bald fündig.

Dazu gilt es, zunächst die Suchkriterien zu klären.
Der Satz „In so einer Situation ist die Menschheit noch nie zuvor gewesen.“ besteht aus einer lesbaren und einer stummen, mitlesbaren Botschaft.
Lesbar ist, dass wir alle gemeinsam angeblich noch nie zuvor derart stark bedroht worden sind – noch dazu von einem unbekannten, unsichtbaren, unbeherrschbaren Feind. Das steckt in „so einer Situation“.
Mitzulesen ist die Botschaft, dass gegen eine derartige Bedrohung jede nur vorstellbare Maßnahme gerechtfertigt ist.
Wenn wir nun nach einem historischen Vorgänger suchen, finden wir gleich drei Fälle im vorigen Jahrhundert: Atomkraft, Raumfahrt und Euthanasie.

Die Mischung der Beispiele mag irritieren. Sie sind untereinander auch überhaupt nicht verbunden. Aber sie zeigen, dass „die Menschheit“ in dem aktuellen Mantra-Satz, schon dreimal vor eine ähnliche Problematik gestellt war – und daraus hätte lernen können, wie man sich 2020 vernünftig verhält.

In aller gebotenen Kürze meine Erläuterungen – Stoff genug steckt in den drei Begriffen, um ein mehrbändiges Werk zu füllen. Ich konzentriere mich also nur ganz kursorisch auf die Vergleichsmomente.

Atomkraft
„Atomkraft“ verstehe ich sowohl als „Atomenergie“, wie auch als „Atomwaffe“. Der einzige wirkliche Unterschied zum derzeitigen globalen Bedrohungsszenario ist, dass uns zu diesem Stichwort bereits erfolgreich eingeredet wurde:

  • Atomwaffen seien notwendig, um den übermächtigen Feind im Schach zu halten, weil er auch Atomwaffen baut (siehe Dr. Seltsam und das „Gleichgewicht der Schrecken“)
  • Atomenergie sei unverzichtbar, um unseren immer größeren Stromhunger „sauber“ (meint: umweltneutral) zu befriedigen. Das Feld ist zu weit, um es hier abzustecken. Wer dazu etwas Aktuelles anschauen möchte, gebe das Stichwort „hyperscale provider“ ins Netz ein oder schaue sich die Fotos der größten Rechenzentren an: hier oder hier.

Ich denke, es ist durch eine 60 Jahre Atom-Aufklärung jedem, der es wissen oder verstehen möchte, klar, welche bekannten (Krebs) und noch unabsehbaren (Klimawandel) Gefährdungen, die niemanden, keinen einzigen auslassen, der in unserer Biosphäre lebt, von dieser Technologie ausgelöst werden.
Heiner Müller hat einmal den Krebs „die Kreativität des Körpers“ genannt. Die Zellen reagieren auf die genetische Bedrohung durch die Strahlung – und entfernen sich dabei von dem ursprünglichen Konzept „Mensch“.
Wer sich das deutsche Schutzziel „eine Million Jahre“ versucht vorzustellen, erkennt unmittelbar, von welcher Dimension der Bedrohung wir sprechen.
Wie bei allen wirtschaftsgetriebenen Projekten können wir auch sofort verstehen, dass wir hier über eine vollständige Privatisierung gigantischer Gewinne und eine noch unvorstellbarere Dimension der Übertragung von Lasten, Verantwortung und Gefahr auf die Gemeinschaft sprechen.

Sind wir also nicht ohnehin schon in einer Situation, die der jetzigen ähnelt: nämlich durch unsere wirtschaftlichen und politischen Aktivitäten von einem unsichtbaren Feind (Strahlung) umstellt?

Raumfahrt
Bevor die Menschheit, oder nennen wir es präziser: NASA und Lunik den Wettlauf ins All starteten, stellten die USA ein landesweites, mit tausenden von klugen, wissenschaftlich gebildeten Köpfen besetztes Team auf, um die Sicherheit des „biologischen Bollwerks“ Erde zu erkunden. Die Amerikaner fürchteten, dass zurückkehrende Fähren oder Astronauten „Xenorganismen“ („Fremdkörper“, unbekannte Viren) in die Atmosphäre eintragen könnten und unsere gute Mutter Erde blitzschnell in eine „faulige Kammer“ verwandeln. Diese Geschichte ist nachzulesen in dem unterhaltsam geschriebenen Text „Biological Ramparts“ von Ronald Jones, abgedruckt in dem Buch “Incorporations“.

Apropos Maskendiskussion: ein General, der seinerzeit die US-amerikanische Mondfahrt-Risikoabschätzungs-Gruppe leitete, schlug zum Schluss angesichts der höchst unterschiedlichen Ideen der Forscher vor, die rückkehrenden Kapseln und Raumfahrer mit Whiskey zu dekontaminieren. Es sei nicht erwiesen, dass irgend etwas, dass die Wissenschaftler vorgeschlagen hätten, gegen den unbekannten Feind wirksamer sei als der Schnaps.

Das erste Foto vom All zurück auf die Erde hat dann schlagend klar gemacht: wir leben alle unter der selben Glocke.
Was wir hier drin veranstalten, wird früher oder später uns alle gleichermassen betreffen. Es gibt weder „die Anderen“ (dies, obwohl damals die Welt in zwei politische Hälften geteilt war). Noch gibt es Rückzugszonen.
James Lovelock (ein Hoch auf den 101-jährigen Großmeister der Wissenschaften) hat uns allen plausibel vorgeführt: Wer an Gaia fummelt, stürzt uns alle ins Unglück.

Waren wir also vor Corona wirklich noch niemals in einer Situation der globalen Bedrohung durch Destabilisierung des Gleichgewichts in den unsichtbaren „five Kingdoms“, den Königreichen der Kleinstwesen ?
Drohten nicht schon lange uneinschätzbare Mikroorganismen, die wir selbst in Umlauf gesetzt haben? Mit „nein, niemals zuvor“ kann nur antworten, wer die letzten 80 Jahre Augen und Ohren fest verschlossen hat.

Euthanasie
Zu den schlimmsten, von Menschenhand freigesetzten mental wirkenden „Viren“ des vergangenen Jahrhunderts zählt die Rassenideologie. Sie stellt eine elementare Bedrohung dar, die bis heute uns alle betrifft. In diesem Fall stimmt das Mantra, jedoch für das Jahr 1933: tatsächlich „nie zuvor“ hatte es ein quasi-industrielles Programm zur Vernichtung bestimmter Teile der Menschheit gegeben. In Euthanasie steckt das griechische Wort thánatos, „der Tod, das Sterben“.
Die Frage des Tages am 1. Mai 2020: Triage.
Selektion, Abschaltung, Sterbehilfe.
Und vorher alle Unerwünschten sedieren.
Alle Stichworte kennen wir aus der Aktion T4 .
Das Thema ist zu weit, um es hier nur annähernd korrekt zu diskutieren.
Wer sich vertiefen möchte, dem sei dringend empfohlen, H.G. Adlers bis heute bedeutendes Werk „Der verwaltete Mensch“ (1974) zu lesen – Euthanasie wird ab S. 234 behandelt, spielt aber auf den 1076 durchgehend lesenswerten Seiten dieses einzigartigen Buches eine wichtige Rolle.

Bei der Euthanasie schon die gleichen Merkmale: mit dem Gesundheitsschutzgesetz regieren, Menschen auslesen, Menschen markieren (siehe oben“digitale Identität“) – letztlich eine Schlacht um die Gene.

Fazit
Es ist soweit: das Monster steht vor der Tür.
Wie Mike Davis es treffend sagt: “Die kapitalistische Globalisierung lässt sich biologisch nicht aufrechterhalten.”
Die Welt zerfällt nicht mehr in Arbeiter und Fabrikbesitzer, sondern in Markierte und Makierer, in Maskierte und Maskierer.
Deswegen: herunter mit der Maske!
Heraus zum 1. Mai!
Er wird für den Rest des Jahres – wenn nicht für immer – zum Dauerkampftag verlängert.

30. April 2020 15:21 Uhr Tiki vs. Virus

Nun der zweite Beitrag zum Thema „Masken“, diesmal von Moritz ® (Der Plan)

Moritz und seine „contendiente“, Frau Gsottschneider, bespielen mit ihren Tikis die gestern von mir schon gepriesene „Layoutfläche mitten im Gesicht“.
Künstler sind ja bekanntlich Resilienz-Experten. So hat für viele das Virus dazu geführt, dass sie sich vor Angeboten nicht mehr retten können oder wegen einer Geschäftsidee, die den zahlreichen Beschränkungen etwas entgegen setzt, „nicht mehr hinterher“ kommen.

Das heisst aber nicht, dass die Künstler damit viel verdienen. Also: kauft Masken! Fördert die Kunst!

Bestellung bei “r(ät)derplan.com” & dann: “Schau mir in die Maske, Kleines!”

29. April 2020 12:33 Kreative Lumpenverwertung

Heute also dritter Tag der staatlich angeordneten Gesichtsvermummung. Zugleich auch Premiere für die persönliche händische Übergabe der Einkaufswagen BürgerIn zu BürgerIn. Klappt ganz gut.

Solche Schlangen habe ich zuletzt in Leningrad im Winter 1990 vor Geschäften gesehen, über die das Gerücht umlief, dass es dort kurzfristig eine Art Mortadella-Ersatz zu kaufen gäbe. Damals waren die vermummten Gesichter allerdings dem Kältetief von 30 Grad minus geschuldet.

Weil man ja heutzutage – wenn es sich einrichten lässt – allein in die spuckgeschützen Areale gehen soll, bleibe ich auf dem Parkplatz vor dem ALDI im benachbarten Kleinstädtchen an der Elbe sitzen.

Meine Freundin muss allein zusehen, wie sie vorschriftsgerecht „ohne anzufassen“ das Gemüse aus dem Regal in den Korb bekommt.

Währenddessen schiele ich verlegen auf die bekleideten Gesichter.
Das neue Nackt ist die Maske.

Erstaunlich, wie gut alle aussehen. Fadendünne, zusammengepresste, halbmondförmig nach unten gekrümmte Lippen: kaschiert. Doppel- und Dreifachkinne: kaschiert. Das Verbissene der frühen Einkäufer: hinter schönem Vorhangstoff verborgen.
Hinter der Mauljalousie kann man seine Pappenheimer allerdings nun nur noch anhand der unverwechselbaren Lippenbekenntnissen identifizieren, die in fetter Fraktur auf Brust und Rücken gedruckt sind.

Alle nähen wie besessen und kommen zu nichts anderem mehr. Die viel zitierte Heimarbeit bekommt erst durch das Spuckschutzgebot ihren Sinn. Forsa warnt allerdings schon vor verfrühter Umstellung der Betriebe: „Arbeitsminister Hubertus Heil, der bereits ein Recht auf Homeoffice gesetzlich verankern will, sollte sich nicht zu früh freuen. Womöglich handelt es sich nur um einen kurzfristigen Trend.“

Ob kurzfristig oder nicht: Trend ist, dass Veranstaltungen abgesagt bleiben, bis intelligente Lösungen da sind. Jeder ist gefragt.

Eine Art Wiederaufbau-Wirtschaftswunder-Stimmung.

Telegram macht ping. Ich erhalte den passenden Eintrag eines Freundes https://www.facebook.com/mthannover . Er hätte jetzt normalerweise keine Sekunde Zeit, weil er Festival auf Festival mit Bühne, Ton und Licht bestücken müsste. Jetzt: kein einziger Auftrag. Seine Systeme hat er kurzfristig umfunktioniert, um dem hohen Bedarf an Speichel-Sprüh-Vermeidung zu begegnen.

Derweil kommt es vor dem ALDI zu einem Stau bunt getarnter Menschen.
Was sich neben den dreireihigen Einkaufswagen-Abstell-Fächern abspielt, ist Fernseh-Ballett-reif.

Es entwickelt sich zweifelsfrei ein buridanisches Paradox, das wie typisch für dieses Gleichnis zu „deadlock“ (Stillstand) führt.

Der unlösbare Konflikt: darf man in eine neben liegende Reihe einrücken, wenn der vor-und rückwärtige Abstand zwar stimmt, aber nicht der seitliche? Die Sache kompliziert sich, wenn man wie üblich dem Vordermann hinterher trottet, nun aber der Abstand auch beim rückwärts Ausparken korrekt eingehalten werden soll. Die Bunten sind ratlos, was man an ihrer pantomimischen Auseinandersetzung über eine Raumnutzung erkennt, die dem Infektionsschutz entspricht.

Meine Freundin jedenfalls ist mit ihrem blauen Motivschmuck mit Schiffen und Möwen mittlerweile an der Kasse angekommen und winkt stumm durch die Scheibe: „Muss noch kontaktlos zahlen, dann gehts weiter!“
Letzte Woche hatten wir schon von einer Jeansfirma unaufgefordert ein buntes Fetzchen zum Umschnallen mitgesendet bekommen. Man solle sich, so die Empfehlung, allerdings noch einen Staubsauger-Filter in den Stoff einbauen.
Was wir jetzt tragen, stammt aus einer kleinen Manufaktur nahebei.

Während ich also hinter der Windschutzscheibe hocke und die erste bundesweite bottom-up Modebewegung analysiere, drängt sich ein Widerspruch auf.

Ich habe prinzipiell nichts gegen Recycling und Ressourcen-Schonung. Ich finde die kleinen Schneidermeisterwerke mit Ohrgummihalterung auch ganz niedlich.

Aber leben wir nicht in Deutschland, der führenden Forschungs- und Industrienation, einem der reichsten Länder der Welt? Reden wir nicht gerade täglich über Multikanal-Videokonferenzen, G5-Durchsatz, künstliche Intelligenz für autonome Autos?

Sprechen nicht alle ununterbrochen über „superhuman capabilities“?
Gucken wir nicht ganztägig in den Gardner Hype Cycle und die Top Trends to Watch , um zu entscheiden, in welche Zukunftstechnologie wir unsere Corona-Soforthilfe gewinnbringend investieren sollen?

Hat nicht Elon Musk mit seiner Mondbesichtigungs-Firma gerade das Weltall erobert? Vielleicht wusste er schon früh von kommenden COVID19-Beschränkungen und sattelt fix auf Einzelkabinen um? Tourismus für das 21. Jahrhundert im virenfreien Raum.

Also: wie ist das?
Airbus lässt Starfighter führerlos im Schwarm über der Ostsee fliegen und LIDAR-basierte Drohnengruppen pilgern durch den Wald, ohne mit Bäumen zu kollidieren – keine Vision: habe gerade das Video angeschaut .

Überall geistern „Edward“-eske Startup-Unternehmer mit ihren Genscheren-Händen durch die Hecken und schnetzeln uns die Welt zurecht.

Und in der Situation bricht sich das manufakturelle Mittelalter mit gebrauchten Gardinen Bahn?
Ist das „made in Germany“ 2020?

Eine vom medialen Dauerfeuer verängstigte hi-tech-Nation wird mit selbst zusammen geschusterten Lappen fragwürdiger Web-Dichte aufeinander los geschickt. Der ganze, höchst fragwürdige Bastel-Terror soll angeblich helfen, Sekrete zurück zu halten, die beim Aussprechen zu vieler Zischlaute möglicherweise ein Virus auf die Schleimhaut des Gegenüber praktizieren könnten, in dessen genetischer Struktur sich aller Wahrscheinlichkeit nach ein Strang HIV angesiedelt hat?
(siehe hierzu den Nobelpreisträger für Medizin 2008, Luc Montagnier)

Da müssen wohl dringend die Herrschaften vom Cyber-Valley noch mal ran. Die digitalen Talbewohner ahnen schon, was das Problem ist: Eine Größe passt nicht für alle.
Eine wissenschaftliche Höchstleistung, die unseren Beifall verdient.

Die Ansiedlung, die so bahnbrechende Erkenntnisse mitten in der Krise zu Tage fördert, ist schon eindrucksvoll. Im schwäbischen “Stanfordle” sind die Energien von Max-Planck-Gesellschaft, Amazon, BMW, Bosch, Daimler, IAV, Porsche, ZF mit denen des Bundesministeriums für Bildung und Forschung gebündelt. Unterstützt werden sie von unserer „Machfabrik“ namens Bundeswehr und den alliierten Streitkräfte von Facebook.

Wo so viel Gutes zusammen kommt, muss doch ein wasserdichter Spuckschutz im Beipackpaket liegen! Falls das Tübinger Kraftpaket immer noch nicht ausreichen sollten, könnte die Cyber-Valley-Initiative ja vielleicht ihre neuen Finanziers von der ex-NSA-Forschungseinrichtung IARPA bitten, eine etwas zeitgemässere Technologie zur Produktion von Atemschutzmasken zu entwickeln.

In Frankreich hat die kreative Lumpenverwertung jedenfalls schon zu politischen Bekenntnissen geführt, siehe mein Blog-Beitrag „Der Staat mordet“.

Solche Gedanken gehen mir durch den Kopf – und ich bemerke erste viel zu spät, dass diese merkwürdige vermummte Gestalt vor mir, die durch das Sicherheitsglas winkt, wohl … meine Freundin ist.

Weil wir nicht vorhatten, das Eingekaufte in weniger als 50 Meter Entfernung vom Kaufort der Waren zu verzehren, geben wir schnell Gas und ab in die Büsche zum heimlichen Verzehr.
Ich schließe mit der Bitte: wer kann mir erklären, wodurch eine Infektionskette ausgelöst wird, deren Beginn die Nahrungsaufnahme auf einem ALDI-Parkplatz ist?

29. April 2020 08:35 Uhr SoldatInnen in Säcken

In diesem Beitrag befinden sich die Illustrationen zu meinem Text „Der Brunner-Affekt”, die Telepolis nicht übernehmen wollte, weil die Rechte nicht einwandfrei geklärt sind.
Sie stammen aus dem Twitterkanal von Bastien Parisot, https://twitter.com/BastienParisot/status/1250132343777525760  
Sie drehen sich um die „Soldaten“-Thematik, die aus der Kriegs-Metapher von Macron entstanden ist.

SoldatInnen können den Krieg gegen das Virus nicht in Lumpen gewinnen. Sie sind kein „Kanonenfutter“.
An vernünftiger Ausrüstung mangelt es jedoch. 

Ich verstehe diese Bilder als bildliche Erläuterungen zu meinem Text im Sinne eines wissenschaftlichen Zitates. Ausserdem verstehe ich ihre (freie?) Verbreitung über Twitter als Idee, den Kampf der Krankenhausangestellten um bessere Arbeitsbedingungen zu unterstützen. 

Dennoch will ich natürlich den eventuellen Copyright-Besitzern ihren korrekten Credit gewähren. Ich habe Bastien über „direct message“ kontaktiert und nach den Rechtsinhabern gefragt – jedoch (bislang) keine Antwort erhalten.
Ich werde die Benennung umgehend nachholen, sobald sich erweist, dass jemand abweichend von meinen Angaben Ansprüche anmeldet.

zum Kapitel 1 Mobilmachung
Doppelfoto mit schwer bewaffnetem Polizist und Krankenschwester in improvisiertem Kittel aus Müllsack.
Text: „Ausgerüstet für die Unterdrückung. Ausgerüstet für die Pflege.“

Das Foto illustriert die aktuelle Debatte in Frankreich, dass der Präsident seine Angestellten im Gesundheitswesen als SoldatInnen in den Krieg gegen das Virus schickt, sie jedoch miserabel ausrüstet und daher schlecht gegen den Feind schützt. 
Die Gewerkschaft sudsantesociaux.org hat das Bild deswegen als Illustration in dem Aufruf „Covid19 – Der Staat mordet“ verwendet.

verbreitet auf Twitteraccount Bastien Parisot https://twitter.com/BastienParisot/status/1250132343777525760 und 
https://twitter.com/MoonDom34 könnte der Autor sein.

 Zu Kapitel 2 „Schafe blicken Auf“
Originalumschlag J. Brunner, 1972, Ballantine Books
Zum Buchcover kann man leider keinen Illustrator mehr ermitteln. 
Foto stammt von der Website von http://www.chris-winter.com/Erudition/Reviews/SciFiFic/Brunner_J/Sheep_Look_Up.html

zu Kapitel 3 Micro-Dosis
Krankenhausangestellte vor CT
verbreitet auf Twitteraccount Bastien Parisot https://twitter.com/BastienParisot/status/1250132343777525760

Der Text unter dem twitter-post lautet:
Herr Macron:
Sie haben die Situation von Tausenden von Pflegern verschlechtert.
Sie haben die öffentliche Gesundheit aus reiner Ideologie in Gefahr gebracht.
Sie haben das öffentliche Gesundheitswesen unter Missachtung der öffentlichen Interesses zerstört.
Sie haben unsere berechtigte Wut verachtet und Streikende verprügeln lassen.

Bastien schreibt dazu:
„Eine Freundin hat mir diese Fotos gesendet. Sie arbeitet in einem öffentlichen Krankenhaus in der Region Paris. Ihre Kittel sind aus Müllsäcken, Vorhängen, Tischdeckenstoffen genäht…es fehlt am Nötigsten.“ Über dem Bild steht „Jaquie-j”

  1. Foto:
    3 Krankenschwestern mit Schild „Keine Schutzkleider aus alten Gardinen“!
    verbreitet auf Twitteraccount Bastien Parisot https://twitter.com/BastienParisot/status/1250132343777525760

Zum Kapitel 4 Schleim, Saft, Gift
Grafik “Das Gespür für Prioritäten“ – nicht-tödliche Waffen werden angeschafft für ein vielfaches der Kosten der Masken. Für Tränengas zur Unterdrückung der Aufstände in den Banlieus ist allerdings genug Geld da.
verbreitet auf Twitteraccount Bastien Parisot https://twitter.com/BastienParisot/status/1250132343777525760

  1. Foto:
    Drohnen
    „Während der Covid19-Krise befiehlt der Staat über 651 Drohnen im Gesamtwert von 3,5 Millionen €“
    verbreitet auf Twitteraccount Bastien Parisot https://twitter.com/BastienParisot/status/1250132343777525760
  2. Foto:
    „Der Staat setzt für 3.642.864,00 € Tränengas ein während es immer noch an Masken, Kitteln und Tests fehlt“
    verbreitet auf Twitteraccount Bastien Parisot https://twitter.com/BastienParisot/status/1250132343777525760

27. April 2020 13:20 Uhr Überblick

Ich gebe euch heute einen kurzen Überblick über den Publikationsplan für die nächsten Tage. 

Meine Möglichkeiten, bei Telepolis weitere Artikel unterzubringen zum Thema Corona und Alltag sind mit den jetzt erschienen zehn Veröffentlichungen erschöpft. 
Es kommt dieser Tage noch ein Essay von mir, relativ umfänglich mit zehn Manuskriptseiten, unter dem Titel „Der Brunner-Affekt“. 
Mit der Veröffentlichung dieses Textes ist meine Corona-Reihe bei Telepolis dann erst mal abgeschlossen. 

Weil aber noch nicht alle Texte, die mich erreicht haben von Freunden rund um den Globus, gedruckt sind, geht es weiter hier auf dem Blog. 
Sie werden Schritt für Schritt veröffentlicht werden. Auch die Diskussion per Email in der Lese-Gruppe wird jetzt auf dem Blog hier weiter geführt. 

Ich bitte euch deswegen, wenn ihr am Ball bleiben wollt, euch hier in den Newsletter einzutragen!

Dann werdet ihr informiert, wenn ein neuer Beitrag erscheint. Danke.

Schule in China, Foto von Arne Weber gepostet, 27.04.2020

Nächste Texte
USA/England/Bulgarien: “Wut! “, Corona-Punk mit Evelyna aus Sofia, Vale (RE/SEARCH) aus San Francisco und Penny Rimbaud (CRASS) aus London
UK: “This is criminal, Peter Lewis, Herausgeber von http://slashseconds.org/
ZA: “Das Brot des Bäckers”, Detlev Reichel, blogger
E: “The army in the streets of Barcelona”, Marti Guixe, Designer
ZA: “Guaranteed free healthcare on board of Spaceship Earth”, Jonatan Kurzwelly, Anthropologe 
F: “Im Banlieue”, Sophia Deeg, Journalistin
USA:  “Quarantine Time in LA, CA” Spring, Musikerin, Yogalehrerin
S: “in my country at the moment, there are some who don’t know and there are others who don’t want to know”, Jasjit Singh, Designer
CN: “Liebesräume”, Arne Weber und Fan Yang, Unternehmer Shenzhen City, Guangdong, China

24. April 12:30 Uhr Wenn die Blumen antworten

Politische Statistik: Hausarrest mit Vitamin-D, um das Blutbad Potential zu senken

Ich möchte heute den Text https://www.heise.de/tp/features/Zwischen-Lockdown-Leugnern-und-Pandemie-Panikern-4708729.html
von Lorenz Borsche empfehlen.

Der Text hilft, auf wenigen Seiten kompakt zu verstehen, wie Statistik politisch instrumentalisiert wird – und zwar deswegen, weil der Text selbst eine Manipulations-Maschine ist.
Er kommt zunächst „locker vom Hocker“ geschrieben daher und erklärt uns Statistik für Anfänger.
Man begreift Einiges.

Dann lesen wir, relativ aus heiterem Himmel, nach endlosen Zahlenableitungen den Satz „Das Potential von Corona sind aber die 2,4 Millionen Tote“.
Das entscheidende Wort ist natürlich „Potential“.

Es ist das Wort, mit dem im Moment regiert wird.

Woher kommt das Potential?
Borsche zaubert die nächste magische Dimension in die Statistik:
„Epidemiologen und Statistiker mit tiefem Blick sehen allerdings das Grauen im Potential einer solchen Seuche.“
Der tiefe Blick? Das ist die Glaskugel, oder?

Ich denke, ab hier sollte klar sein, dass es nicht lohnt, weiter zu lesen, wenn man wissen will, wie gefährlich die Seuche ist. Es lohnt aber, weiterzulesen, wenn man Merkels Argumentationskette kapieren möchte – und der folgt er nun.

Er macht klar, wie man mit „bashing“, „framing“ und „shit storm“ Gegner der gegenwärtigen Lockdown-Politik abräumt. Und er macht klar, wie wie man – ähnlich wie man es von der Börse kennt – durch das Heranziehen der Beispiele aus Staaten, die von der Merkel-Macron-Linie abweichen: nun geht es darum, Gerüchte zu streuen und Stimmung zu beeinflussen.

Dazu müssen zunächst die “Fakten-Leugner” platt gemacht werden: dem „Herrn Professor“ (pejorative Zitierung von Borsche) Homburg setzt man schnell ein (!) hinter den Titel „Direktor des Instituts für Öffentliche Finanzen(!) der Uni Hannover“ – so einer, der nicht mal Statistik versteht, ist für unser Steuergeld zuständig.

Über eine Journalistin verbindet Borsche ihn mit dem Staatsfeind Nummer 1, dem „ehemaligen Lungenarzt“ Wodarg und sagt zu dem „Richtig und doch grottenfalsch, weil nicht zu Ende gedacht.“

Wer gehört noch zur Wodarg-Korona, Entschuldigung: Entourage?: natürlich, der Zahlenfälscher Streeck, Autor der Heinsberg-Studie.
Den macht er nieder mit der Aussage, der Landrat von Heinsberg habe 48 Kondolenzbriefe versendet und Streeck meine, er habe nur 7 Tote gezählt. Wie der Unterschied zustande kommt, das erklärt Borsche nicht.

Er sagt nur, „da“ (verglichen mit Streeck) klänge die Aussage des Landrates „realistischer“.
Aber in welcher Realität wir uns nun befinden, gibt er nicht an.

Der Heinsberg Studie unterstellt er einen „Kommafehler“ mit Faktor 10, weil er, der Autor Borsche, der Herr der Zahlen, nach seiner regierungsnahen Denkkette bei 3,7%, statt wie Streeck bei 0,37 % Legalität raus kommen muss.

Von dort ab nur noch „unter Gürtellinie“-Argumentation: „Homburg hat übrigens noch einen bösen Taschenspielertrick angewandt…“ etc – um dann zu dem statistisch völlig unbegründeten Schluss zu kommen, „Und überall und ohne Lockdown hieße: 2-3 Millionen Tote nur in Deutschland in einer Zeitspanne, in der sonst 250.000 sterben.“

Borsche schliesst seine eigene politische Interpretation der Zahlen, die er als „soziologische Hermeneutik“, als das gute Gefühl der Experten ausgibt, mit dem Splatter-Movie-Werbesatz:
„Nun also haben wir fast alles: Ohne wirksame Bekämpfung der Infektionskette durch z.B. Lockdown oder einen Impfstoff droht ein Blutbad in der ungeschützten Bevölkerung.“

Das sitzt: Impfen! Sonst Blutbad.

Um dann als Höhepunkt, ganz die Regierung in Person, zu erklären:
„Ja, aber wann können wir denn wieder normal leben?
Wenn ein Impfstoff wirksam geprüft ist und alle 15 Millionen Risiko-Personen geimpft sind. Das kann dauern. Bis dahin muss die R°-Rate unter 1 bleiben. Also Kneipen geschlossen, Theater und Kino auch, kein Fußball, keine Festivals. So, jetzt alles klar? Würde mich freuen.“
Alles klar, immerhin schon mal 65 Millionen weniger verkaufter Dosen Impfstoff für Herrn Gates.
Das Ziel des klugen Bürgers also ab jetzt, nicht auf die neue Terroristenliste, die „ Risiko-Personen“-Liste zu kommen!
Die hier kommunizierte Impfstoff-Unausweichlichkeit erklärt, warum die Bundesregierung ein 4-Jahres-Budget für die Corona-Kommunikation beschlossen hat.
https://fragdenstaat.de/anfrage/bundesweite-kommunikation-bzgl-corona/
22 Millionen für Scholz&Friends Berlin, um uns diesen Senf einzutrichtern, den Leute wie Borsche schon freiwillig und fast unbezahlt schreiben.
Fast unbezahlt, weil er natürlich davon profitiert, das solche Artikel für sein Zuckerbuch, seine Buchhändlerwebsite, seine Vitamin-Kampagne werben. Ja, man fasst es kaum, er untersteht sich nicht, sein eigenes kleines Irrsinns-Projekt zu verlinken: https://borsche.de/page/vitamind_sars

Jesus, ein Vitaminpillen-Guru als Merkel-Apologet! Es gibt nichts, was sich unter dem Druck des Lockdown nicht zusammen kompilieren lässt. Mir schaudert, denke ich an die seelischen Folgen von Lockdown 2, den heute schon Drosten & Co als unausweichlich einhämmern: 4. Mai: aufschließen, 12 Tage Infektionskette beobachten, Anstieg sehen, wieder dicht machen am 16. Mai.

Ein neues Genre sind ja Corona-Witze, die über Telegram versendet werden. Ein Freund sendete mir gestern ein Video zu den psychischen Folgen des Hausarrest. Ein fake-Psycho-Berater sagt: „Es ist ganz normal, wenn sie mit Blumen oder Wänden sprechen. Rufen Sie uns erst an, wenn die Blumen antworten.“

20. April 2020 14:50 Uhr Coronavirus enthält HIV Sequenzen

Langsam zeichnet sich etwas ab, das ich in meinen Artikeln schon vor Wochen unter dem Stichwort „Coronaviren als virale Vektoren in der genetischen Medizin“ umschrieben hatte:
https://www.heise.de/tp/features/pLai3-envLuc2-Wurde-mit-HIV-Pseudovirus-das-Coronavirus-fuer-den-Menschen-gefaehrlich-4705632.html

Florian Rötzer hatte schon vorgelegt
https://www.heise.de/tp/features/Warnten-US-Geheimdienste-schon-Anfang-November-vor-einer-Epidemie-in-Wuhan-4705301.html

Ich habe vor circa 5 Wochen schon mal aktuelle Meldungen über AIDS-Heilungen versendet, 
https://www.welt.de/gesundheit/article206460501/HIV-Zweiter-Patient-weltweit-gilt-als-geheilt.html
die mich deswegen verwundert hatten, weil sie es als einzige geschafft hatten, mitten im Pandemie-Ausbruch das Virus medial auszustechen.
Gleich darauf die Spiegel-Titelgeschichte, dass und wie viel „wir“ uns von der genetischen Medizin versprechen:
Auch hier
https://www.berliner-zeitung.de/gesundheit-oekologie/crispr-cas-heilung-per-genschere-in-der-medizin-beginnt-eine-neue-aera-li.3086
ein irritierendes Datum: 12.12. 2109 – es korrespondiert mit dem Datum im Text von Florian Rötzer im Anhang: Ausbruch entdeckt!

Nicht zu vergessen: sogar das Handelblatt meldet
https://app.handelsblatt.com/politik/international/angebliche-laborpanne-bericht-us-diplomaten-behaupten-dass-ein-unfall-die-corona-pandemie-ausgeloest-hat/25746466.html?utm_source=pocket-newtab

dazu 2 Quellen:

  1. Polytechnische Universität aus Wuhan hat zumindest seit 2013 mit einem universellen Viruskiller – AgNPs experimentiert: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/27649147
  2. Laut dieser Studie: https://www.nejm.org/doi/10.1056/NEJMoa2001316 ist SARS-Co2 bereits Mitte-Dezember 2019 in Wuhan ausgebrochen.

Als der erste Geheilte 2017 sagte „meine HIV-Heilung hat alles verändert”
https://magazin.hiv/2017/03/06/meine-hiv-heilung-hat-alles-veraendert/
da hat er sicher nicht daran gedacht, dass „alles“ zwei Jahre später „die ganze Welt verändert“ bedeuten könnte.

Ein kleiner Schritt für den Geheilten. Ein großer Schritt für die Menschheit.

19. April 2020 22:06 Uhr Jandln

Ich weiß, es ist alles erschlagend und ich fühle mich nach 5 Wochen langsam selbst auch so.
Aber bitte lest das unten mal zur Aufheiterung wie Ernst Jandl – als „konkrete Poesie“.
Lest es laut und zügig, egal ob jemamnd zuhört.
Beim Sprechen: Viel knarren – die Konsonanten sind das Salz in der Suppe.
Bei unterstrichenen Stellen immer die Stimme senken bis zum Flüstern.
Bloß keine weiterführenden Links anklicken.
Durchrauschen lassen.
Dazu irgend eine Ode hören.
Nehmt, was zur Hand ist.
Muss ja nicht „an die Freude sein“.
Am besten etwas mit Vinyl-Knistern. Akustisches Lagerfeuer beruhigt das Herz.

Gestern trafen wir ein höchst vitales Mitglied der Riskogruppe 70 +, ehemaliger Bundeswehroffizier und Nachbar.
Er sagt aus 4 Meter Abstand: „Es (er meinte das Wetter und die allgemeine Ruhe) ist so schön, aber es fühlt sich (vage pochende Handbewegung auf den Sitz der Seele) hier drin unwirklich an.“
Unwirklichkeit zwischen lauter maskierten Unmenschen in einer Unheimat – wenn Sigmund Freund das wüsste!
Der Nachbar ergänzte: Immerhin hört man nichts mehr von den Reichsbürgern. 

Das nenne ich Optimismus.
Weiter so!

Weiterleitung: Medizinische Notizen 18. April 2020


• Eine neue serologische Studie der Universität Stanford fand im Bezirk Santa Clara in Kalifornien Antikörper in 50 bis 85 mal mehr Personen als bisher angenommen, wodurch sich eine Covid-Letalität von 0.12% bis 0.2% oder sogar darunter ergibt (d.h. im Bereich einer starken Influenza).
• Das Zentrum für evidenzbasierte Medizin (CEBM) der Universität Oxford geht in einer neuen Analyse davon aus, dass die Letalität von Covid19 (IFR) zwischen 0,1% und 0,36% liegt (das heißt im Bereich einer starken Grippe). Bei über 70-Jährigen ohne schwere Vorerkrankungen liege die Letalität voraussichtlich bei unter 1%. Bei über 80-Jährigen liege die Letalität zwischen 3% und 15%, je nachdem, ob die bisherigen Todesfälle hauptsächlich mit oder an der Krankheit erfolgten. Die Letalität bei Kindern liege – im Unterschied zur Grippe – nahe bei null. Zur hohen Sterblichkeit in Norditalien weist die Forschungsrupppe u.a. auf die europaweit höchste Antibiotika­resistenz in Italien hin. Tatsächlich zeigen Daten der italienischen Behörden, das rund 80% der Verstorbenen mit Antibiotika behandelt wurden, was auf bakterielle Superinfektionen hindeutet.
• Der finnische Epidemiologie-Professor Mikko Paunio von der Universität Helsinki hat in einem Arbeitspapier mehrere internationale Untersuchungen ausgewertet und kommt auf eine Covid19-Letalität (IFR) von 0.1% oder weniger (d.h. im Bereich der saisonalen Grippe). Der Eindruck einer höheren Letalität sei entstanden, weil sich das Virus sehr schnell verbreitet habe, insbesondere auch in Mehr-Generationen-Haushalten in Italien und Spanien. Die „Lockdown“-Maßnahmen seien überall zu spät gekommen und hätten nichts mehr gebracht bzw. seien letztlich sogar kontraproduktiv gewesen.
• Die Gesamtsterblichkeit in Italien lag im ersten Quartal 2020 (bis 8. April) trotz Covid19 niedriger als in den drei Jahren zuvor. Ein Grund hierfür könnte die milde Grippesaison aufgrund des milden Winters sein, die nun durch Covid19 teilweise „kompensiert“ wurde. (Datenquelle)
• Die Gesamtsterblichkeit in der Schweiz lag im ersten Quartal 2020 (bis 5. April) gemäß den Zahlen des Bundesamtes für Statistik trotz Covid19 im mittleren Normalbereich. Auch hier dürfte der milde Winter einer der wesentlichen Gründe sein.
• In der Schweiz sind laut einer Recherche vom 14. April nicht nur die Krankenhäuser insgesamt sehr tief ausgelastet, sondern auch die Intensivstationen. Es stellt sich damit weiterhin die Frage, wo und woran die testpositiven Schweizer Todesfälle tatsächlich verstorben sind.
• Der Präsident der deutschen Krankenhausgesellschaft schlägt Alarm: Mehr als 50 Prozent aller deutschlandweit geplanten Operationen wurden abgesagt, der „OP-Stau“ gehe in die Tausende. Zudem würden 30 bis 40% weniger Patienten mit Herzinfarkt und Schlaganfall behandelt, da sich diese aus Angst vor Corona nicht mehr in die Kliniken wagen. Es gebe bundesweit 150.000 freie Krankenhausbetten und 10.000 freie Intensivbetten. In Berlin seien nur 68 Intensivbetten mit Corona-Patienten belegt, die Notklinik mit 1000 Betten werde aktuell nicht gebraucht.
• Neue Daten des RKI zeigen, dass auch in Deutschland die Reproduktionszahl von Covid19 bereits vor dem Lockdown unter den kritischen Wert von 1 gefallen war. Allgemeine Hygiene­maß­nahmen waren mithin ausreichend, um die exponentielle Ausbreitung zu verhindern. Bereits zuvor wurde dies von der ETH Zürich auch für die Schweiz belegt.
• In Kanada verstarben 31 Menschen in einem Altersheim, nachdem „fast alle Pflegekräfte die Einrichtung aus Angst vor einer Ausbreitung des Coronavirus fluchtartig verlassen hatten. Gesundheitsbehörden fanden die Menschen in dem Heim in Dorval bei Montreal erst Tage später vor – viele der Überlebenden dehydriert, unterernährt und teilnahmslos.“
• Ein schottischer Arzt, der auch Pflegeheime betreut, schreibt: „Was war die Regierungs­strategie für Pflegeheime? Die bisherigen Aktionen machten die Situation viel, viel schlimmer.“
• Auf einem französischen Flugzeugträger wurden 1081 Soldaten positiv getestet. Davon blieben bisher knapp 50% symptomlos und ca. 50% zeigten milde Symptome. 24 Soldaten wurden hospitalisiert, davon einer auf der Intensivstation (Vorerkrankungen unbekannt).
• Der deutsche Virologe Christian Drosten hält es für möglich, dass manche Menschen durch Kontakt mit normalen Erkältungs-Coronaviren bereits eine wirksame sogenannte Hintergrund-Immunität gegen das neue Coronavirus aufgebaut haben.
• Der Hamburger Rechtsmediziner Klaus Püschsel, der bereits zahlreiche testpositive Verstorbene untersucht hat, erklärt in einem neuen Beitrag: „Die Zahlen rechtfertigen die Angst vor Corona nicht“. Seine Erkenntnisse: „Corona ist eine vergleichsweise harmlose Viruserkrankung. Wir müssen uns damit beschäftigten, dass Corona eine normale Infektion ist, und wir müssen lernen, damit zu leben, und zwar ohne Quarantäne.“ Die von ihm untersuchten Todes­opfer hätten alle so schwere Vorerkrankungen gehabt, dass sie, „auch wenn das hart klingt, alle im Verlauf dieses Jahres gestorben wären“. Püschel wird noch deutlicher: „Die Zeit der Virologen ist vorbei. Wir sollten jetzt andere fragen, was in der Coronakrise das Richtige ist, etwa die Intensivmediziner.“
• Eine Übersicht auf Medscape zeigt, dass Coronaviren-Erkrankungen typischerweise Ende April zurückgehen – mit oder ohne Lockdown.
• Infosperber: „Weniger Corona-Fälle? Einfach weniger testen!“ Die täglich gemeldete Zahl der «neuen Fälle» sage über den Stand der Epidemie wenig aus. Es sei fahrlässig, mit der Kurve der kumulierten testpositiven Todesfälle Angst auszulösen.

18. April 2020 13:26 Uhr Schlüssel zur Rückkehr zum normalen Alltag

Hier der Wortlaut des Abschnitt 17 des Protokolls der Telefonschaltkonferenz der Bundeskanzlerin mit den Regierungschefinnen und Regierungschefs der Länder am 15. April 2020: das ist, was unsere Bundeskanzlerin offenbar für angemessen hält angesichts von Bill Gates am gleichen Tag unterbreiteten Vorschlags, 7 Milliarden durchzuimpfen: https://www.euractiv.com/section/health-consumers/news/gates-foundation-calls-for-global-cooperation-on-vaccine-for-7-billion-people/

“Eine zeitnahe Immunität in der Bevölkerung gegen SARS-CoV-2 ohne Impfstoff zu erreichen, ist ohne eine Überforderung des Gesundheitswesens und des Risikos vieler Todesfälle nicht möglich. Deshalb kommt der Impfstoffentwicklung eine zentrale Bedeutung zu. Die Bundesregierung unterstützt deutsche Unternehmen und internationale Organisationen dabei, die Impfstoffentwicklung so rasch wie möglich voranzutreiben. Ein Impfstoff ist der Schlüssel zu einer Rückkehr des normalen Alltags. Sobald ein Impfstoff vorhanden ist, müssen auch
schnellstmöglich genügend Impfdosen für die gesamte Bevölkerung zur Verfügung stehen.”

https://www.bundesregierung.de/resource/blob/973812/1744452/b94f2c67926030f9015985da586caed3/2020-04-16-bf-bk-laender-data.pdf?download=1

14. April 2020 22:06 Uhr Wir haben die Zähne von Wölfen und das Gedächtnis von Elefanten

Die Situation in Frankreich eskaliert: zumindest verbal.

COVID-19 : Der Staat mordet!
Am 17. November 2019 tauchte in der chinesischen Stadt Wuhan das Coronavirus 2019 (COVID-19) auf. Am 30. Januar 2020 hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) den internationalen Gesundheitsnotstand ausgerufen. Die damalige Gesundheitsministerin Agnès Buzyn hat erklärt, den Premierminister Edouard Philippe über die bevorstehende Pandemie informiert zu haben… Seitdem die Regierung von Emmanuel Macron in Frankreich an der Macht ist, hat sie versucht alle Bewegungen mit extremer Gewalt in den Griff zu bekommen: die Gelbwestenbewegung, die Bewegung gegen die Rentenkürzungen, die Bewegung für bessere Gesundheitsversorgung. Sie kriminalisiert die Demonstrantinnen, rüstet ihre Ordnungskräfte mit Material und Kriegsmunition im Wert von mehreren Millionen Euro aus, um Augen auszustechen, zu verletzen, zu töten…. Und um in der allgemeinen Sorglosigkeit und unter Beihilfe der institutionalisierten politischen Parteien, die Gemeindewahlen vorzubereiten, ohne dabei besondere Vorkehrungen für den Verkehr von Gütern und Menschen zu treffen. Normalität für eine ultraliberale, kapitalistische und faschistische Regierung. Am 24. Januar wurden in Frankreich die ersten Fälle von COVID-19 bekanntgegeben, anschließend folgten die Ereignisse rasch aufeinander. Die Fälle von mit COVID-19 Angesteckten explodieren in denKrankenhäusern aber auch in den Altenheimen, den medizinischen und sozialen Einrichtungen: wer trägt die Verantwortung dafür? Die Beschäftigten des Gesundheitswesens werden schutzlos und mit widersprüchlichen Anweisungen, die sich je nach dem Stand der Bevorratung von Materialien ändern, an die Front geschickt! Bis heute haben sich mehr als 3500 unserer Kolleginnen mit COVID-19 infiziert, einige von ihnen befinden sich seit mehreren Wochen auf der Intensivstation.


Heute zählen wir unsere Toten.
Wir sehen die Regierung als verantwortlich, die die Krankenhausbeschäftigten völlig unvorbereitet in den Tod schickt, darin einer „groländischen“ Regierung gleich [Anspielung auf fr. Satiresendung über eine fiktive, von inkompetenten Politikern geführte Republik; Anm.d.Ü.]. Wir werden nicht vergessen, dass die Regierung uns gestern unterdrückte, als wir Mittel für das Gesundheitswesen einforderten, heute ermordet sie uns!
Unsere einzigen Waffen, die Masken, sie fehlen; die Handschuhe, sie fehlen; die Brillen und Visiere, sie fehlen; die Überkittel, sie fehlen; die hydroalkoholischen Gele, sie fehlen; die Beatmungsmaschinen, sie fehlen… und diese Liste ist unvollständig.

Die Kommunikation des Präsidenten der Republik und seiner Regierung ist zum Kotzen, unfähig seine Pflegenden zu schützen, nur dazu in der Lage, seine Sprache anzupassen und, angesichts fehlender Mittel, unsere Kolleginnen zu zwingen, unter entwürdigenden Zuständen zu arbeiten. Es fehlt an derart viel Material, dass sich die Hygienevorschriften von einem auf den anderen Tag ändern. Während heute die Minister, Direktoren und Geschäftsführer von Einrichtungen, Abgeordneten, etc. ihren Arsch zu retten versuchen, indem sie sagen, „nicht ich bin schuld, er ist es, es ist die vorige Regierung“, sagen wir ihnen, dass sie alle, Männer und Frauen, Komplizen dieser lügenhaften Politik sind, die tötet! Wir erinnern die Einrichtungen daran, dass es ihnen freisteht, die Materialbestellungen, auch bei neuen Lieferanten, zu vervielfachen. Sie sind nicht verpflichtet auf die Verteilung der staatlichen Bevorratung zu warten. Wir erinnern sie daran, dass es ihnen freisteht, die himmelsschreienden Bedarfe an Schutzmaterialien, biomedizinischen Materialien, pharmazeutischen Produkten öffentlich anzuklagen, anstatt den tödlichen, lügenhaften Diskurs der Regierung zu wiederholen! Wir erinnern die Regionalpräsidentinnen daran, dass es ihnen es ihnen freisteht, ein Maximum an Branchen zu zwingen, ihre Produktionsketten zu ändern, um auf diese lebenswichtigen und so dringenden Bedarfe zu antworten… dies gilt auch für die lokale Ebene.
Dies verlangt die Gewerkschaft SUD seit mehreren Wochen von der Regierung, bislang vergeblich!
Wir tragen den Hass tief in uns, einen tiefgründigen Hass (Bernard Lavilliers)
Wir haben die Zähne von Wölfen und das Gedächtnis von Elefanten. Wir erwarten Euch nach der Aufhebung der Quarantäne, wir vergessen nichts! Eure Inkompetenz, Eure Lügen, Euer Dünkel, Eure Missachtung…
„Ach, man solle sich nicht beunruhigen, sagtet ihr, diese kleine Grippe wird vorübergehen!“ Seid beunruhigt: ihr von jetzt ab! Für die Morde zahlt man früher oder später, die Arbeiter und Arbeiterinnen, die dem SARS-coV-2 durch Eure Sorglosigkeit ausgesetzt sind, werden sich an euer gutes Souvenir erinnern und alles dafür tun, dass ihr vor die Volksjustiz kommt, und nicht vor Eure bourgeoise Justiz!”

13. April 2020 19:17 Uhr Wenn die Birken blühen und der Löwenzahn

Anbei das zweite, neue Video von Herrn Wodarg.
https://www.youtube.com/watch?v=zAXBg3YkIsU&feature=youtu.be

Die Entwarnung gleich vorweg: es ist ein unaufgeregt vorgetragenes, durchweg wenig spektakuläres Werk, das wenig Belege liefert. Es ist aber aus anderem Grund interessant. Ich wollte eigentlich gar nicht in die lästige Debatte einsteigen, ob Wodarg ein „gemeingefährlicher Irrer“ ist oder nicht.

Aber der Mechanismus seiner Ächtung  interessiert mich schon – oder genauer: 
der Mechanismus der Ächtung aller Personen, die sich dem Dreigestirn aus Bundesregierung, Robert Koch Institut und Bill Gates kritisch entgegenstellen (Gates hier als Bündelbegriff für Hopkins Universität, WHO und M&B Gates Foundation). 

Hier gleich noch mal die Empfehlung – wer es verpasst hat: die Arte-Doku “Die WHO – Im Griff der Lobbyisten“ . Achtung: ist ungefährlich! Öffentlich-rechtlich!

Die Ächtungsfrage ist deswegen hoch interessant, weil immer mehr Leute geächtet werden: jetzt ist auch Streeck, der Autor der Heinsbergstudie, „dran“: 
https://www.sueddeutsche.de/wissen/heinsberg-studie-herdenimmunitaet-kritik-1.4873480

Wodarg jedenfalls ist für die Mainstreammedien seit seinem ersten Video der Staatsfeind No. 1: Mr. Verschwörungstheorie.
Wer ihn zitiert, ist „Sympathisant“.

Doch es kommt noch dicker. 
Wodarg, der Fakten-Leugner, so schreibt mir ein junger Wissenschaftler aus Brüssel, gehöre in die Szene der Querfront – diese steile These entspringt mE hauptsächlich der Tatsache, dass Wodargs erstes Video, wie man so schön doppeldeutig sagt, „viral gegangen” ist (mehr als 1 Million clicks) und dass beim Weiter-posten offenbar ziemlich viele Kanäle beteiligt waren, zu denen ganz sicher auch etliche Rechte gehören.

Ich will mich auch über die Brandmarkung zum „Querfrontler“ hier gar nicht weiter auslassen, als dass diese meist mit der These zusammen kommt, der Querfrontler x oder y sei ein „ausgewiesener Antisemit“. Und Antisemit ist ja heute jeder, der die Politik des Staates Israel kritisiert. Wenn in so einem Kontext der Begriff der Fakten-Leugner fällt, dann weiß man gleich: im Geist ein Holocaust-Leugner.

Diese ganze Stigmatisierungs-Kultur ist der Grund, warum ich mit dem, was ich hier schreibe, länger gezögert habe. Denn es gilt ja (seit 50 Jahren mindestens) das Kontaktverbot, das jedem älter als Jahrgang 75 noch erinnerlich sein dürfte im Zusammenhang mit dem bereits erwähnten Sympathisanten-Begriff.

Ich weiß, dass ich mich mit der Erwähnung Wodargs unbeliebt mache – vor allem bei gewissen Leuten, die offenbar lieber mit der Angst leben, dass Corona ein “brandgefährlicher Killervirus“ ist. Aber wenn man das Diktum vom Killervirus bestätigt, und sagt: ja, vielleicht ein ausgebüchster Laborvirus, dann wollen sie das auch wieder nicht hören und sagen, verschone mich mit deiner Scheiß Verschwörungstheorie.

Meine Theorie zu dieser Haltung: Ich denke, diese Leute tun das vielleicht, weil ihnen dann die Aktivitäten unserer Regierung hinnehmbarer, die Beschneidungen des Alltags plausibeler erscheinen.

Ich versuche, das Wirrwar von Argumenten und Gefühlen mal etwas aufzuräumen.

Die Argumente, die gegen Wodarg aufgefahren werden (zB im ZDF), klingen recht schwach: Wodarg sei „pensioniert“ (was ist das für ein Argument?), und „ehemaliger Arzt, kein Wissenschaftler“.
Und die Zahlen würden nicht stimmen.
Natürlich, die Zahlen, dagegen kann man nichts sagen. Zahlen lügen zwar nicht – können aber zum Lügen benutzt werden.

Ähnlich macht es Kathrin Zinkant, die Autorin des Streeck-Verrisses, auch: 
Herr Drosten habe gesagt, man könne Herrn Streeck gar nicht verstehen.
Zinkant, die nach eigenem Bekennen gern allgemein-Verständliches anschaut wie zB eine Sendung des Populärwissenschaftlers Sagan aus den 70ern, die jetzt von der Amazon-Tochter Twitch erneut gezeigt wird, fährt mit der Erwähnung von Drosten DIE Wissenschaftskeule auf. 
Wem das noch nicht genügt, sagt sie, dass unter der Regie von Kai Diekmanns Firma der Fortschritt der Studie bei Facebook und Twitter veröffentlicht wird.
Das ist natürlich ein dicker Hund! Wer Streecks Studie jetzt noch glaubt, ist wahrscheinlich unbelehrbarer Fakten-Leugner.

(Dass die Bundesregierung sich in Sachen Corona auf die nächsten 4 Jahre – sic! – von Scholz & Friends medial coachen lässt für 22 Millionen €, das findet offenbar niemand anrüchig)

Bei Wikipedia steht dann auch schon ganz unmissverständlich: “Streeck kritisierte die im Zusammenhang mit COVID-19 von der Exekutive erlassenen gefahrenabwehrenden Maßnahmen.“
Die Exekutive kritisieren! In Deutschland! Meine Herren, ein mutiger Virologe – aber das geht natürlich nicht!

Zurück zu Wodarg. Man muss gar nicht so viel glauben – man kann selber schauen. 
Über Wodarg lässt sich leicht Aussagekräftiges finden – frühere Forschungsarbeiten stehen zB zuhauf in der EU-Datenbank online. 
Er hat schon 2009, also vor 11 Jahren, damals als SPD-Bundestagsmitglied, zum Thema „faked“ Pandemie und Politik gearbeitet.
https://pace.coe.int/en/members/4199?lang=EN
Hört sich für mich erst mal so an, als sei das keine schlechte Voraussetzung, in der derzeitigen Situation als Experte zu gelten. 

Aber ich zweifele bis zum Beweis des Gegenteils an, dass die 16 Koautoren in diesem Text
http://www.assembly.coe.int/nw/xml/XRef/Xref-DocDetails-en.asp?FileID=12720
die Kerngruppe einer neofaschistoiden Bewegung sind, die unter das Tarnmäntelchen der EU gekrochen sind.

Andere Arbeitsthemen Wodargs lesen sich erst mal auch nicht wie typisch „rechte Verschwörer“-Gegenstände oder Fakten-Leugnerei.

Es sei denn, der Kampf für Menschenrechte, gegen GMOs, PMCs (private military corporations), und kritische Aussagen zu Medien und Demokratie (dies übrigens alles behandelt in „zertifizierten“, dh. vom EC Committee abgenommenen Berichten) würde heute alles – weil wirtschaftskritisch – als rechtsradikales Verschwörertum betrachtet.

Mir scheint, was Streeck und Wodarg verbindet, und was der Auslöser der Ächtungs-Attacken sein dürfte, ist gar nicht die Frage, ob es fahrlässig oder verharmlosend sei, was sie zum Virus sagen (also gar kein wissenschaftlicher Streit über die beste Strategie der Gesundheitssicherung) – sondern es ist die offen vorgetragene Kritik an staatlichen Maßnahmen, die sie zu „Verschwörern“ und „Leugnern” werden lässt.

Denn das ist zweifelsfrei: Bestritten wird von beiden, dass der Staat recht tut mit dem, was er gerade tut.

Stehen die beiden denn in Deutschland allein da?

Dazu ist mir gerade dieses Papier auf den Tisch gekommen, dass ich euch lesen lasse: PDF unten im Anhang
Thesenpapier zur Pandemie durch SARS-CoV-2/Covid-19

In dem Papier findet sich ein Satz, der wohl eine Garantie dafür sein dürfte, dass die Autoren das Wodarg/Streeck Schicksal ereilt:
“Soziale Ungleichheit und psychosoziale Implikationen: Auch wenn immer gesagt wird, “vor der Seuche sind alle gleich”, ist davon nicht auszugehen. 
Weder die ökonomischen Lasten (Verdienstausfall) noch die psychosozialen Einschränkungen (faktische Ausgangssperre für Familien in kleinen Wohnungen vs. Einfamilienhaus mit Garten, Problematik der innerfamiliären Gewalt etc.) oder die Fähigkeit, die Kinder über einen längeren Zeitraum selbst zu unterrichten (bildungsferne vs. bildungsorientierte Familien) sind gleich verteilt.

12. April 10:37 Uhr Zwangs-Psychiatrisierung und Umverteilung

Schnelle Welt: … angeblich ist die Idee einer Zwangs-Psychiatrisierung von Quarantäne-Verweigerer inzwischen schon wieder zurück genommen worden, weil es zu „Verunsicherung“ geführt haben soll (wirklich? wie kann das denn sein?).

Es ist aber dennoch interessant, sich einmal anzuschauen, was gedacht und geplant wird und wie (mit welchen Argumenten) welche Vertreter welcher Parteien sich äußern. Denn in der Sprache entbirgt sich manchmal tatsächlich (vielleicht sogar unfreiwillig) der dahinter stehende Gedanke und das Ziel.

1. Zwangs-Psychiatrisierung für Quarantäne-Verweigerer
Quarantäne-Verweigerer können in Sachsen in Zukunft weggeschlossen werden. Das hat das Sozialministerium des Freistaates auf Anfrage von MDR AKTUELL mitgeteilt. Demnach hat die Landesregierung in vier psychiatrischen Krankenhäusern insgesamt 22 Zimmer freigeräumt, und zwar in den Kliniken Altscherbitz, Arnsdorf, Großschweidnitz und Rodewisch – was für hoffnungsvoll tönende Orts-Namen!

Dort sollen Menschen eingeschlossen werden, die sich einer Quarantäneanordnung widersetzen. Die Überwachung soll die Polizei übernehmen.

Zitat der SPD-Politikerin Petra Köpping:
“Es ist für unser aller Gesundheit und Leben wichtig, dass die Menschen sich an die Quarantäneanordnungen der Gesundheitsämter halten. Falls es im Einzelfall dazu kommen sollte, dass sich Menschen den Anordnungen widersetzen, ist es aber notwendig, die von den Gesundheitsämtern angeordneten Maßnahmen mit Zwang durchzusetzen. Dazu ist es möglich, diese Menschen mit einem richterlichen Beschluss in einem geschlossenen Teil eines Krankenhauses unterzubringen.“

Und wer es noch nicht glauben mag, wird von Jürgen Kasek, Grünen-Politiker und Rechtsanwalt in Leipzig, aufgeklärt:

“Und ganz wichtig, das muss verhältnismäßig sein, das bedeutet, dass es kein anderes, milderes Mittel geben darf. Weil diese zwangsweise Festsetzung in einem Krankenhaus ist eine sehr sehr stark grundrechtseinschneidende Maßnahme, was die Freizügigkeit betrifft, was das allgemeine Persönlichkeitsrecht eines Menschen betrifft, und deshalb kann das nur das absolute Ultima Ratio sein, wenn alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft wurden.“ 

Ach ja, wirklich? In die „Geschlossene“ zu kommen ist also „einschneidend“ – na, wer hätte das gedacht?
Und noch ein enthüllender Wortgebrauch: ich hatte immer geglaubt, „Freizügigkeit“ hätte was mit „oben ohne“ zu tun? „Freiheit“ als neue „Freizeit“-Beschäftigung – falls es mal nichts besseres zu tun gibt? Oder ist wirklich „oben ohne“ gemeint: das Hirn, das eingeschränkt wurde?

Jedenfalls, meine Meinung: einem Rechtsanwalt, der Bürgerrechte und Freiheit als „Freizügigkeit“ bezeichnet, dem sollte die Approbation aberkannt werden.

https://www.mdr.de/nachrichten/panorama/corona-quarantaene-verweigerer-strafen-einsperren-100.html

Mein Tipp: Sachsen weiträumig meiden in Zukunft!

2.   „Das ist das größte Umverteilungsprogramm in Friedenszeiten“
Prof. Stefan Homburg, der Direktor des Instituts für öffentliche Finanzen an der Leibniz-Universität in Hannover, betrachtet die politischen Reaktionen auf die Corona-Krise kritisch. Im Gespräch mit dem Politikjournal Rundblick beleuchtet er die gesellschaftlichen und ökonomischen Folgen der jetzt gestarteten Programme.

Zitat Homburg: “Mich beeindruckt und beängstigt die Bereitschaft unserer Gesellschaft, stärkste Eingriffe in Freiheits- und Eigentumsrechte hinzunehmen, obwohl es für die Maßnahmen keine valide Datenbasis gibt. Führende Virologen wie John Ioannidis von der Universität Stanford oder Sucharit Bhakdi von der Universität Bonn wenden sich vehement gegen Lockdowns und Social Distancing. Gehört werden aber offenbar nur Panikmacher wie Herr Drosten oder Herr Kekulé, der übrigens schon 2009 im Zusammenhang mit der „Schweinegrippe“ Schulschließungen wollte. Im Nachhinein handelte es sich bei der Schweinegrippe um eine von der Pharmaindustrie geschürte Hysterie, die übrigens Niedersachsen viele Millionen Euro für Impfstoffe gekostet hat, die unwirksam waren und weggeworfen wurden. … Durchgesetzt hat sich mittlerweile ein Überbietungswettbewerb um die schärfsten Maßnahmen. Wenn jetzt in Berlin diskutiert wird, große Teile der Wirtschaft bis tief in den Sommer oder Herbst zu schließen, dann kann einem nur Angst und Bange werden. Vernünftig abgewogen wird jedenfalls nicht mehr: Niemand zählt die Opfer verschobener Operationen, darunter Krebs- und Herzpatienten. Niemand diskutiert, was wir hier erleben werden, wenn sich die Leute in den Supermärkten nicht mehr um Hygieneartikel streiten, sondern um Nahrungsmittel, nachdem die Ernten in Deutschland, Italien und Spanien eingebrochen sind. Der Ansturm auf Waffengeschäfte in den USA ist da ein Menetekel.”
 
https://www.rundblick-niedersachsen.de/finanz-professor-das-ist-das-groesste-umverteilungsprogramm-in-friedenszeiten/

5. April 00:07 Uhr Urangst

Anbei das viel diskutierte PDF, das angeblich dem Innenministerium empfiehlt, in der medialen Kommunikation von Corona Urängste zu adressieren, damit wir gehorchen.

… keine Ahnung, ob Focus jetzt auch zum „Feind” übergelaufen ist oder dem allgemein verbreiteten Verschwörertum aufgesessen oder ob es so ist, wie man sagt: „Na klar bin ich Verschwörungstheoretiker. Schließlich heißt der Wirtschaftsexperte auch Wirtschaftsexperte, weil er sich mit Wirtschaft auskennt. Mein Spezialgebiet ist staatliche Verschwörung gegen den Bürger…“

Das Papier hat einige derbe Tippfehler an zentraler Stelle, die einen zweifeln lassen (Wort Case statt Worst Case). Aber es scheint ja ohnehin mit der heißen Nadel gestrickt zu sein. 
Etwas merkwürdig finde ich auch, dass das Papier keinen „Kopf“ hat, keinen Autor, keine Auftragsbestätigung (“Studie für BMI” oder so ähnlich)
Aber: Focus? Prüfen die das nicht vor Veröffentlichung? Wäre doch sicher rechtsrelevant, keine Falschinformation zu veröffentlichen.
Wo schon auf die Behauptung „Händewaschen nützt nichts“ hohe Strafen stehen.

Hat gar jemand die Focus-Seite gehackt? deep fake?
Heute ist ja alles denkbar.

Wenn das Papier echt ist, haben wir alle ein viel größeres Problem als Corona.
Häusliche Gewalt nimmt vor allem in Städten zu, lese ich. Um Propaganda und Falschinformationen zu bekämpfen, müssen die Demokratien des Westens die gesamte Kommunikation im Internet regulieren, lese ich. Es gibt eine Krise der Mathematik, was die Zahlern anbelangt, lese ich. Alles in sog. Mainstreammedien (Zeit, FAZ). Sogar das Handelsblatt dreht hohl und verspricht Untergang der Finanzwelt, wie wir sie kennen.
Nächste Woche dürfen wir nicht einmal mehr Auto fahren. 
Keiner muckt auf.

Wir hatten letzte Woche hier diese Debatte: „Alle Leute kuschen natürlich, wenn es ihnen an die Gurgel geht!“

Simpel – aber effizient. Könnte ein Grund sein.

Komisch ist tatsächlich, dass es früher bei jeder popeligen abgesagten Demo einen Welle von Klagen gibt – jetzt passiert nichts,
Warum?

Zitat Focus:
„Zwölftausend Tote – im günstigsten Fall”: Ein internes Papier aus dem Bundesinnenministerium zur Eindämmung der Corona-Krise sorgte Ende März für Wirbel. Darin sprechen sich die Autoren unter anderem für flächendeckende Tests der Bevölkerung nach dem Vorbild Südkoreas aus. Doch erst jetzt kommt heraus: Das Papier empfiehlt auch drastische Maßnahmen zur Krisenkommunikation.
Das Innenministerium hatte sich geweigert, das Papier auf Grundlage des Presserechts und des Informationsfreiheitsgesetzes für andere Medien verfügbar zu machen: Das Dokument sei „Verschlusssache“ und „nur für den Dienstgebrauch“. Jetzt hat das gemeinnützige Portal „Frag den Staat“ das vollständige, 17 Seiten lange Papier veröffentlicht. Und es stellt sich heraus: Das Papier befasste sich nicht nur mit der Frage, wie die Pandemie am besten einzudämmen ist. Die Autoren beschäftigten sich auch mit Kommunikationsstrategien. Wie vermittle ich den Menschen den Ernst der Lage? Und wie bewege ich sie zum Mitmachen, wenn es um Ausgangsbeschränkungen geht, um Restaurantschließungen und ums Home Office? (…)
Um der Bevölkerung den Ernst der Lage klarzumachen, empfehlen die Autoren drastische Maßnahmen. „Um die gewünschte Schockwirkung zu erzielen, müssen die konkreten Auswirkungen einer Durchseuchung auf die menschliche Gesellschaft verdeutlicht werden“, schreiben die Verfasser, und nennen gleich mehrere konkrete Beispiel-Szenarien.
Erstens würden viele Schwerkranke von ihren Angehörigen „ins Krankenhaus gebracht, aber abgewiesen und sterben qualvoll um Luft ringend zu Hause. Das Ersticken oder nicht genug Luft kriegen ist für jeden Menschen eine Urangst. Die Situation, in der man nichts tun kann, um in Lebensgefahr schwebenden Angehörigen zu helfen, ebenfalls.“
Zweitens empfiehlt das Papier, Kindern Angst zu machen. „Kinder werden sich leicht anstecken, selbst bei Ausgangsbeschränkungen, z.B. bei den Nachbarskindern“, heißt es in dem Text. „Wenn sie dann ihre Eltern anstecken, und einer davon qualvoll zu Hause stirbt und sie das Gefühl haben, Schuld daran zu sein, weil sie z.B. vergessen haben, sich nach dem Spielen die Hände zu waschen, ist es das Schrecklichste, was ein Kind je erleben kann.“

https://www.focus.de/politik/deutschland/aus-dem-innenministerium-wie-sag-ichs-den-leuten-internes-papier-empfiehlt-den-deutschen-angst-zu-machen_id_11851227.html

Zu der Zahl 12.000 erinnere ich noch mal an meinen Post vom „Ärzteblatt”: 25.000 Tote im Grippewinter 2017/18: wer erinnert den Namen des Virus?
Damals wurde wohl einen andere Strategie gefahren… jedenfalls nicht die, Urängste zu bedienen.

3. April 2020 12:06 Uhr Lobby & erste Corona-Gesetz-Entwürfe

Hier mal wieder ein höchst interessanter Artikel aus dem Handelsblatt:
https://www.handelsblatt.com/politik/international/sars-impfstoffe-virologe-drosten-wir-muessen-regularien-fuer-impfstoffe-ausser-kraft-setzen/25657800.html

Angesichts der Lage „müssen wir ein kleines Risiko in Kauf nehmen“, sagte Drosten mit Blick auf mögliche Nebenwirkungen eines Impfstoffs, der nicht die üblichen Phasen der klinischen Erprobung durchläuft. „Für so ein Risiko müsste dann der Staat haften“, fordert der Chef der Virologie der Berliner Charité.

Im Deutschlandfunk sagt Drosten ferner, sein Institut habe sich kürzlich einer Zuwendung der Bill and Melinda Gates Stiftung versichern können.

Nebenwirkungen von Impfstoffen sind offenkundig bekannt: Nordrhein Westfalen ist schon mit einem Gesetzesentwurf vorgeprescht, der die Impfschäden regelt.
siehe Anhang

Man will die Firmen den Gewinn am Impfstoff machen lassen, mögliche Folgen soll der (dann schon ge-impfte?) Steuerzahler tragen – im Gesetzesentwurf ist von „Angehörigen“ die Rede, die entschädigt werden – scheint also keine Kleinigkeit zu sein.

Wer macht den Impfstoff?
https://www.handelsblatt.com/technik/forschung-innovation/biotechfirma-zwei-moegliche-corona-impfstoffe-curevac-will-kapazitaeten-stark-ausbauen/25652244.html

An Curavec, die Frau von der Leyen nun gern kräftig fördern möchte, halten Hopp/SAP und Gates/Microsoft erhebliche Anteile.

Zurück zu Drosten – er begründete seinen außergewöhnlichen Vorschlag vor allem mit der vor wenigen Tagen veröffentlichten Studie des renommierten Imperial College London zu Covid-19.

Mitarbeiter des Imperial College London ICL pflegen offenbar enge Beziehungen zu Glaxo Smith Kline und arbeiten über: Respiratorische Virusinfektion der unteren Atemwege. 

An Glaxo Smith Kline hält Gates/Microsoft Anteile.

ICL kooperien mit der Europäischen Arbeitsgruppe für Influenza, European Scientific Working group on Influenza (ESWI). 

Die ESWI wiederum arbeitet eng mit „Vaccines Europe“ zusammen, die ihr Wirken so beschreibt:
„Als EU-weit anerkannter Interessenvertreter der Impfstoffindustrie vertritt Vaccines Europe große innovative forschungsbasierte Impfstoffunternehmen, die in Europa tätig sind, sowie kleine und mittlere Unternehmen.

Der Spiegel befasste sich bereits 2009 mit der ESWI:
„Walter Haas, Koordinator der Influenza-Expertengruppe am staatlichen Robert-Koch-Institut (RKI), ist wissenschaftlicher Berater einer ausschließlich von der Pharmaindustrie finanzierten Vereinigung. Nach SPIEGEL-Informationen unterstützen zehn Arzneikonzerne die European Scientific Working Group on Influenza (ESWI), für die er tätig ist. “
 
Aktuell ist Prof. Dr. Walter Haas beim RKI zuständig für respiratorisch übertragbare Erkrankungen. https://www.rki.de/DE/Content/Institut/OrgEinheiten/Organigramm_PDF.pdf?__blob=publicationFile

1. April 2020 10:19 Uhr Die Modi SARS Simulation von 2012

Robert Koch Institut und Bundesregierung haben 2012 die „Modi SARS“ schon exakt so durchgespielt, wie es jetzt passiert:

Ich hänge euch die offizielle Bundes-Drucksache 17/12051 vom 3. Januar 2013 an: ab Seite 56 wird das Pandemie Szenario beschrieben.

Szenario kurz gefasst laut: https://www.epochtimes.de/politik/deutschland/virus-pandemie-bundestag-risikoanalyse-von-2012-zeigt-moegliches-horror-szenario-a3153015.html
Im Szenario wird das Virus hauptsächlich durch zwei Personen eingeschleppt: eine chinesische Studentin in Süddeutschland und einen Messebesucher in Norddeutschland.  Sie sind von besonderem Interesse, weil beide Personen mit außerordentlich vielen Menschen in Kontakt kommen und so stark zur initialen Verbreitung beitragen. Es gibt weitere Fälle, die nach Deutschland importiert werden, sodass man von insgesamt zehn infizierten Personen ausgeht, auf die die erste Infektionswelle zurückzuführen ist.
Die Inkubationszeit beträgt meist drei bis fünf Tage, kann sich aber in einem Zeitraum von zwei bis 14 Tagen bewegen.  Fast alle Infizierten erkranken auch.

Die Symptome sind Fieber und trockener Husten, die Mehrzahl der Patienten hat Atemnot, in Röntgenaufnahmen sichtbare Veränderungen in der Lunge, Schüttelfrost, Übelkeit und Muskelschmerzen. Ebenfalls auftreten können Durchfall, Kopfschmerzen, Ausschlag, Schwindelgefühl, Krämpfe und Appetitlosigkeit.
Die Übertragung erfolgt hauptsächlich über Tröpfcheninfektion, da das Virus aber auf unbelebten Oberflächen einige Tage infektiös bleiben kann, ist auch eine Schmierinfektion möglich. 
03-16 08:34 – ‘Bundesregierung: “Bericht zur Risikoanalyse im Bevölkerungsschutz 2012”, darin ausführliche Risikoanalyse “Pandemie durch Virus Modi-Sars“’ 
“Pandemie durch Virus Modi-Sars”
[“Unterrichtung durch die Bundesregierung – Bericht zur Risikoanalyse im Bevölkerungsschutz 2017”]
“Hierbei zeigte sich, dass das Ereignis „Pandemie durch Virus Modi-SARS“ bei fast allen betrachteten Schutzgütern (Mensch, Volkswirtschaft und Immateriell) die größten Schäden verursacht.”…Der Bereich „Gesundheit“ wird in allen bisherigen Risikoanalysen, ganz besonders in der Risikoanalyse „Pandemie durch Virus Modi-SARS“ auf die Probe gestellt.
Ausführlich! dann im Bericht 2012 –
[“Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht zur Risikoanalyse im Bevölkerungsschutz 2012”]
“Die Risikoanalyse „Pandemie durch Virus Modi-SARS“ wurde unter fachlicher Federführung des Robert Koch-Instituts und Mitwirkung weiterer Bundesbehörden13 durchgeführt.”…”Das Szenario beschreibt ein außergewöhnliches Seuchen- geschehen, das auf der Verbreitung eines neuartigen Erregers basiert.”…”Das Szenario beschreibt eine von Asien ausgehende, weltweite Verbreitung eines hypothetischen neuen Virus, welches den Namen Modi-SARS-Virus erhält.”…”Zum Höhepunkt der ersten Erkrankungswelle nach ca. 300 Tagen sind ca. 6 Millionen Menschen in Deutschland an Modi-SARS erkrankt. Das Gesundheitssystem wird vor immense Herausforderungen gestellt, die nicht bewältigt werden können.”
Na, hoffentlich stellt sich der letzte Satz als Irrtum heraus.
“Amüsant”:
Eintrittswahrscheinlichkeit: Klasse C: bedingt wahrscheinlich – ein Ereignis, das statistisch in der Regel einmal in einem Zeitraum von 100 bis 1.000 Jahren eintritt

28. März 2020, 10:51 Uhr Amazon

“Wie unser Freund und  Brandenburger Nachbar Volker Heise kürzlich so schön schrieb:
Bemerkenswert aber bleibt, wie Covid-19 auf all die Prozesse, die sich seit Jahren abzeichnen, wie ein Brandbeschleuniger wirkt: die Einzelhändler, die zumachen müssen, während Amazon neue Beschäftigte einstellt. Die Restaurants und Gastwirtschaften, die leer sind, weil nur noch to go gegessen wird. Die Kinos, denen die Besucher weglaufen, weil es auf der Couch und mit Mediatheken bequemer ist. Die sozialen Kontakte, die nicht mehr über den Gartenzaun oder von Balkon zu Balkon stattfinden, sondern über Chatgruppen. Die Selbstisolierung in kleinen Zellen. Die Schockwellen der öffentlichen Erregung.”
Quelle: https://www.fr.de/meinung/virus-brandbeschleuniger-13602975.html
Hierzu der Hintergrundartikel:
Die Coronakrise treibt Einzelhändler reihenweise in den Ruin. Amazon profitiert dagegen vom Onlinehandelsboom und stellt schlagartig 100.000 neue Mitarbeiter ein. Jeff Bezos macht zehn Milliarden Euro in zehn Tagen.
https://www.n-tv.de/politik/Der-weltgroesste-Corona-Profiteur-article21664237.html

Schön der Charity-Satz:
Für (erkrankte Mitarbeiter) legt der Konzern nun einen “Amazon Relief Fund” (Amazon Linderungs Fonds) auf. Damit soll Paketboten und anderen Mitarbeitern geholfen werden, sofern sie positiv auf das Coronavirus getestet oder an Covid-19 erkrankt sind. Den eigenen US-Mitarbeitern wird im Fall einer Erkrankung nun mit großer Geste eine zweiwöchige Lohnfortzahlung gewährt – hierzulande eine Selbstverständlichkeit auch ohne Pandemie. Der “Linderungs-Fonds” hat ein Gesamtvolumen von spärlichen 25 Millionen Dollar. Das hat Bezos in einer halben Stunde verdient.

28. März 2020 um 10:36 Uhr Keine Blankoermächtigung

COVID19 sei „keine Blankoermächtigung“ zur Aussetzung der Grundrechte, sagt Sabine Leutheusser-Schnarrenberger.

…leider denken so etwas nur pensionierte Politiker und Akademiker ohne Handlungsbefugnisse:
https://www.heise.de/tp/features/In-Krisenzeiten-haben-die-Grundrechte-keinen-Ausschalter-4692548.html

In diesem Artikel der schöne Satz: kein Auge zudrücken: beide öffnen!
https://www.sueddeutsche.de/politik/spahn-infektionsschutz-1.4855511

Interessant, dass auch im Gespräch mit L-Schnarre wieder von der unglaublichen Zumutung einer Zwangsimpfung geredet wird – und davon, wie einfach es scheint, die anonymisierten Handydaten wieder zu personalisieren und „Infizierte“ zu tracken (Beispiel Österreich). 
Beides erinnert langsam doch fatal an Zeiten von Hollerithkarten-Erfassung, der Erbgutgesetze und Zwangskennzeichnung von Bevölkerungsgruppen – findet nur heutzutage alles hübsch immateriell mit digitalen Methoden statt.
 
Ich schwinge damit nicht die „Nazi-Keule“, wie mir gestern unterstellt wurde, sondern sehe einfach frappierende Parallelen, die sich historisch belegen lassen.

Deswegen ein dritter Hinweis auf den sehr informativen Artikel über die Geschichte des Robert-Koch Instituts und das Regieren durch Gesundheitsgesetze:
https://www.freitag.de/autoren/salz/grundrechtsfragen-und-infektionsschutzgesetz

Herfried Münkler hat ganz schön in einem Interview vergangene Woche https://www.spiegel.de/geschichte/herfried-muenkler-ueber-die-coronakrise-keine-gefahr-fuer-unsere-demokratie-a-8e31ed5f-af12-4ad9-96ba-c64776f760e7 heraus gestellt, wie sich unter dem Druck der Krise die verschiedenen politisch-kulturellen Traditionen der europäischen Länder wieder heraus kristallisieren (Frankreich Etatismus – mit, wie ich finde: einem Schuss Monarchie; Österreich und Ungarn: rechtskonservativ, man regiert per Selbst-Ermächtigung; England+Schweden: liberal)

Und noch mal zum Vormerken: 

  1. April 2015
    Arte:  Die WHO – Im Griff der Lobbyisten? https://programm.ard.de/TV/Programm/Detailsuche/?sendung=2872498016546
    jetzt auch unter: https://www.youtube.com/watch?v=dYlia_fQOLk

24. März 2020 11:19 Uhr Der “Wolf” namens Corona?

Angesichts des Umstandes, dass Lothar Wieler, Präsident des Robert-Koch-Instituts, am 20. März 2020 im Pressebriefing des Institutes die Zahlen relativierte (»Bei uns gilt als Corona-Todesfall jemand, bei dem eine Coronavirus-Infektion nachgewiesen wurde« – also unabhängig davon, woran der Patient wirklich verstorben ist)
hier – zu eurer Erinnerung an den Verlauf und die Hintergründe der Schweinegrippe-Pandemie 2009 – ein kurzer (von mir übersetzter) Auszug dem Bericht der Untersuchungskommission für das “Social, Health and Family Affairs Committee“, Council of Europe, Parliamentary Assembly, vom 7. Juni 2010

Volltext in Englisch unten anhängend.

Zum Abschluss des vorliegenden Berichts ist der Berichterstatter nach wie vor sehr besorgt über die Art und Weise, wie 2009/2010 die H1N1-Grippe-Pandemie behandelt wurde. Für den Berichterstatter sind die Hauptkritikpunkte in Bezug auf die H1N1-Grippe die Verhältnismäßigkeit der Reaktion auf die Bedrohung der öffentlichen Gesundheit durch H1N1, die mangelnde Transparenz der relevanten Entscheidungs-Prozesse, einschließlich der Möglichkeit einer unzulässigen Einflussnahme durch die pharmazeutische Industrie. Wir sind besorgt über die Art und Weise, in der während  der Pandemie das Vorsorgeprinzip durch die Medien den Regierungen der Mitgliedstaaten und der europäischen Öffentlichkeit kommuniziert wurde.
Der Berichterstatter ist der Ansicht, dass einige der Ergebnisse der Pandemie, wie sie in diesem Bericht dargestellt wurden, dramatisch waren: 

  • die Verzerrung der Prioritäten der öffentlichen Gesundheitsdienste in ganz Europa
  • die Verschwendung riesiger Summen öffentlicher Gelder
  • die Provokation ungerechtfertigter Angst bei den Europäern
  • die Schaffung von Gesundheitsrisiken durch Impfstoffe und Medikamente, die vor ihrer Zulassung im Schnellverfahren möglicherweise nicht ausreichend getestet wurden
    Die sind nur Beispiele dieser unerwünschten Ergebnisse. 

Aus der Sicht des Berichterstatters müssen diese Ergebnisse kritisch betrachtet werden und von den Gesundheitsbehörden auf allen Ebenen geprüft, um das Vertrauen der Öffentlichkeit in ihre Entscheidungen wieder herzustellen.

Die Gesundheitsbehörden müssen besser auf die nächste Infektionskrankheit von pandemischem Ausmaß vorbereitet werden.

Leider bleiben am Schluß ernsthafte Zweifel an der Transparenz der Entscheidungsprozesse im Zusammenhang mit der H1N1-Pandemie, namentlich ist der Berichterstatter alarmiert über 

  • die unangemessene Zeitplanung 
  • die Änderung wesentlicher Definitionen im Zusammenhang mit dem Wort „Pandemie”
  • sowie den nicht auszuschließenden Einfluss der Pharmakonzerne auf einige der zentralen Entscheidungen.

Schließlich ist der Berichterstatter sehr besorgt über die Art und Weise, wie die WHO Informationen über die Pandemie
den nationalen Behörden der Öffentlichkeit mitgeteilt hat, die Rolle der Medien dabei und die Angstzustände, die diese Information
in der Öffentlichkeit erzeugt hat.

Im Hinblick auf frühere Ängste bezüglich der öffentlichen Gesundheit (Vogelgrippe, SARS usw.) ist der Berichterstatter überzeugt, dass
die reale Gefahr besteht, dass man jetzt so oft “Wolf” geschrieen hat, dass die Öffentlichkeit keine angemessene Notiz mehr nimmt, wenn die nächste Infektionskrankheit auftritt.

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20. März 2020 11:14 Uhr Industrielle Landwirtschaft

Industrielle Landwirtschaft & Viren-Ausbreitung
Hier https://www.marx21.de/coronavirus-gefahren-ursachen-loesungen/ der bislang spannendste Einblick in größere Zusammenhänge, den ich zu lesen bekommen habe.

Sowie ein guter, gewerkschaftlich organisierter Überblick über den Zusammenhang „Katastrophen-Kapitalismus und Corona“ https://www.labournet.de/internationales/das-monster-vor-der-tuer-der-corona-kapitalismus/

Angesichts der seit gestern diskutierten Zensur-Maßnahmen zur Eindämmung der Verbreitung sog. „Fake News“ sollte man schnell lesen;-)
https://www.heise.de/newsticker/meldung/Coronavirus-EU-aktiviert-erstmals-Fruehwarnsystem-gegen-Desinformation-4676943.html

18. März 2020 16:30 Uhr Bundeswehr & Corona

“gewaltige Umverteilungsprogramme und Gesetzesverschärfungen”

Nach meinen beiden Tagebuchbeiträgen auf Telepolis zur Rückreise aus Frankreich jetzt mal ein Hinweis auf die Seite von unserem Freund „Mari“ (Christoph Marischka), der beim IMI unter https://www.imi-online.de/2020/03/17/antimilitaristische-politik-in-zeiten-der-pandemie/ (17.3.2020) zum Thema (antimilitaristische) Politik in Zeiten der Pandemie publiziert hat.
Es gibt ja jede Menge Themen, die unter dem Eindruck der Pandemie nicht ins Vergessen geraten dürfen.

18. März 2020, 23:43 Uhr
Schweinegrippe 2009

Daneben ein weiterer Hinweis eines Freundes: man erinnert solche Dinge einfach zu kurz!
Vielleicht interessiert Euch das Nachstehende ebenfalls, mir drängen sich da Parallelen auf.
https://youtu.be/VG_TkPL3jM4